Meschede. Das Sauerland als Raum der Innovation? Wir sprechen mit Prof. Ewald Mittelstädt über Unternehmer-Förderung an der FH Südwestfalen.

  • Rund die Hälfte der Studierenden in dem Studiengang habe die Absicht sich selbstständig zu machen.
  • Die Förderung einer unternehmerischen Haltung sei das Wichtigste.
  • Die FH möchte dazu beitragen, das Sauerland zu einer führenden Region für Gründung und Innovation zu machen.

Es ist die Haltung, die den Unternehmer ausmacht, davon ist Professor Ewald Mittelstädt (obere Reihe rechts) überzeugt. Eine Haltung, die auch das Land fördern will. Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart hat deshalb gestern auf seiner Sommertour einen Stopp an der Fachhochschule Meschede gemacht.

Niemand denkt doch, wenn er mit 18 Jahren ein Studium aufnimmt, direkt an Existenzgründung. Trotzdem ist es ein Schwerpunkt an der FH Meschede, warum?

Professor Dr. Ewald Mittelstädt: Ganz im Gegenteil ist es so, dass rund die Hälfte der Studierenden, die diesen Schwerpunkt an der FH in Meschede wählen, die Absicht haben sich selbstständig zu machen. Darüber hinaus legen Unternehmen immer mehr Wert darauf Absolventen einzustellen, die unternehmerisch denken und handeln. Diese unternehmerische Kompetenz zu fördern, ist unser Ziel.

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Was bringen Sie den jungen Leuten in den entsprechenden Fächern bei?

Prof. Mittelstädt: Ganz zentral sind so genannte Selbstwirksamkeitsüberzeugungen, das heißt, dass Studierende sich ausprobieren können, um zu merken: Ich kann und ich will. Die Förderung einer unternehmerischen Haltung ist das Wichtigste. Inhaltlich geht es darum kreativ Gelegenheiten zu erkennen oder zu schaffen. Weitere Themen sind unter anderem Innovationsmanagement, Geschäftsmodellierung und Gründungsfinanzierung.

Welche menschlichen Qualifikationen, so genannte „Soft Skills“, muss jemand haben, der ein Unternehmen gründen oder übernehmen will. Kann man das wirklich lernen?

Prof. Mittelstädt: Wir legen großen Wert auf die Förderung von Sozial- und Methodenkompetenzen. Um innovative Geschäftsideen durchzusetzen, ob als Gründung oder innerhalb eines etablierten Unternehmens, ist es wichtig den Wert dieser Idee kommunizieren zu können, andere zu überzeugen, Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Es geht auch um Selbstmanagement und Führung.

In welchen Bereichen arbeiten die Absolventen aus Ihrer Erfahrung?

Prof. Mittelstädt: Die Absolventen sind überall dort, wo Neues gedacht und realisiert wird. Im Innovations- oder Produktmanagement von etablierten Unternehmen, im Bereich Social Media Marketing, sie helfen bei der Internationalisierung oder Digitalisierung. Manche bauen auch ihr eigenes Start-up auf. Insgesamt sind sie in Großunternehmen begehrt, da sie gelernt haben quer zu denken und bei kleinen und mittleren Unternehmen, da es dort darauf ankommt „einfach zu machen“.

Wirtschaftsminister Pinkwart zu Besuch in der WP Redaktion

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    Wie läuft die Zusammenarbeit in dem Bereich Existenzgründung mit der IHK?

    Prof. Mittelstädt: Exzellent, wir arbeiten eng mit den Starter-Centern der IHK zusammen, führen Veranstaltungen wie die „Entrepreneurship Lounge“ oder die „Volksbank Campus Start-up Gründungsstipendien“ zusammen durch. Ferner engagieren wir uns gemeinsam in Forschung- und Transferprojekten. Zum 1. Oktober startet voraussichtlich das Start-up-Innovationslabor Südwestfalen, in dem es darum geht technologieorientierte Start-ups in der Region zu coachen.

    Was erhoffen Sie sich dadurch, dass der Wirtschaftsminister direkt zu Beginn seiner Amtszeit in Meschede und zu diesem Thema vorbeischaut? Ist das ein wichtiges Zeichen der Anerkennung? Und wie kam der Kontakt zustande?

    Prof. Mittelstädt: Die Anfrage kam aus dem Ministerium und es ist eine prima Gelegenheit um die Ministeriumsinitiative „Neue Gründerzeit“ mit Leben zu füllen. Wir möchten an der FH dazu beitragen, das Sauerland zu einer führenden Region für Gründung und Innovation im ländlichen Raum weiterzuentwickeln.

    Konnten Sie ein für die FH wichtiges Thema bei ihm positionieren?

    Prof. Mittelstädt: Es ging darum, eine starke Kooperation mit heimischer Wirtschaft wie zum Beispiel der IHK zu etablieren, Wir wollen die Studenten mit einbinden und so unternehmerisches Handeln und Denken fördern. Wir hatten die Gelegenheit, uns als Wissenschafts- und Innovationsstandort zu präsentieren.

    Weitere Informationen zum Besuch des Ministers

    Während des Treffens haben die Studenten dem Minister ihre Start-up-Ideen vorgestellt.

    Darunter waren eine Plattform zum Austausch von Künstlern, ein intelligenter Schlüsselkasten für Hotels und ein Mehrwegbechersystem mit Bonuspunkten.

    „Der Minister hat uns einige Tipps gegeben“, erzählte Elfesya Canimana.

    Pinkwart hatte auch lobende Worte übrig: „Ich fand es schön, dass wir die Pitches sehen konnten und glaube, wir werden von allen dreien noch was hören.“

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