Meschede/Hochsauerlandkreis. Die neuen Pesa-Züge machen der Bahn nichts als Ärger. Er nimmt kein Ende und erreicht nun eine neue Dimension.

Nach der Kur kommt – die nächste Kur! Alle 36 Fahrzeuge des polnischen Herstellers Pesa, die im Sauerlandnetz der Bahn eingesetzt werden, müssen zum zweiten Mal zurück in ihre Heimat. Dort müssen sie wieder nachgebessert werden.

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Diese Informationen gibt die Kreisverwaltung in Meschede an die Politiker im Kreistag des HSK weiter. „Rollkur“ lautet der Fachbegriff für die erforderlich gewordene, umfassende Nachbesserung. Die erste hatte über den Jahreswechsel stattgefunden. Danach aber haben sich weitere „Auffälligkeiten“ ereignet – unter anderem waren die Pesa-Züge zu laut. Bei der zweiten Rollkur soll hier nachgebessert werden

Das Klimaproblem

Kritik gibt es weiter an den Klimaanlagen in den Zügen: Entweder funktionieren sie nicht – oder produzieren so sehr Kälte, dass man sie auch im Sommer in den Wagen nicht aushält, so Dietmar Schwalm von den Linken. Auch das ist überprüft worden: „Ausdrücklich wird die Ansicht geteilt, dass die Funktion und Lautstärke der Klimaanlage so nicht zufriedenstellend ist“, so der des Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe, der mit der DB Regio einen Verkehrsvertrag über die erforderlichen Bahnleistungen abgeschlossen hat – die mit den Pesa-Zügen erfüllt werden müssten.

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Allerdings: Technisch sei für das Klima-Problem noch keine Lösung gefunden worden, so die Bahn. Die Leistungen der Klimaanlagen würden sich im Rahmen der geltenden Normen bewegen, hat eine Prüfung ergeben. DB Regio arbeitet zusammen mit Pesa an Lösungen.

Druck aufbauen

Trotz der einzelnen Fehler: Insgesamt seien die Pesa-Züge nach Erklärung des Zweckverbandes „vollumfänglich“ zugelassen und würden den geltenden Normen entsprechen. Deshalb kann der Verband auch keine Nachbesserungen auf der Grundlage des bestehenden Vertrages verlangen - die könnten „nur in gemeinschaftlicher und vertrauensvoller Zusammenarbeit“ mit der Bahn erzielt werden. Allerdings prüft der Verband rechtliche Ansätze, um gegenüber der Bahn „nachhaltig Druck aufbauen zu können“.

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Uli Beele, Sprecher des Zweckverbandes, sagt: „Wir haben nach wie vor ein Problem mit Pesa-Fahrzeugen.“ Gemeinsam mit der Bahn gibt es inzwischen eine „Taskforce Sauerland“, die nach Verbesserungen für die Nutzer der Ruhrtalbahn sucht. Darunter ist auch die Frage, möglicherweise Ersatzfahrzeuge für die Pesa-Züge zu finden: „Das wird akribisch geprüft.“ Allerdings gebe es nur ganz wenige Anbieter, die Züge vermieten oder leasen - und die auch nur in begrenzter Stückzahl.

Gesunkene Fahrgastzahlen

Auch der Zweckverband ist in der Corona-Krise unter einen finanziellen Rettungsschirm geschlüpft. Hintergrund waren die Einnahmeverluste durch das Zurückfahren der Fahrpläne im ÖPNV auf ein Minimum. Denn mit der Krise sanken die Fahrgastzahlen auf nur 10 bis 20 Prozent des üblichen Niveaus.

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Mit Hochfahren des Verkehrs durch die ersten Lockerungen um Ostern stieg das dann auf 40 bis 50 Prozent an, inzwischen - so Uli Beele - liegen sie zumindest bei 60 bis 70 Prozent: „Jetzt geht es darum, wieder mehr Fahrgäste zu bekommen, um das System zu stabilisieren“ – allerdings müssten dabei umgekehrt weiterhin wegen Corona Überfüllungen sowohl in den Zügen als auch den Bahnhöfen vermieden werden. Umgesetzt worden seien verbesserte Hygienestandards mit häufigeren Reinigungsintervallen in den Zügen.

Die Maskenpflicht

Bei der Einhaltung der Maskenpflicht gilt bislang: „Wir haben das Hausrecht, aber können nicht sanktionieren“, sagt Uli Beele. Wird die Maske nicht angelegt, kann der Zugbegleiter den Zugführer verständigen, der den Zug dann so lange anhält, bis die Polizei kommt - oder die Maske angelegt wird.