Meschede/Sundern/Köln. Wohin mit dem Handy? Ein Problem, das vor allem Frauen kennen. Eine ehemalige Studentin der FH Meschede hat dazu eine besondere Idee.

Vor allem auf Partys und beim Tanzen ist es für Frauen nervig: Wohin mit Handy, Schlüssel oder Geld? Dilara Cakirhan aus Sundern hat sich mit einer Geschäftsidee selbstständig gemacht. Sie kreierte mit ihrer Geschäftspartnerin Paula Essam einen BH, der all das verstaut, was frau so dabeihaben muss. Die Grundlagen für ihre Geschäftsidee erwarb sie an der FH in Meschede. Die Sunderanerin verspricht: „Der zwickt nicht, ganz egal, ob man große oder kleine Brüste hat, das haben unsere unzähligen Testerinnen bestätigt. Selbst Insulin-Pumpen lassen sich dort verstauen.“

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Die Idee

Pocketsy heißt das gute Stück, ein BH mit drei Geheimfächern und Platz für Handy, Schlüssel, Geld oder Kreditkarte. Auch Dilara Cakirhan ärgerte sich darüber, dass sie immer eine Handtasche mitschleppen musste. „Und nachdem mir in London das Handy aus dem Rucksack geklaut worden war, suchte ich nach einer Möglichkeit meine Wertsachen sicher zu verstauen. Und wo sind Wertsachen sicherer verstaut als im BH?“ Also begann die 26-Jährige nach einem passenden BH mit Taschen zu suchen. Aber sie fand nichts. „Alles war entweder unpraktisch oder sah aus wie eine Mischung aus BH und Tracking-Rucksack!“ https://www.wp.de/staedte/meschede-und-umland/meschede-war-die-initialzuendung-id214379205.html

Ähnlich ging es ihrer heutigen Geschäftspartnerin Paula Essam. „Ich hatte beim Feiern selbst Wertsachen im BH verstaut“, erzählt sie.“ Als ich mich an der Garderobe umdrehte, sah ich eines Tages, dass fünf andere Frauen genau dasselbe taten.“ Doch ohne Taschen ist der BH als Aufbewahrungsort unpraktisch: „Es gibt Schweißschäden an den verstauten Gegenständen, es drückt, sieht ausgebeult aus oder fällt raus.“ Unabhängig von einander arbeiteten Paula und Dilara an der selben Geschäftsidee, bis sie sich in Köln bei einem Gründermeeting trafen und beschlossen fortan gemeinsam weiter zu arbeiten.

Pocketsy Gründerinnen Dilara Cakirhan (rechts) aus Sundern und Paula Essam aus Köln.
Pocketsy Gründerinnen Dilara Cakirhan (rechts) aus Sundern und Paula Essam aus Köln. © Privat

Fair und nachhaltig

Aber die Gründerinnen wollten nicht nur einfach einen BH herstellen. Er sollte auch fair produziert und nachhaltig sein. „Um den perfekten Schnitt zu entwickeln, haben wir eng mit einem Fair-Trade-Familien-Hersteller in Bulgarien zusammengearbeitet“, berichtet Dilara Cakirhan. Und auch der Stoff sei nachhaltig produziert: ein Jersey aus recycelten Fischernetzen und PET-Flaschen, dazu recycelte Spitze eines italienischen Traditionsherstellers. „So sparen wir bis zu 99 Prozent Wasser und bis zu 80 Prozent CO2 in der Herstellung“, verspricht die Sunderanerin. „Und unsere Spitze ist auch viel weicher als die, die man in herkömmlichen Geschäften finden. Weil in ihr keine die Plastikfäden verarbeitet sind, die man sieht, wenn man die Spitze bei den meisten Unterwäschen auseinander zieht.“

Wo alles begann

Dilara Cakirhan hat 2013 Abi am Gymnasium der Stadt Sundern gemacht und studierte im Anschluss an der Fachhochschule Südwestfalen in Meschede bis zum Bachelor-Abschluss Wirtschaft. Damals wollte sie gern in der Nähe von Freunden und Familien bleiben. „Ich wusste schon sehr früh, dass ich etwas mit Online-Handel und einem eigenem Unternehmen machen wollte und habe daher immer dazu passende Kurse wie E-Commerce oder Geschäftsmodellierung gewählt. Das hilft mir jetzt sehr.“ Nach Köln ging sie dann, „weil ein Fashion-Unternehmen viel mit den sogenannten Influencern zusammenarbeiten muss. Und die trifft man eher in Köln als im Sauerland.“

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Unterstützung aus dem Sauerland

Doch die erste Unterstützung für ihr Geschäft fand sie vor allem zu Hause. Durch ihren Vater,„der sich immer alle möglichen Geschäftsideen anhörte, die mir durch den Kopf gingen“, erzählt sie und schiebt schmunzelnd nach: „Und das waren wirklich viele!“ Und dann durch ihre Schwiegermutter Beate Zöllner, die seit über 20 Jahren eine IT-Agentur für mittelständische Unternehmen in Sundern führt. „Durch den Austausch mit ihr und auch anderen Unternehmern, wusste ich schon früh, dass auch ich ein eigenes Unternehmen aufbauen möchte. Es macht Riesenspaß an etwas zu arbeiten und zu sehen, zu was man selbst alles in der Lage sein kann, wenn man an sich selbst glaubt.“

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Probleme für ein Start-up im Sauerland

Und zurückkehren? Das würde sie gern irgendwann. „Meine ganze Familie wohnt im Sauerland. Doch die Zukunft liegt im Online-Handel und da müssen unsere Mittelständler noch umdenken.“ In Köln gebe es bessere Chancen, ein Netzwerk aufzubauen und sich weiterzuentwickeln. „Was auch sehr traurig ist: Viele Unternehmen aus dem Sauerland nehmen lieber eine Agentur aus Köln, statt aus der Region. Wenn wir es schaffen hier ein Umdenken zu erreichen und sich dadurch berufliche Perspektiven ergeben, würde ich gern zurückkehren. Denn manchmal vermisse ich die ruhigen Spaziergänge und den Sorpesee.“

So sieht es aus: Das Handy wird im BH verstaut..
So sieht es aus: Das Handy wird im BH verstaut.. © Pocketsy

Finanzierung übers Crowdfunding

Die beiden Gründerinnen suchen über die Crowdfunding-Plattform Startnext nach Unterstützern. 5000 Euro ist die erste Zielmarke, 15.000 Euro die zweite.

„Mit der ersten Unterstützung können wir unsere erste Produktion mit 500 BHs nachhaltig finanzieren“, erklärt die Sunderanerin. „Da die Stoffe aus recycelten Materialien produziert sind, gibt es hohe Mindestbestellmengen.“

Je mehr Geld die Gründerinnen einnehmen, desto mehr Varianten und Farben können sie anbieten. Ein Teil des Geldes wird auch in Marketing und Aufbau des Onlineshops gehen.