Meschede. Meschede hat wieder einen Ortsheimatpfleger. Nach Abu Dhabi und Warschau ist Volker Pfeiffer gespannt auf die Schätze, die Meschede zu bieten hat.

Vier Jahre hatte die Stadt keinen Ortsheimatpfleger. Jetzt gibt es mit Volker Pfeiffer wieder jemand, der sich ehrenamtlich und leidenschaftlich um die Geschichte der Stadt kümmern will. Das ist ungewöhnlich, denn der Geographie-Lehrer ist erst vor anderthalb Jahren nach Meschede gezogen. 35 Jahre war der gebürtige Münsteraner für eine Mittlerorganisation im Bereich der auswärtigen Kulturpolitik weltweit tätig.

Sie haben in Berlin, Warschau, Singapur, München, Stockholm, Abu Dhabi und Amsterdam gelebt und gearbeitet. Wie kommt man da als Rentner nach Meschede?

Volker Pfeiffer: Meine Frau ist Meschederin. Wir hätten an jeden Ort in Deutschland ziehen können. Aber von Amsterdam aus hat man den Blick aufs Sauerland. Für uns das „Paradies vor der Haustür“, wir haben hier ein Haus gefunden und sind sehr zufrieden, dass wir alles fußläufig oder mit dem Rad erreichen können.

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Und haben sich gleich ins Ehrenamt gestürzt?

Ja, die Erfahrung der vielen Umzüge, bei denen wir uns immer wieder neu in fremden Städten zurecht finden mussten, hat mir gezeigt, was man tun muss, um in einer fremden Stadt anzukommen.

Wie haben Sie überhaupt davon erfahren, dass der Posten des Stadtheimatpflegers zu besetzen ist?

Meine Frau und ich waren bei den Stadtgesprächen. Im Anschluss sind wir zu den Organisatorinnen, Gisela Bartsch und Dorothee Hüster von der Stadt, gegangen. Ich habe mich vorgestellt und gesagt: Ich bin jetzt hier, ich habe Zeit und ein paar Ideen. Die beiden haben mich gebeten, meine Vorstellungen aufzuschreiben, und Frau Hüster hat sich dann direkt zurückgemeldet. Beim anschließenden Gespräch fragte mich Frau Bartsch, ob ich mir auch den Posten des Stadtheimatpflegers vorstellen könnte.

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Konnten Sie? Erstmal habe ich gesagt, dass es sicher viele gibt, die dafür besser geeignet sind, weil sie hier aufgewachsen sind. Als mir Frau Bartsch dann aber sagte, dass die Stelle seit vier Jahren vakant ist, habe ich es mir überlegt. Ich nehme ja offensichtlich niemandem etwas weg. Und ich wollte die Stadt sowieso erkunden. So kann ich persönliches Interesse mit bürgerschaftlichem Engagement verbinden. Anschließend war ich schon mehrmals bei Ursula Jung im Stadtarchiv. Sie ist mit ihrem Wissen für mich der Schüssel zur Stadtgeschichte. Ohne ihre Unterstützung hätte ich mir das nicht zugetraut.

Wenn man so von außen auf die Stadt blickt, sieht man sie sicher mit ganz anderen Augen.

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Für mich ist alles neu. Das, was für andere selbstverständlich ist, stelle ich in Frage. Ich denke, das ist ein Pluspunkt. So wie ich meine bisherigen Wohnorte erkundet habe, so will ich auch auf Meschede zugehen. Nur, dass ich jetzt vorhabe, länger als fünf bis sechs Jahre zu bleiben.

Wie wollen Sie jetzt weiter vorgehen?

Das Wichtigste ist, dass ich mich weiter vernetze und sondiere, was möglich ist. Ich will Kontakt aufnehmen zum Sauerländer Heimatbund und dem Heimatbund der Stadt Meschede. Außerdem soll es ein Treffen mit allen Ortsheimatpflegern geben.

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Eugen Senge-Platten aus Siedlinghausen schuf das Schiefer-Relief im Windfang des Finanzamtes. Am 12.011956 freute man sich in der WR über dieses herausragende Kunstwerk.
Eugen Senge-Platten aus Siedlinghausen schuf das Schiefer-Relief im Windfang des Finanzamtes. Am 12.011956 freute man sich in der WR über dieses herausragende Kunstwerk. © Archiv

Ich hatte ein Gespräch mit dem Bürgermeister und habe Kontakt zu Werner Neuhaus aus Sundern aufgenommen, der die Aufzeichnungen des Mescheder Lager-Geistlichen Ferdinand Wagener ausgewertet hat. Ich habe großen Respekt vor der Arbeit all dieser Historiker, vor allen auch vor der Arbeit der Autorinnen und Autoren der „Mescheder Geschichte“ in zwei Bänden herausgegeben vom Heimatbund Meschede.

Haben Sie schon eine konkrete Idee?

Dazu will ich noch nicht zu viel sagen. Ich möchte allerdings als Pädagoge gern die Schulen in meine Arbeit einbeziehen. Und dann zeigen mir vor allem die Erfahrungen aus Warschau und Amsterdam, wie man Geschichte Fremden und Einheimischen vermittelt. An jeder Ecke gibt es dort Hinweistafeln, die auf historische Ereignisse und Kunstwerke verweisen. Das habe ich als Neubürger in Meschede vermisst. Dabei bin ich überzeugt, dass es vieles zu entdecken gibt. So wie das Schieferrelief von Eugen Senge-Platten, einem renommierter Bildhauer aus Siedlinghausen.

Wo findet man das denn?

Im Windfang des Finanzamtes. Allerdings ist es mit einem Wandbild und einem Roll-up zugestellt. Selbst Mitarbeiter, die mehr als 30 Jahre dort arbeiten, kennen es nicht.

>>>HINTERGRUND

Im September 2016 hatte Ottilie Knepper-Babilon nach acht Jahren Tätigkeit als Ortsheimatpflegerin ihren Rücktritt erklärt. Offiziell gab sie persönliche Gründe an, doch auch der Ärger um den Erhalt der alten Bausubstanz war ein Grund.

Die Historikerin vermisste damals die Unterstützung durch Stadt und Politik Meschede. Seitdem war die Verwaltung auf der Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin.

Volker Pfeiffer war in der letzten Ratssitzung im Dezember vom Stadtrat zum neuen Ortsheimatpfleger ernannt worden.

Er hofft auf Interessierte und Unterstützer, die sich alle unter der Mail-Adresse stadtheimatpfleger-meschede@pfeiffer.ws bei ihm melden können.