Meschede. Das Mescheder Strumpflädchen in der Innenstadt schließt Ende Februar. Das sind die Gründe für den Räumungsverkauf.
Ende Februar schließt das Strumpflädchen in Meschede. Die Entscheidung hat sich Inhaberin Anja Pöhlke (56) nicht leicht gemacht. „Es lohnt sich leider nicht mehr“, sagt die Einzelhändlerin. Seit etwa zwei Jahren seien immer weniger Kunden gekommen. „Damit meine ich ausdrücklich nicht unsere Stammkunden, die uns schon so viele Jahre die Treue halten.“
Schließlich habe sie auch die Eröffnung des Drogeriemarktes Müller im Henne-Ruhr-Markt deutlich gespürt. Die Kette habe teilweise die selben Markenstrümpfe im Angebot wie das Lädchen am Kaiser-Otto-Platz. „Es gibt einfach viele Stellen, wo man Socken kaufen kann“, sagt Anja Pöhlke. So zum Beispiel auch bei H&M, wo die Socken im 5er-Pack an der Kasse liegen. „Ich kann es natürlich verstehen, dass die jungen Leute da zugreifen“, sagt Anja Pöhlke.
Noch einmal versucht
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Bereits vor einem Jahr habe die Einzelhändlerin über eine Geschäftsaufgabe nachgedacht. „Wir haben es dann aber noch einmal versucht“, sagt die Meschederin, die den Laden gemeinsam mit ihrem Mann Dirk Pöhlke führt. Es sei ein langer Prozess gewesen. „Als Hobby lässt sich so ein Geschäft leider nicht führen.“
Vor acht Jahren war sie von den bisherigen Inhaberinnen des Geschäfts, Heide Schenuit, Hildegard Lammers und Karin Wysk, angesprochen worden. Ob sie sich vorstellen könne, den Laden zu übernehmen. Konnte sie. Ein Jahr schnupperte Pöhlke in den Betrieb hinein, lernte alles von der Pike auf.
Eine ganz wichtige Frau an der Seite
Vor sieben Jahren übernahm sie das Geschäft. Bis vor zwei Jahren arbeitete auch Hilde Schenuit noch im Laden. „Sie war eine ganz wichtige Frau an meiner Seite. Von ihr habe ich viel gelernt“, erzählt Anja Pöhlke. Hilde Schenuit hatte auch schon in der Dameris-Filiale gearbeitet, aus der dann das Mescheder Strumpflädchen hervorging.
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Dameris, nebst Falke ein zweiter großer Schmallenberger Strumpffabrikant, hatte einst ein eigenes Filialnetz aufgebaut. Und unter anderem auch das Geschäft am Kaiser-Otto-Platz eröffnet. 2002 wurde das Unternehmen verkauft. Oft übernahmen ehemalige Angestellten die Strumpfgeschäfte. So auch in Meschede. Die Dameris GmbH gibt es heute noch mit Sitz in Berlin und Produktion in der Türkei. Nach eigenen Angaben arbeiten in der Fabrik in Istanbul 1200 Menschen.
Verkaufsschlager
Zum Angebot des Mescheder Strumpflädchens gehören unter anderem die bekannten Marken Falke, Esprit, S.Oliver und Camano. Letztere seien in Meschede der absolute Verkaufsschlager gewesen, so Pöhlke. Aber auch der Falke-Strumpf, klassisch in schwarz oder anthrazit.
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Gut geklappt habe immer der Zusammenhalt mit den Einzelhändlern, berichtet die Inhaberin: „Viele Geschäfte haben ihre Kunden zu uns geschickt, wenn sie einen passenden Strumpf oder eine Strumpfhose zu ihrer Garderobe suchten.“ So standen dann viele Kunden mit ihren Kleidern, Röcken oder Anzügen im Laden. „Und das ist natürlich ganz klar unser Vorteil: Bei uns kann man die Dinge anfassen und anprobieren.“ Wie aufs Kommando betritt eine Dame den Laden, die eine Strumpfhose für ihr neues T-Shirt-Kleid sucht. Sie wird fündig. Und nimmt auch gleich noch zwei Paar Burlington-Socken mit.
Stärkste Monate im Winter
Die stärksten Monate seien November und Dezember, erklärt Pöhlke. Aber die zwei sehr heißen Sommer 2018 und 2019 habe das Stumpflädchen deutlich zu spüren bekommen. Bei 30 Grad kaufe niemand Strümpfe oder Strumpfhosen.
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Seit vergangener Woche läuft nun der Räumungsverkauf. Vorerst gibt es 30 Prozent auf das gesamte Sortiment. Viele Kunden seien überrascht und traurig. Manche, so Pöhlke, fragen: „Warum? Ich habe doch immer hier eingekauft.“ Aber es läge eben nicht an den Kunden, die immer kamen, sondern an denen, die nicht kamen.
Ende Februar ist also Schluss. Das Lokal mit 44 Quadratmetern Verkaufsfläche kann zum 1. März gemietet werden. Eine entsprechende Immobilienanzeige hat die Vermieterin bereits online gestellt. Zur eigenen Zukunft sagt Anja Pöhlke mit einem Lachen: „Mein Gesicht taucht bestimmt irgendwo wieder in Meschede auf.“
>>> Bewegtes Viertel:
- In dem Viertel um das Mescheder Strumpflädchen hat sich in den vergangenen Monaten einiges getan:
- Im Mescheder Strumpflädchen arbeiten neben Anja Pöhlke zwei weitere Angestellte. Eine von ihnen arbeitete bis zu dessen Schließung im Schuhhaus Marx. Das lag in direkter Nachbarschaft zum Strumpflädchen.
- Liesel und Hans-Hermann Marx schlossen das Geschäft im Juni 2017. Das Ladenlokal stand seither leer. Aktuell baut dort jedoch die Optikerkette Fielmann um und wird die Fläche zusätzlich zum bisherigen Laden nutzen.
- Während der Arbeiten befindet sich Fielmann im Lokal des ehemaligen EP Pelster. Der Elektrofachhändler hatte im August 2019 den Betrieb aufgegeben. Ingeborg und Peter Papenheim hatten keinen Nachfolger gefunden.