Meschede. Die Umgestaltung der Mescheder Innenstadt geht weiter: Als nächstes mit dem Kaiser-Otto-Platz. Und an der Kirche gibt es spektakuläre Funde.

„Ein Fund, mit dem Meschede wuchern kann“: Der Archäologe Wolfram Essling-Wintzer vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe kann die Redewendung bewusst abwandeln. Denn das sprichwörtliche Pfund ist tatsächlich ein Fund, der jetzt gemacht wurde.

Archäologe: Eine „Sensation“ für Westfalen

An der St.-Walburga-Kirche wurden Fundamente aus Lehm entdeckt, die aus den Anfängen des Mescheder Damenstiftes sein könnten – aus karolingischer Zeit Karls des Großen im 9. Jahrhundert. So etwas Altes in Meschede: Essling-Wintzer spricht von einer „Sensation“ für Westfalen.

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Die Ausgrabungen an der Kirche fügen sich ein in die weitere Umgestaltung der Innenstadt. Die St.-Walburga-Pfarrgemeinde will den Bereich hinter der Kirche zur Steinstraße hin anders gestalten. Das wiederum ergänzt sich mit den Plänen der Stadt am benachbarten Kaiser-Otto-Platz. Beide Seiten verzahnen ihre Planungen. „Der große Wurf ist spruchreif“, sagt Bürgermeister Christoph Weber stolz. Denn jetzt sind die Fördergelder da, um nach der Ruhrstraße dieses nächste Riesenprojekt zur Umgestaltung anzugehen. Rund 1,9 Millionen Euro wird es kosten, 60 Prozent davon fließen als Zuschüsse nach Meschede.

Sakristei kommt weg, „Beule“ bleibt

An der Kirche bleibt die Emhildiskapelle („Beule“ wegen ihrer Form genannt) stehen, die daran angebaute Sakristei wird abgerissen und entlang der Kirche neu gebaut.

Stadt Meschede und Kirche verzahnen rund um die Kirche um den Kaiser-Otto-Platz ihre Planungen zur Umgestaltung: Bürgermeister Christoph Weber, Planer Michael Klauke, Fachbereichsleiter Heinz Hiegemann, Pfarrer Michael Schmitt,  Axel Hesse vom Gemeindeverband und der Archäologe Wolfram Essling-Wintzer stellen sie hier vor (von links).
Stadt Meschede und Kirche verzahnen rund um die Kirche um den Kaiser-Otto-Platz ihre Planungen zur Umgestaltung: Bürgermeister Christoph Weber, Planer Michael Klauke, Fachbereichsleiter Heinz Hiegemann, Pfarrer Michael Schmitt, Axel Hesse vom Gemeindeverband und der Archäologe Wolfram Essling-Wintzer stellen sie hier vor (von links). © Jürgen Kortmann

Die jetzt massive Treppenanlage hinauf zur „Beule“ kommt weg. Der gesamte grüne Bereich daneben, der bislang oberhalb der Steinstraße ist, wird quasi abgegraben und künftig hinunter auf das Niveau der Straße rücken. Und das hat die Archäologen auf dem geschichtsträchtigen Gelände auf den Plan gerufen.

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Meschedes geistiges und geistliches Leben begann hier, weit vor der St.-Walburga-Kirche, mit Gründung eines Damenstiftes um das Jahr 870. „Wir suchen nichts, wir gucken nur, was ist da“, meint der Archäologe Wolfram Essling-Wintzer. Und beim Nachgucken wurde jetzt, unter einer 1,20 Meter dicken Sicht aus Kriegsschutt, fand sich die Sensation - ein altes Fundament aus Lehm von einem bislang unbekannten Gebäude. Es muss zum Damenstift gehört haben, ist irgendwann abgebrannt – denn diese Feuerspuren fanden sich auch.

Hier an dieser Stelle plant die Gemeinde künftig auf der neuen grünen Fläche einen Stiftsgarten: Er wird dem damaligen Kreuzgang nachempfunden sein, den die Menschen im Stift zum Meditieren und Beten nutzten. Bislang erinnert nichts daran, dass es diesen Kreuzgang einst gab. Pfarrer Michael Schmitt spricht von einer „Beton-Innenstadt“, die nach den Zerstörungen des Krieges entstanden sei – „wir haben nichts Grünes in der Innenstadt“. Das soll sich mit dem Stiftsgarten künftig ändern, der gleichzeitig ein spiritueller Ort sein soll und die Geschichte vor Augen halten will.

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2021 geht es weiter

Drei Bauabschnitte wird es für die weitere Umgestaltung geben. Im Frühjahr 2021 wird am Kaiser-Otto-Platz bis zur Zeughaus-/Gutenbergstraße begonnen.

Der künftige Kaiser-Otto-Platz in Meschede verspricht Besuchern mehr Aufenthaltsqualität.
Der künftige Kaiser-Otto-Platz in Meschede verspricht Besuchern mehr Aufenthaltsqualität. © Stadt Meschede/ Greenbox Landschaftsarchitekten

Der Platz bleibt, das klingt banal, auch ein Platz: Er wird nicht zugebaut, weiterhin wird dort der Wochenmarkt stattfinden. Die Qualität für Besucher soll aber besser werden, so Planer Michael Klauke.

Die jetzige Sitzmauer und der ohnehin nicht mehr sprudelnde Brunnen verschwinden, stattdessen entsteht eine Kombination aus Hochbeet und Sitzgelegenheiten. Das schafft wiederum mehr Raum für Außengastronomie und Veranstaltungen. Ausruhen kann man sich auch am Eck der Kirche an einer neuen Sitztreppe, die aber auch für den Auftritt von Gruppen bei Veranstaltungen genutzt werden kann. Als Kunstwerk entsteht das „Hennetor“ aus Corten- und Edelstahl und fließendem Wasser.

>>>HINTERGRUND<<<

2022 kommt als zweiter Bauabschnitt der Bereich vom Kaiser-Otto-Platz bis zum Stiftsplatz an die Reihe. Ob und wohin der etwas abseits liegende Geschichtsbrunnen verlegt wird, ist noch offen: Vielleicht bleibt er hier am Stiftsplatz, vielleicht kommt er vor die Kirchenverwaltung oder vor die Vikarie (die künftig zum Pfarrhaus wird) am Emhildisplatz, Ecke Steinstraße.

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Vermutlich 2023 wird die Steinstraße zwischen Kaiser-Otto-Platz und der großen Kreuzung als dritter Abschnitt angegangen - das ist wiederum abhängig davon, wie die Arbeiten am Stiftsgarten voran gehen. Denn diese Baustelle muss ja über die Steinstraße bedient werden können.