Nuttlar. Die Liebe hat eine Nuttlarerin in einen üblen Drogensumpf geführt. Dank ihrer Aussage bei der Polizei gibt es nun zahlreiche Drogenprozesse.
Die Liebe zu einem Mann, der eigentlich vergeben war, hat eine 25-jährige Nuttlarerin in einen üblen Sumpf aus Drogen und Schulden geführt - und schließlich auf die Anklagebank des Mescheder Amtsgerichtes. Mit Marihuana und Haschisch in größeren Mengen hatte sich die junge Frau die verbotene Liebe quasi erkauft.
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Zwischen August 2018 und Februar 2019 war die Nuttlarerin in der heimischen Drogenszene unterwegs, um immer wieder auf Kommission einzukaufen. Regelmäßig hatte sie sich in diesem Zeitraum vor allem mit Marihuana eingedeckt. Allerdings weniger, um damit zu dealen, wie ihr die Staatsanwaltschaft vorwarf. Der größte Teil der Drogen landete als Geschenk bei ihrem Geliebten und dessen Partnerin. „Finanziell hängengeblieben ist für mich am Ende so gut wie nichts“, schilderte die junge Frau vor Gericht.
Nur einen kleinen Teil der Drogen habe sie weiterverkaufen können. Was erschwerend hinzu kam: Als sie in eine Polizeikontrolle geriet, warf die 25-Jährige aus Panik Drogen im Wert von 2000 Euro aus dem Fenster. Weil sie ihren Lieferanten dadurch jede Menge Geld schuldig blieb, musste sie am Ende sogar um ihre Gesundheit fürchten. Immer wieder war sie bedroht worden. Bei der Rums-Bums-Party in der Velmeder Schützenhalle habe man sie sogar mit glimmenden Zigaretten beworfen.
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Um in ihrer prekären Lage kurzfristig an Geld zu kommen, hatte die 25-Jährige schließlich acht Handys auf Raten erworben und sie weiterverkauft. Nun steht sie nach eigenen Angaben vor der Privatinsolvenz. 15.000 Euro Schulden haben sich ihren Angaben zufolge angehäuft.
„Fürchterlich clever war das alles ja nicht“, betonte Richter Dr. Sebastian Siepe in der Hauptverhandlung und erntete damit sogar Zustimmung von der Angeklagten. Sie wisse selbst nicht, was sie geritten habe, schilderte sie und sprach von psychischen Problemen. Es sei eine schwierige Zeit gewesen damals.
Offener Tankdeckel gibt dem Leben eine neue Richtung
Am Ende war es ein offener Tankdeckel, der dem Leben der jungen Frau eine neue Richtung geben sollte. Polizeibeamten war deswegen der Wagen der 25-Jährigen aufgefallen und hatte sie zu einer Kontrolle veranlasst. Erst kurz zuvor war die Nuttlarerin in Meschede erneut bedroht worden - so heftig, dass sie in eine Pizzeria flüchten musste. Von den Drohungen beeindruckt habe sie schließlich die Polizeikontrolle genutzt, um reinen Tisch zu machen. Und das sogar im großen Stil: Weil sie bei den Vernehmungen Namen von Lieferanten und Hintermännern nannte, gab es bereits vier Verurteilungen. „Zwei weitere Fälle liegen auf meinem Schreibtisch“, wie Richter Dr. Sebastian Siepe anmerkte.
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Dieses umfassende Geständnis rechnete ihr sowohl die Staatsanwaltschaft als auch das Gericht hoch an. „Sie haben Rückgrat bewiesen“, lobte Staatsanwalt Ümit Görgün. In zehn Jahren im Betäubungsmittel-Dezernat habe er gelernt, dass Menschen, die sich in der Drogenszene nicht auskennen, verramscht werden. Genau das sei der 25-Jährigen passiert, so Görgün, der von einer „krassen Tatserie“ sprach. Aus dem Nichts heraus sei die junge Frau mit enormen Drogenmengen „durch die Gegend geballert“. Die Nuttlarerin verfolgte diese Worte unter Tränen.
Erst als es um ihre neue Arbeitsstelle in einer Bäckerei ging, lächelte sie wieder. Dort hatte sie von Anfang mit offenen Karten gespielt - und das hat sich bezahlt gemacht: Ihr Chef verfolgte den Prozess als Zuschauer mit und stärkte der jungen Frau den Rücken. Das bemerkten sowohl der Richter als auch der Staatsanwalt anerkennend an. Erst wenige Tage zuvor hatte ein ähnlicher Prozess vor dem Amtsgericht stattgefunden - einer der Prozesse, der erst durch das Geständnis der jungen Frau ermöglicht worden war. Auch hier hatte die Chefin des Angeklagten mit im Saal gesessen und ihrem Angestellten den Rücken gestärkt. Auch in diesem Fall war es eine Bäckerei.
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Zwei Jahre auf Bewährung hat der jungen Frau aus Nuttlar ihr Drogenhandel und die verbotene Liebe am Ende beschert. Den Kontakt zu ihrem Geliebten hat sie unmittelbar nach dem Geständnis bei der Polizei abgebrochen. Sie wolle mit dem Thema abschließen.
Weil finanziell bei ihr nichts zu holen ist, sah das Gericht von einer Geldstrafe ab. Stattdessen muss die junge Frau an den Wochenenden 90 Sozialstunden absolvieren. „Damit die Strafe am Ende nicht nur auf dem Papier steht, sondern auch spürbar wird“, wie der Richter es am Ende formulierte.