Meschede. Renate Pfeiffer tauscht als Rentnerin die Großstadt ein gegen die Kleinstadt Meschede. Hier erkennt die Weltbürgerin mittlerweile viele Vorteile.

Niemals hätte Renate Pfeiffer gedacht, dass sie nach Meschede zurückkehrt. Zu provinziell, zu klein schien der jungen Frau die Heimatstadt, als sie sie nach dem Abi verließ. Jetzt - als Rentnerin - lebt sie mit ihrem Mann wieder hier und weiß die Vorteile zu schätzen.

Die Heimat

Renate Pfeiffer stammt aus einer großen Familie, zehn Geschwister wurden mit ihr im Haus der Familie von Dr. Erwin und Dorothea Herrmann am Uferweg groß. „Und auch in allen anderen Häusern waren Kinder“, erinnert sie sich. „Wir haben gespielt, gespielt, gespielt.“ Den Eltern, die aus Schlesien vertrieben worden waren, war es wichtig, dass alle - auch wenn nicht viel Geld da war - eine gute Ausbildung erhielten.

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Die Welt

Also ging Renate nach dem Abitur in Arnsberg zum Studium der Literaturwissenschaften nach Münster. Dort lernte sie ihren Mann kennen und zog mit ihm Anfang der 70er-Jahre nach Berlin. „Eine irre Zeit“, schwärmt sie im Rückblick und der Start eines unruhigen Lebens. Sie bekam zwei Kinder und folgte ihrem Mann, der für das Goethe-Institut tätig war - nach Warschau, München, Stockholm, Abu Dhabi und Amsterdam.

,Auch in Abu Dhabi hat Renate Pfeiffer viele Menschen getroffen und Kontakte geknüpft.
,Auch in Abu Dhabi hat Renate Pfeiffer viele Menschen getroffen und Kontakte geknüpft. © Privat

Über die Jahre hielt sie Kontakt nach Meschede. „Meine Eltern und mein Bruder lebten hier.“ Viermal im Jahr sei sie immer in der Kreisstadt gewesen, auch mit der Familie, vor allem, „um die Oma zu besuchen“.

Die Rückkehr

2018 ging ihr Mann in Rente „und wir überlegten, wo wir uns im Alter niederlassen wollten. Meschede stand nicht auf meinem Plan. Ich wollte zurück nach Berlin, dort hatten wir lange gewohnt, viele Freunde und unsere Tochter leben dort.“ Allerdings hatte sie nicht damit gerechnet, dass es so schwierig sein würde, eine passende Wohnung zu finden. Hinzu kam, dass ihr Mann keine Lust mehr auf die Großstadt hatte. „Er sehnte sich nach Ruhe.“ Im Internet suchte er nach Häusern und fand ein passendes - in Meschede.

„Zuerst war ich gar nicht begeistert“, berichtet Renate Pfeiffer. „Ich konnte mir das Leben in einer Kleinstadt nicht vorstellen.“ Doch dann ließ sie sich überzeugen. Die Nähe, die das Internet schafft, sei dabei eine wichtige Voraussetzung gewesen. „Mir wurde irgendwann klar: Du hast Freunde in der ganzen Welt, dein Sohn lebt in München, deine Tochter in Berlin. Das Internet bringt dir die weite Welt ins Haus.“ Heute wohnt sie auf der Hardt mit Blick auf die Stadt. „In direkter Nachbarschaft zu meinem Bruder“, sagt sie und lacht. „Das war wirklich nicht beabsichtigt.“

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Die Veränderungen

Während sie früher die Anonymität der Großstadt schätzte, genießt sie es heute, dass sie in der Stadt an jeder Ecke Bekannte trifft. „Meschede hat sich seit meinem Weggang sehr stark verändert. Die schöne Natur ist geblieben.“ Die erkundet sie heute samt der umliegenden Dörfer mit dem Rad, wandert mit dem SGV und badet im Hennesee.

Aus ihren vielen Umzügen weiß sie, wie wichtig es ist, dass man sich selbst bemüht, wenn man Kontakt sucht. „Aber hier gibt es ja jede Menge Angebote“, schwärmt sie, „vom Bürgertreff über die Stadtgespräche bis zum Seniorenbeirat und dem Programm in der Alten Synagoge und der Stadthalle“, zählt sie auf. „Und ich staune, wie viele Menschen sich hier ehrenamtlich einsetzen. Das kann ich gar nicht genug loben.“

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Auch die Geschichte ihrer Heimatstadt entdeckt sie jetzt erst neu. „Als junge Frau habe ich mich hier stets fremd gefühlt - heute gar nicht mehr“, sagt sie. Erstaunlich leicht sei es gewesen Kontakt zu finden, alte Freundschaften wiederzubeleben, beim Jahrgangstreffen und bei Gesprächen mit Kinderfreunden. „Da konnte ich zum Teil nahtlos anknüpfen.“

Was ihr, der Weitgereisten, an Meschede besonders gefällt: „Die Handwerker kommen so schnell. Die Anmeldung im Rathaus verlief völlig problemlos - in Berlin wartet man Wochen auf einen Termin. Und die kurzen Wege.“

Kurz und Knapp:

Ich vermisse hier...
...Amsterdams Museumslandschaft und das kulturelle Angebot Berlins.

Meine Lieblingsorte in Meschede...
...sind die Talsperre, die zum Schwimmen für alle zugänglich ist, und unser Haus auf dem Berg mit dem Blick auf Meschede.


Meine Lieblingsorte in den vorherigen Heimatstädten...

...sind die Amsterdamer Grachten, die schönen Cafés in der Altstadt von Warschau, die große Moschee von Abu Dhabi und die Wüste sowie die Schären im Mittsommer und die Altstadt von Stockholm.


Der wichtigsten Gründe für meine Rückkehr...

...waren mein Mann mit seinem Wunsch nach Ruhe und Natur und die Gewissheit, dass man hier gut leben kann