Bödefeld. Dr. Oliver Haas nennt erstmals seine mögliche Nachfolgerin in Bödefeld und hat einige kritische Worte zur jüngsten Berichterstattung.

Über „vorschnelle Urteile und despektierliche Äußerungen“, in der aktuellen Berichterstattung über seine Bödefelder Filialpraxis ärgert sich Dr. Oliver Haas in einer Stellungnahme. Erstmals nennt er auch offiziell die Ärztin, die die Bödefelder Praxis möglicherweise übernehmen wird: Dr. Katja Köhler. Die Allgemeinmedizinerin gehört der Praxis Althaus, Grüne und Bornemann-Weber in Schmallenberg an.

Unsere Redaktion hatte darüber berichtet, dass Dr. Haas die Bödefelder Filialpraxis zum Quartalsende schließen will, dass aber ein noch unbenannter Nachfolger im Gespräch ist. Gleichzeitig versicherte Bürgermeister Bernhard Halbe, dass Stadt und Kassenärztliche Vereinigung einen Neustart unterstützen. Auslöser für den Text waren Patienten, die sich über unzuverlässige Öffnungszeiten geärgert hatten.

Panik geschürt

„Wir sind mit Frau Dr. Köhler auf einem guten Weg“, schreibt jetzt Dr. Haas. Mit dem Zeitungsartikel allerdings habe die Redaktion unnötige Panik unter den Patienten geschürt. Diese suchten sich jetzt eventuell neue Hausärzte. „Um die Praxis weiterführen zu können, ist aber auch für die nachkommende Kollegin eine gewisse Scheinzahl dringend notwendig. Sollten jetzt schon Patienten abwandern, bleibt das Bestehen der Praxis unsicher!“

Auch interessant

Haas schreibt - auch im Namen seiner Kollegin Dr. Annia Röhl und der möglichen Nachfolgerin Dr. Katja Köhler: „Bei allem Verständnis dafür, dass die Patienten in Bödefeld aus ihrer Sicht zu Recht ihren Unmut darüber äußern, dass die Filialpraxis in der letzten Zeit häufiger geschlossen war, sollte man bei der ganzen Diskussion sachlich bleiben.“

„Glück auf Praxis“

So wehren sich Haas und Röhl gegen die Darstellung der Zweigstelle als „Glück auf Praxis“ oder „Rezeptabholstelle“. „Das hat uns sehr getroffen und stellt unser Engagement in den vergangenen fünf Jahren in Frage.“ Sie erinnern daran, dass sich, nachdem Dr. Ochsenfeld seine Praxis geschlossen hatte, „soweit wir uns erinnern können, kein anderer Kandidat oder andere Praxis für den vakanten Sitz gefunden hatte.“ Die Folge wäre der Verlust des Sitzes gewesen.

Selbstverständlich sei Haas im Vorfeld die Entfernung zu Bödefeld bekannt gewesen, betont er, aber man habe die Dorfarztpraxis erhalten wollen. „Wenn man bereit ist, innovative Versorgungsformen mit zu gestalten“, dann könne man eben nicht alles voraussagen. „Man lernt natürlich auch aus Erfahrungen.“

Kassenärztliche Vereinigung unterstützt nur Filialpraxis

Der Mediziner betont, vonseiten der Kassenärztlichen Vereinigung sei Bödefeld immer nur als Filialpraxis geplant gewesen, mit reduzierten Sprechzeiten. Sein Ziel dagegen sei es immer gewesen, den Standort als volle Arztpraxis zu betreiben. Doch es seien eben nicht ausreichend Patienten gekommen. „Wenn sich die Fallzahl nicht über die Hälfte einer durchschnittlichen Hausarztpraxis entwickelt, dann ist es, auch unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten, nicht möglich, an fünf Tagen in der Woche 25 oder 30 Stunden Sprechzeiten anzubieten.“

Auch interessant

Trotzdem habe die Praxis viereinhalb Jahre, bis zur Coronakrise, kontinuierlich an vier Tagen in der Woche Sprechstunden angeboten, auch mit einer Nachmittags- bzw. Abendsprechstunde. Coronakrise und Reihentestungen am Hauptstandort hätten dann dazu geführt, dass das Team die Zeiten reduzieren musste. „Das konnte aber im Vorfeld keiner wissen.“ Mit Unzuverlässigkeit habe das nichts zu tun. „Das möchten wir in aller Entschiedenheit zurückweisen.“

Bereit sein für neue Versorgungsformen

Leider stünden Ärzte auf dem Land nicht Schlange. Finanzielle Anreize allein lockten sie schon längst nicht mehr. Und die Bevölkerung müsse akzeptieren, „dass es künftig nicht mehr den einen, rund um die Uhr verfügbaren Arzt im Dorf gibt, so wie es früher war.“ Wenn man auch in Zukunft weiterhin flächendeckende Arztpraxen in kleineren Gemeinden haben wolle, müssen man auch als Patient bereit sein, neue Versorgungsformen zu akzeptieren und zu unterstützen.

Auch interessant

Die Alternative wäre letztlich eine Zentralisation von Arztpraxen in den größeren Städten. Darunter zu leiden hätten dann die älteren und immobilen Patienten. „Ob das eine gewollte Alternative ist, wage ich zu bezweifeln“, schreibt Haas und schließt mit den Worten: „In diesem Sinne: Glück auf!“

HINTERGRUND

2014 hatte Dr. Franz-Josef Ochsenfeld seine Landarztpraxis in Bödefeld geschlossen, nachdem er längere Zeit einen Nachfolger gesucht hatte.

2015 hatte sich dann Dr. Oliver Haas gefunden, der bereit war, die Praxis als Filialbetrieb zu eröffnen.

Dabei handelte es sich um ein Modellprojekt der Kassenärztlichen Vereinigung. Im ersten Jahr wurde Haas daher von der Kassenärztlichen Vereinigung finanziell unterstützt.

Außerdem hatte die Stadt Schmallenberg das Haus in der Graf-Gottfried-Straße 27, in dem die Praxis liegt, gekauft, umgebaut und vermietet.

2016 - ein Jahr später hatten Haas und seine Kollegin Dr. Annia Röhl bekräftigt, dass sie weitermachen.