Bödefeld. Mediziner aus Erndtebrück eröffnen eine zusätzliche Filiale. Das Projekt der Kassenärztlichen Vereinigung könnte zur Strategie gegen den Ärztemangel auf dem Land werden.
Nach rund einem Jahr ohne hausärztliche Versorgung in Bödefeld ist es offiziell: Zwei Mediziner aus Erndtebrück wollen hier eine Filialpraxis eröffnen. „Wir freuen uns darauf und hoffen, dass wir das Vertrauen der Bödefelder schnell gewinnen werden“, sagt Dr. Annia Röhl. Die Allgemeinmedizinerin betreibt bereits seit einigen Jahren zusammen mit Dr. Oliver Haas eine Gemeinschaftspraxis im knapp 45 Kilometer entfernten Erndtebrück.
Modellprojekt der Kassenärzte
Nun werden sie in Bödefeld eine Filialpraxis aufbauen. Dazu haben sie weitere Mediziner eingestellt, insgesamt werden fünf Ärzte zusammenarbeiten. „Wir werden den Standort im Rotationsbetrieb besetzen, aber das wird nicht willkürlich, sondern systematisch passieren“, sagt Haas. So sei es möglich, dass die Patienten einen der Mediziner als persönlichen Hausarzt wählen und zugleich gesichert an fünf Tagen pro Woche auch in akuten Fällen einen Ansprechpartner vor Ort haben. Eine weitere Filialpraxis betreiben sie bereits in Aue.
Finanziell wird die Bödefelder Praxis im ersten Jahr von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) unterstützt. So soll die medizinische Versorgung möglichst langfristig sichergestellt werden. „Rein rechnerisch liegt der medizinische Versorgungsgrad in Schmallenberg bei 100 Prozent“, sagt Ansgar von der Osten, der bei der KVWL für die Sicherstellung zuständig ist. Problematisch seien aber die großen Entfernungen in der Flächengemeinde. „Die Menschen konnten nicht in einer zumutbaren Entfernung auf eine andere hausärztliche Praxis ausweichen.“ Dazu mussten sie 15 bis 20 Kilometer weit fahren.
Deshalb ist man bei der Vereinigung froh, dass sich die Ärzte aus Erndtebrück für das neue Projekt bereiterklärt haben. Zudem hoffen die Experten, dass das Modell Schule macht als Strategie gegen den Ärztemangel auf dem Land.
Eröffnung im Sommer
Allerdings gilt es noch einige Hürden zu überwinden. „Die Schwierigkeiten sind, dass die Praxisräume von Dr. Ochsenfeld nicht mehr zur Verfügung stehen und dass die alten Patienten zurückkommen müssen“, so von der Osten. Momentan haben die Ärzte das Haus an der Graf-Gottfried-Straße 27 im Blick, noch sind die Verträge aber nicht unterzeichnet. Sobald es so weit ist, beginnt der Umbau. Im Juli, spätestens August, soll die Praxis öffnen.
„Wir wollen, dass die Leute nicht nur zu uns kommen, weil wir vor Ort sind, sondern weil wir gut sind“, sagt Haas. „Unsere Philosophie ist es, dass jeder Patient so viel Zeit bekommt, wie er braucht.“ Außerdem müsse ein moderner Hausarzt mehr zu bieten haben als einen Stift und einen Rezeptblock.
In der neuen Praxis werden unter anderem Ultraschall, EKG, Lungenfunktionstests und Akupunktur möglich sein. „Wir hoffen, dass wir durch Präsenz und Überzeugung viele Patienten zurückgewinnen“, so Röhl.
Neben den Ärzten werden auch sogenannte Versorgungsassistentinnen bereit stehen. Die speziell ausgebildeten Krankenschwestern nehmen den Ärzten Routinetätigkeiten wie Blut abnehmen, Blutdruckmessen oder Verbandswechsel ab, auch bei Hausbesuchen. Zudem soll eine weitere Arzthelferin für Bödefeld eingestellt werden.