Eslohe. Bis vors Amtsgericht Meschede gelangte eine Prügelei an der Esloher Grundschule: Hat eine Mutter (42) hier einen Schüler geschlagen?

Prügel an der Grundschule – auch die können ein Gericht beschäftigen. In diesem Fall soll dabei sogar eine Mutter handgreiflich geworden sein. Oder war alles ganz anders? Am Ende blieb es offen: Um des lieben Friedens willen wurde das Verfahren vor dem Amtsgericht Meschede eingestellt.

Beschuldigt wurde eine 42 Jahre alte Esloherin. Sie soll im Dezember ein fremdes Kind festgehalten und gegen eine Wand gedrückt haben, so dass sich der neunjährige Junge den Kopf anstieß. Geschehen war das an der Schulstraße in Eslohe. Die Frau bekam deswegen später einen Strafbefehl von der Staatsanwaltschaft, den sie nicht akzeptierte. Deshalb kam der Fall vor das Amtsgericht Meschede.

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Regelmäßige Angriffe

Rechtsanwalt Christian Wilmers (Meschede) sagte: „Der Vorwurf ist abstrus! Es kam zu keiner Gewalt.“ Der Fall sei unzureichend ermittelt worden. Hintergrund sei nämlich vielmehr: Der Neunjährige selbst verprügele andere Kinder – unter anderem den Sohn der Angeklagten. Die 42-Jährige berichtete vor Gericht, ihr Sohn sei regelmäßig, 14 Tage lang, von dem Neunjährigen ins Gesicht geboxt, in den Schwitzkasten, per Judogriff zu Boden befördert und dann noch getreten worden.

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Bei der Weihnachtsfeier in der Raphael-Grundschule habe sie ihn darauf angesprochen, dass er das nicht mehr machen solle. Er soll danach aber wieder ihren Sohn geschlagen haben. Daraufhin ging sie selbst zum Schulhof, um sich ein Bild zu machen („Ja, ich hatte dort nichts zu suchen…“).

Neunjähriger muss als Zeuge aussagen

In der Unterführung sah sie, wie der Neunjährige, ein Drittklässler, auf ihren Sohn „grundlos“ zuging, den Viertklässler schlug, zu Boden brachte und ihn trat. Daraufhin, sagte sie, sei sie dazwischen gegangen. Als der Neunjährige nicht nachließ, habe sie ihn am Kragen gepackt und von ihrem Jungen weggezogen. Aus der Schule berichtete sie: Das Problem mit dem Neunjährigen sei dort bekannt – „die Lehrerinnen können aber nicht alles sehen“. Der Junge mache es so geschickt, dass er nur schlage, wenn niemand zusehe.

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Der Neunjährige sagte als Zeuge aus. Er habe den anderen „weggeschubst“, weil der an dem Morgen vor ihn gelaufen sei. Dann sei dessen Mutter gekommen, hielt ihn fest und drückte ihn gegen die Wand, so dass er zwei Tage lang eine Beule und ihren Handabdruck auf der Schulter hatte. Die Mutter hätte ihm gedroht: „Wenn du noch einmal meinen Sohn anpackst, dann hole ich den großen Bruder!“

Dem Schulfrieden nicht zuträglich

Andere Kinder und eine Lehrerin sollen die Auseinandersetzung beobachtet haben. An der Stelle brach Richter Dr. Sebastian Siepe den Prozess ab, mit Zustimmung aller Beteiligten: Sonst müssten weitere kleine Kinder und die Lehrerin vernommen werden – dem Schulfrieden wäre das nicht zuträglich. „Am Ende steht einer als Verlierer da. Das Gericht lässt offen, was hier passiert ist“, sagte Siepe: „Letztlich muss man sich auf dem Schulhof in die Augen sehen können.“ Die Mutter des Neunjährigen wiederum sagte: „Mein Sohn wird hier schlecht dargestellt.“ Immerhin: Geprügelt wird sich aktuell nicht mehr.

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