Velmede/Meschede. Karin Gottfried wuchs in Velmede auf. Nach dem Abi wollte sie erstmal nur weg. Für Heimvorteil HSK wirbt sie heute bei Rückkehrern fürs Sauerland.
Karin Gottfried (38) wuchs in Velmede auf. Nach dem Abitur wollte sie erst einmal weg. Einfach nur weg. Ihr sei das damals, mit 19, alles zu klein gewesen im Sauerland. Diese Einstellung änderte sich in den vergangenen Jahren. Sie lebt heute wieder in Velmede. Als Projektleiterin von Heimvorteil HSK berät sie nun sogar Rückkehrer. Wir sprachen mit ihr über ihre Aufgabe und ihre persönliche Rückkehrergeschichte.
Was verbindet alle Rückkehrer?
Karin Gottfried: Für alle Rückkehrer ist der Weg zurück in die Heimat ein bewusster Prozess, der wohl überlegt ist. Denn man verlässt ja nicht nur einfach nur eine Stadt, sondern auch ein gewohntes Umfeld mit Freunden und Lieblingsorten.
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In welche groben Gruppen lassen sich die Rückkehrer denn einteilen?
Ich würde von drei Gruppen sprechen: Die, die gleich nach dem Studium zurückkommen. Für die war es von vorn herein klar, dass sie im Sauerland bleiben wollen. Die, die Mitte 30 mit Kindern und Partnern zurück ziehen; und dann gibt es noch eine Gruppe Ü50, die heimkehrt, um Angehörige zu pflegen, weil eine Erbschaft ansteht oder um die spätere Rente im Grünen zu verbringen.
Worum geht es meistens in den Anfragen von Rückkehrern?
Meistens geht es um berufliche Fragen. Wir verstehen uns da als Netzwerker und Impulsgeber. Wir zeigen, was das Sauerland zu bieten hat. Damit überraschen wir nämlich oft auch Heimkehrer, weil sich in den vergangenen Jahren viel getan.
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Was waren Ihre Gründe für die Rückkehr?
Da muss ich ein wenig ausholen. Ich habe meinen Mann in Hamburg kennengelernt. Wir bekamen zwei Töchter und zogen aus beruflichen Gründen erst nach Braunschweig und dann nach Hannover. Dort fühlten wir uns sehr wohl. Allerdings wuchs in uns auch immer mehr der Wunsch nach diesem „Tür auf und raus ins Grüne“-Gefühl - ohne dafür knapp 12 Euro pro Quadratmeter Miete zahlen zu müssen. Für ein bezahlbares Haus im Speckgürtel von Hannover hätten wir allerdings sehr weit raus ziehen müssen. Und dann kannst du auch woanders aufs Land ziehen. Mein Mann war es dann, der das Sauerland immer wieder ins Spiel brachte. Er mochte es hier schon immer. 2016 zogen wir dann hierher. Ich habe mir 16 Jahre die Stadt angeguckt, es war toll. Aber mit Kindern denkt man dann doch anders.
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Warum Velmede?
Ich bin in Velmede aufgewachsen. Wir leben hier in der Nähe meiner Tante und meines Opas. Ihr Haus war schon immer lebendig und offen für alle und ich finde es schön, dass meine Töchter jetzt auch mit dieser offenen Hauskultur groß werden, ihr Klettergerüst im Garten haben und überall eingebunden werden.
Was gefällt Ihnen nicht so gut am Sauerland?
Ich wäre gern nicht auf das Auto angewiesen. Ich musste mir mit 36 Jahren mein erstes Auto kaufen. Dennoch versuche ich viel mit dem Bus zu erledigen. Ich habe ein Jobticket. Das funktioniert in Velmede natürlich sehr gut, mein Büro ist in Meschede.
Haben sich denn bei Ihren Kindern auch schon ein paar Sauerländer Redensarten eingeschlichen?
Na klar. „Ich bin dranne“, höre ich zum Beispiel oft von meinen Kindern.
Und was ist aus dem Gefühl geworden, dass das Sauerland zu klein ist?
Ich genieße die Ruhe, dass wir so viel Platz haben und die Zeit mit Familie und Freunden. Und wenn die Sehnsucht zu groß wird, packen wir unsere Sachen und fahren in die Stadt.
KURZ UND KNAPP
1. Ich vermisse hier? Ich vermisse ein breites kulinarisches Angebot.
2. Mein Lieblingsort (im Sauerland)? Der Garten meiner Tante
3. Mein Lieblingsort in der Stadt, die ich verlassen habe? Die Hinterhofgärten unserer Freunde in Hannover
4. Der wichtigste Grund für meine Rückkehr? Familie
>>>HINTERGRUND
Das Projekt Heimvorteil HSK ist bei der Wirtschaftsförderung des Hochsauerlandkreises angesiedelt. Eine Zielgruppe des Projektes sind seit 2015 Rückkehrer und solche, die es werden wollen.
Heimvorteil HSK setzt Impulse für eine Rückkehr, pflegt Netzwerke und berät Rückkehrer. So können beispielsweise Firmen, die neue Leute suchen, ihr Profil einstellen, es gibt aber auch Stammtische, wo sich Rückkehrer austauschen können - zum Beispiel im H1 in Meschede.
Karin Gottfried studierte Vergleichende Landeswissenschaften und Regionalwissenschaften in Münster.
Sie arbeitete und lebte in den Niederlanden, Hamburg, Braunschweig und Hannover. Heute lebt sie mit ihrem Mann und den beiden Kindern in Velmede.