Meschede. In Meschede gibt ein weiteres Traditionsunternehmen auf. Steinmetz Elmar Parensen war 28 Jahre hier. Die Gründe sind vielfältig.

In Meschede ist wieder ein Traditionsunternehmen geschlossen worden. Nach 28 Jahren hat Elmar Parensen seinen Steinmetzbetrieb an der Talsperrenstraße aufgegeben, direkt oberhalb des Südfriedhofes gelegen. Hintergrund dafür: Mitarbeitermangel, kein Nachfolger in Sicht.

Der Betrieb steht leer, die ausgestellten Grabmale sind auf einer Straßenseite schon abgebaut. Der 57-Jährige hatte das Unternehmen in Meschede mit seiner Frau und mit Aushilfen geführt. Dieser Betrieb war in den 50er Jahren gegründet worden, von 1969 bis 1991 führte ihn der damalige Bundesinnungsmeister Harry Färber.

Schwierige Suche

Parensen, Steinmetz und Steinbildhauermeister, war auf der Suche nach einem Firmennachfolger: „Wenn ich jemanden gefunden hätte, dann hätte ich den Betrieb auch behalten“, sagt er. Aber: „Ich habe lange gesucht, aber niemanden gefunden. Das ist ein Branchenproblem.“ Auch für dieses besondere Handwerk gilt: Kaum jemand will noch angesichts der erforderlichen körperlichen Arbeit Steinmetz werden. Hinzu komme, sagt Parensen, aus seiner Erfahrung bei der Suche: „Die Existenzgründer werden auch seltener.“

Parensen hatte bereits 2002 ein weiteres Standbein seines Unternehmens in Brakel in Ostwestfalen gegründet - er stammt gebürtig dorther.

Leerstand an der Talsperrenstraße in Meschede: Elmar Parensen hat hier seinen Steinmetzbetrieb aufgegeben. 
Leerstand an der Talsperrenstraße in Meschede: Elmar Parensen hat hier seinen Steinmetzbetrieb aufgegeben.  © Jürgen Kortmann

Damals habe er Schwierigkeiten mit der Stadt Meschede wegen angeblicher Verstöße gegen deren Friedhofssatzung gehabt. Weil damals die Drohung im Raum gestanden habe, seine Lizenz zu verlieren, schaute sich Parensen nach einer möglichen Alternative um - die er dann in Brakel fand. Jetzt ist Brakel sein Hauptstandort geworden.

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Aufträge für Grabmale auf den Mescheder Friedhöfen will er weiterhin annehmen und ausführen, er will auch jede Woche weiterhin vor Ort sein. Allerdings stellt auch er fest: „Die Bestattungskultur hat sich verändert.“ Die Nachfrage nach Grabsteinen hat nachgelassen. Begonnen hatte Parensen, als die Anzahl der Urnenbestattungen noch bei 10 Prozent lag. Heute liegt sie nach Angaben der Stadtverwaltung Meschede bei 50 Prozent, wobei die Nachfrage nach pflegefreien Grabstellen bereits 60 bis 70 Prozent beträgt.

„Zu viele Vorschriften“

Vor Ort ist jetzt noch Steinmetz Werner Pape in Heinrichsthal. Auch er wird allerdings im Frühjahr aufhören, er hat jedoch einen Nachfolger gefunden. Pape bestätigt, wie schwierig es sei, Auszubildende, Mitarbeiter oder Nachfolger in diesem Handwerk zu finden. Meschede mache nur einen Bruchteil seines Geschäftes aus, sagt Pape - der Hauptanteil liege in Winterberg, Siedlinghausen, Schmallenberg: „In Meschede gibt es zu viele Vorschriften.“ Anderswo sei das einfacher.

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Auch Elmar Parensen hatte diese Vorschriften kritisiert. Vor allem die neue Gebühr, die die Stadt Meschede 2013 für die Beseitigung von Grabsteinen eingeführt hatte. Schon bei der Genehmigung eines Grabsteins wurden damals mit der neuen Gebühr die künftigen Kosten für das Abräumen in der Zukunft einkalkuliert - Grabsteine wären dadurch erheblich teurer geworden.

Hintergrund war, dass die Stadt von Gräbern, auf denen die Nutzungszeit abgelaufen war und um die sich niemand mehr kümmerte, die Grabsteine entfernen und entsorgen musste - die Kosten mussten alle Nutzer zahlen. Nach Protesten war diese Gebühr erst ausgesetzt, dann endgültig zu den Akten gelegt worden. Heute gilt: Wer ein Nutzungsrecht an einem Grab erwirbt, der muss diese Grabstelle nach Ablauf auch wieder abgeräumt zurückgeben. Entweder macht er das selbst oder lässt dies erledigen. Inzwischen führt ein Konzessionsnehmer Bestattungen durch - der, gegen Bezahlung, auch die Grabstellen für die Nutzer abräumen würde.

>>>HINTERGRUND<<<

Die Stadt Meschede hat einige Gebühren im Bereich des Friedhofes zum Jahresbeginn 2020 erhöht. Die Genehmigung eines Grabmales zum Beispiel kostet jetzt 67,50 Euro (statt 66 Euro), die Genehmigung einer Grabeinfassung oder einer Kiesabdeckung jeweils 33,75 Euro (statt 33 Euro).

Die Stadt ruft in ihrer Friedhofssatzung „eindringlich dazu auf“, Grabmale, Grababdeckungen und Grabeinfassungen aus Naturstein nur zu verwenden, wenn zuvor ein prüfbarer Nachweis für die faire Herstellung erbracht wurde – zur Vermeidung von Kinderarbeit.