Bestwig. Unternehmer wie Dennis Koetje aus Bestwig trifft Corona besonders hart. Dabei war das Auftragsbuch des Veranstaltungsmeisters voll.

In diesem Frühjahr wollte Dennis Koetje mit einem vollen Kalender richtig durchstarten. Nach der bestandenen Prüfung zum Meister für Veranstaltungstechnik hätte es ordentlich losgehen können und sollen - doch es kam alles anders. „Die ersten Auswirkungen der Corona-Pandemie haben uns früh erreicht“, sagt Dennis Koetje. Große Events seien abgesagt worden, das Telefon habe Sturm geklingelt. Am anderen Ende: Immer wieder unsichere Kunden mit Fragen und Ängsten. „Die Situation entwickelte sich weiter, bis auch erste Hochzeiten storniert wurden. Bräute waren in den Gesprächen den Tränen nah. Der Traum von der schönen Hochzeit im nächsten Monat wurde zerstört“, so der 34-Jährige.

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Die Unsicherheit begleitet ihn und sein Unternehmen „Eventic“ auch jetzt immer noch Tag für Tag. „Wir warten jede neue Verordnung ab und haben erstmal fast alle Events bis Ende August verschoben“, sagt der Bestwiger. Selbst wenn die Lockerungen es ansatzweise möglich machten, sei ein ausgelassenes Feiern in den kommenden Wochen noch nicht möglich, geschweige denn mit einem Mund-Nasen-Schutz.

Am frühesten und härtesten betroffen

Um die Phase zu überstehen, greift der Unternehmer auf alle zur Verfügung stehenden Reserven zurück: Der Fuhrpark ist zum größten Teil abgemeldet, einzelne Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, Finanzierungen werden gestundet. Vom Land NRW sei auch für ihn die Fördersumme gekommen.

Die aber könne längst nicht alle Kosten decken. „Wir leiden momentan unter dem Umsatzverlust von einem gesamten Quartal und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Die Eventbranche wurde mit am frühesten und härtesten getroffen und ist für die Politik leider nicht so systemrelevant wie zum Beispiel die Automobilindustrie oder die Gastronomie“, sagt der 34-Jährige und verweist gleichzeitig darauf, dass auch seine Branche deutschlandweit knapp zwei Millionen Arbeitnehmer beschäftigt.

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Aktuell sei er dabei, sich mit dem Start nach Corona zu befassen. „Wir nutzen die Zeit für Maßnahmen, die uns die Arbeit in Zukunft erleichtern sollen. Wir arbeiten an einem Webshop und haben einen neuen Katalog fertig gestellt“, sagt Koetje. Für den 1. August hat er einen neuen Mitarbeiter eingestellt, der erstmal intern geschult werde.

„Anfangs und zwischendurch in dieser Corona-Zeit war es gar nicht so einfach, durchzuschlafen“, gesteht der Bestwiger Unternehmer. Von jetzt auf gleich seien 100 Prozent der Einnahmen weggebrochen, obwohl der Auftragskalender voll war. Er versuche aber dennoch, positiv zu denken und seine Mitarbeiter für die Zeit nach Corona zu motivieren.

Koetjes Laufbahn im Eventbereich begann in jungen Jahren, als er das Keyboard gegen CD-Player und Mischpult eintauschen durfte. „Es war die pure Freude für mich als DJ, wenn das Publikum in Bewegung kam und nicht mehr aufhörte zu tanzen. Die Faszination an Events und den damit verbundenen besonderen Momenten wuchs und nahm kein Ende mehr“, erklärt Koetje.

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2005 hat er nach einer unvergesslichen Party das erste Gewerbe angemeldet, eine kleine Garage angemietet und jeden Euro in Technik investiert. Mit der Zeit kamen dann die ersten größeren Jobs. Es folgten Anfragen von der Galeria Kaufhof im CentrO Oberhausen, von Porsche oder vom Flughafen Düsseldorf. Von der Hochzeit bis zur After-Show-Party, dem Sportevent, der Kirmes oder dem Stadtfest sei alles dabei gewesen. Mit der Zeit wurde der Blickwinkel auf Veranstaltungen immer größer.

Nach den ersten größeren Hochzeitsmessen als Aussteller in der Westfalenhalle, der Kölner Messe oder der Halle Münsterland wurde das Portfolio weiter ausgebaut. Es wurden Möbel und Zelte gekauft, weiter folgten Basics wie mobile Garderoben oder Dekoartikel.

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2017 war ein besonderes Jahr. Es war das Jahr, in dem Dennis Koetje seine noch vorhandene Anstellung aufgab und gegen die volle Selbstständigkeit eintauschte. Er stellte einen ersten Mitarbeiter ein und integrierte das Büro ins Lager. „Die Entwicklung wurde an allen Stellen beschleunigt“, sagt Koetje. Er investierte in noch mehr Ausstattung, um noch mehr Jobs durch die neu gewonnene Kapazität bedienen zu können. Im Herbst 2017 habe er sich dann für die Weiterbildung zum Meister für Veranstaltungstechnik entschieden.

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Koetjes Firma „Eventic Ideas + Concepts“ lebt und arbeitet nach dem Motto: „Momente bewusst erleben, Erinnerungen für immer speichern!“ Die Erinnerung an die Corona-Krise allerdings, die darf ganz schnell wieder gelöscht werden.

Bundesweite Aktion von Montag auf Dienstag

Um auf die dramatische Situation in der Veranstaltungswirtschaft aufmerksam zu machen, wird es in der Nacht von Montag auf Dienstag eine bundesweite Aktion geben, an der sich auch Dennis Koetje mit seinem Unternehmen beteiligen wird. Anlässlich dieses Events soll ein riesiges Licht-Monument entstehen, indem in allen Städten, in denen Unternehmen der Branche ihren Sitz haben, Veranstaltungs-Locations rot illuminiert werden. In der Gemeinde Bestwig werden das sämtliche Schützenhallen sein. Hierzu hat sich Koetje mit Volker Noelke, dem Sprecher des Gemeindeschützenverbandes abgesprochen.

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Insgesamt 200 Scheinwerfer wird Koetje dazu in und an den Schützenhallen installieren. Bilder und Videos der beleuchteten Objekte und Gebäude sollen dann zentral auf den eigens für diesen Anlass erstellten Seiten bei Facebook und Instagram unter dem Hashtag #nightoflight2020 hochgeladen werden.

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Ziel dieses flammenden Appells und leuchtenden Mahnmals ist es, mit der Politik im Rahmen eines Branchendialogs ins Gespräch darüber zu kommen, wie die milliardenschwere, extrem heterogene Branche der Veranstaltungswirtschaft vor einer massiven Insolvenzwelle gerettet und der Erhalt von bundesweit mehreren hunderttausend Arbeitsplätzen gesichert werden kann.