Bödefeld. . Die Mediziner aus Erndtebrück werten das Pilotprojekt in Bödefeld als Erfolg. Die Filialpraxis soll in bisheriger Form bestehen bleiben.

  • Mediziner aus Erndtebrück wollen ihre Filialpraxis weiter betreiben
  • Erstmals hatte die kassenärztliche Vereinigung ein solches Projekt gefördert
  • Schmallenbergs Bürgermeister ist mit der Lösung ebenfalls zufrieden

Fast genau ein Jahr ist es her, dass die neue Arztpraxis rund um Dr. Annia Röhl und Dr. Oliver Haas in Bödefeld eröffnet hat. Damit läuft nun auch die Projektphase aus, in der die Ärzte eine finanzielle Förderung bekommen. Ihr klares Bekenntnis lautet: „Wir machen weiter“. Die Praxis werde auch nach Ablauf des ersten Jahres zu den gewohnten Zeiten geöffnet sein.

„Wir sind da – das wollen wir an keine Bedingungen mehr knüpfen“, sagt Dr. Röhl. Die Medizinerin aus Erndtebrück hatte sich gemeinsam mit ihrem Kollegen Dr. Haas entschieden, in Bödefeld eine Filialpraxis zu eröffnen. Mittlerweile arbeitet das Team aus insgesamt fünf Ärzten an drei Standorten, jeweils zwei von ihnen dienen als Haupt-Ansprechpartner für die Patienten vor Ort. Sie decken in der Regel alle Praxiszeiten ab, nur im Falle einer Krankheits- oder Urlaubsvertretung springt einer der anderen Mediziner ein.

Finanzspritze

„Dieses dezentrale Modell ist ein Blick in die Zukunft“, meint Bürgermeister Bernhard Halbe. Ein Blick in die Zukunft, das war vor einem Jahr vor allem auch die Anschubfinanzierung der Praxis in Bödefeld. Nachdem Dr. Franz-Josef Ochsenfeld in den Ruhestand gegangen war, gab es in Bödefeld rund anderthalb Jahre lang keine Arztpraxis. Junge Ärzte dazu zu bewegen, sich mitten im Sauerland niederzulassen, war mehr als schwierig. Deshalb hatten die kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) und die Stadt Schmallenberg beschlossen, finanzielle Anreize zu schaffen.

Die Filialpraxis in Bödefeld war die erste, die die KVWL finanziell gefördert hat. Um die hausärztliche Versorgung an bestimmten Orten sicherzustellen, vergibt die Vereinigung Darlehen in einer Höhe von bis zu 50000 Euro für die Einrichtung eines vollen Arztsitzes. Zusätzlich kann die Übernahme von Kosten für den Umzug oder die Einrichtung der Praxis beantragt werden. Wie viel Geld genau nach Bödefeld gegangen ist und wie viele Patienten die Praxis mittlerweile hat, ist nicht offiziell bekannt.

Die Stadt Schmallenberg hatte sich ebenfalls eingebracht und das Gebäude an der Graf-Gottfried-Straße 27 gekauft und es renovieren lassen. Nun vermietet sie die Praxisräume an die Ärzte. Das sei für die Stadt keine schlechte Geldanlage, meint der Bürgermeister. „Zu diesen Konditionen würden wir uns grundsätzlich wieder engagieren“, sagt Halbe. Vor allem aber sei er froh, die medizinische Versorgung rund um Bödefeld gewährleistet zu sehen. Nach den offiziellen Rechnungen war die auch ohne eine Praxis in Bödefeld gegeben.

„Es gab dort keine Unterversorgung“, sagt Dr. Hans-Heiner Decker, Bezirksstellenleiter der KVWL. „Es war viel mehr die geografische Lage ausschlaggebend.“ Patienten aus Bödefeld mussten 15 bis 20 Kilometer in die nächste Arztpraxis fahren.

Anfängliche Skepsis

Nun gibt es wieder eine Praxis vor Ort, und sie läuft mittlerweile so, wie die Ärzte es sich erhofft haben. Genaue Fallzahlen möchten sie nicht nennen, aber sie garantieren ihren Patienten, dass sie weitermachen. Dr. Decker hat seine Kollegen beim Aufbau der Filialpraxis von Anfang an begleitet. „Wir bewerten es insgesamt als sehr positiv, dass jemand einen solchen unternehmerischen Mut gezeigt hat“, sagt er im Rückblick. Denn der Start sei für die Kollegen nicht immer leicht gewesen. Viele Patienten seien zunächst skeptisch gewesen, viele hätten mit einem erneuten Hausarzt-Wechsel gezögert, weil sie unsicher gewesen seien, ob sie dort tatsächlich länger als ein Jahr lang betreut werden würden. Diese Zweifel wollen die Ärzte nun endgültig ausräumen.