Meschede. Wie die Corona-Krise praktisch bewältigt wird: Hintergründe vom DRK Meschede. Seine Helfer sind auch vorbereitet, wenn Not in Pflegeheimen ist.

Es ist Zeit, erste Bilanzen der Corona-Krise zu ziehen. Vieles, was sich im Hintergrund ereignete, wird erst jetzt bekannt. Das Deutsche Rote Kreuz aus dem Altkreis Meschede zum Beispiel half landesweit, Schutzausrüstung zu transportieren. Und die Helfer des DRK hätten bei Bedarf im Hochsauerlandkreis in der Pflege in Noteinrichtungen unterstützt. Es gibt aber auch Probleme.

46 Tage lang Transporte

Seit dem Frühjahr war das Deutsche Rote Kreuz im Krisenmodus. Präsident Lothar Wrede (Meschede) hatte am 13. März für den DRK-Kreisverband Altkreis Meschede den Krisenfall ausgerufen – dem Kreisverband gehören der Ortsverein Meschede-Eslohe (mit Bestwig) und der Stadtverband Schmallenberg an.

Bis Ende Juli waren 84 Helfer dann an 46 Tagen unterwegs, um von Düsseldorf neu eingeflogene medizinische Schutzausrüstung ins Zentrallager der Bezirksregierung nach Hagen zu transportieren - von dort aus wurde sie weiterverteilt: „Nachts ging das Telefon, ob wir sofort Ausrüstung abholen könnten“, erinnert sich Markus Hufnagel, der zum heimischen DRK-Krisenmanager bestellt wurde.

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Hilfe im Kreis Gütersloh

An sechs Tagen waren 19 Helfer zur Unterstützung im Kreis Gütersloh, um dort von Unterkunft zu Unterkunft zu gehen, um Abstriche von Arbeitern der Tönnies-Fleischindustrie zu nehmen: „Die Reaktionen reichten von absolutem Verständnis bis zu völliger Angst, weil die Arbeiter nichts verstanden haben.“ Anfangs hätten zum Beispiel Dolmetscher gefehlt, die alles übersetzten. Einspringen konnte das heimische DRK sofort: „Das musste ganz fix passieren. Wir sind darauf vorbereitet. Wir sind universell ausgebildet“, sagt Kreisrotkeuzleiter Carsten Kersenbrock.

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Fahrradstaffel aufgestellt

„Man vermutet, dass wir Geld haben“, sagt Präsident Lothar Wrede. Tatsächlich ist das aber nicht so. In Meschede hat das DRK gerade eine Fahrradstaffel mit E-Bikes aufgebaut, um bei Großveranstaltungen in der Innenstadt oder am Hennesee schneller mit Defibrillator oder Verbandsmaterial am Einsatzort sein zu können. Ein E-Bike sponserte der Lions-Club, das zweite musste sich das DRK selbst kaufen, weil es keinen weiteren Sponsor fand.

Förderer dringend gesucht

Kreisverband, Ortsverein und Stadtverband müssen sich selbst finanzieren. Und das ist schwierig in der Corona-Zeit. Einnahmequellen versiegten plötzlich: Die Kurse für Führerscheinbewerber mussten zum Beispiel anfangs eingestellt werden. Weil keine Veranstaltungen mehr waren, entfielen auch die Sanitätsdienste. Auch die Kleidersammlungen stockten: 50 Sammelcontainer hat das DRK aufgestellt, aber viele der Fahrer, die sie sonst leerten, kamen in Quarantäne.

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Da kommt den Fördermitgliedern eine besondere Bedeutung zu, die die Arbeit unterstützen. Schließlich kostet die nötige Schutzkleidung für jede Einsatzkraft 500 Euro. Das DRK bittet deshalb ausdrücklich: „Jetzt ist der ideale Zeitpunkt, um Fördermitglied bei uns zu werden: Wir brauchen Sie!“, so Wrede.

Die Engpässe

Das Hauptmanko war überall die fehlende Schutzausrüstung, sagt Carsten Kersenbrock – „in der Menge hatten wir die auch nicht.“ Er befürwortet ausdrücklich eine bessere, auch zentrale Bevorratung, wie es sie früher für den Katastrophenschutz schon gab. Und Material müsse auch in Deutschland produziert werden – das hätten die Engpässe beim Nachschub nachdrücklich gezeigt.

Das Umlernen

Beim DRK an der Kolpingstraße gibt es einen Lageraum für Krisensituationen. Bisher war man aber davon ausgegangen, dass eine „Lage“, also eine Krise, auch rasch vorbei ist. Corona aber dauert. Auch das DRK musste sich also erst einmal Strukturen schaffen - ein virtueller Einsatzstab entstand daheim, um sich nicht anzustecken. Das heimische DRK hatte glücklicherweise schon die Software dafür, um das technisch hinzubekommen: „Von Mitte März bis zu Sommerferien gab es jeden Tag eine Telefonkonferenz, immer nach der Tagesschau“, so Krisenmanager Hufnagel.

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Die Notfallpläne

Hufnagel hat das DRK auch im Krisenstab des Hochsauerlandkreises vertreten. Eine der Fragen dort: Was, wenn Corona in Pflegeheimen verstärkt auftritt - oder wenn ganze ambulante Pflegedienste plötzlich zur Versorgung ausfallen? „Solche Pläne gab es nicht in der Schublade. Jetzt liegt alles in der Schublade“, sagt er.

So kamen zum Beispiel die Überlegungen auf, binnen 48 Stunden in einem leerstehenden Gebäudetrakt beim LWL-Wohnverbund Marsberg als mögliche Notpflegeeinrichtung bis zu 120 Plätze für Pflegebedürftige schaffen zu können. Vorsorge muss sein, sagt Kreisrotkeuzleiter Carsten Kersenbrock: „Unser Ziel ist es, vor der Lage zu sein!“ So liegt auch in der Schublade, wie und wo man mögliche Corona-Massentests durchführen könnte: Das DRK hat dafür eine Fahrzeughalle in einem Gewerbegebiet im Blick – Autofahrer könnten im Vorbeifahren getestet werden. Er sagt: „Wir sind gut gerüstet für eine imaginäre zweite Welle!“

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Der Wiederbeginn

Inzwischen hat die Ausbildung wieder begonnen, auch Kurse finden wieder statt. Blutspenden sind auch (bis auf eine Absage) in der Hochphase von Corona durchgeführt worden - zu lebenswichtig ist dieser Nachschub. Statt der normalen Verpflegung durch das Blutspendeteam gibt es eben Lunchpakete.

>>>PERSONALIEN<<<

Der DRK-Kreisverband Altkreis Meschede hat Neuwahlen durchgeführt.

Präsident bleibt Lothar Wrede, Vizepräsidenten sind Josef Sommer und Werner Wolff.

Schatzmeister ist Thorsten Hegener, Justitiar Otto Entrup, Schriftführer Markus Hufnagel, die Öffentlichkeitsarbeit macht Anna Schmitt.

Kreisrotkreuzleiter bleibt Carsten Kersenbrock.

Stellvertreter: Markus Hufnagel und Michael Schumacher. Kreisverbandsarzt ist Dr. Iurie Stavila.

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