Meschede. Es ist das Ende einer Ära, geprägt von Familie Kleinsorge: Das Porträt-Lädchen in Meschede schließt. Die Hintergründe.

Das Portrait-Lädchen in Meschede schließt. Für Inhaber Horst Kleinsorge ist die Entwicklung symptomatisch für die Branche. An Heilig Abend, am 24. Dezember, ist der letzte Tag.

1966 in Meschede eröffnet

Passfotos, Bewerbungsfotos, Hochzeitsfotos, Familienfotos - das Portrait-Lädchen an der Ruhrstraße bekam über Jahrzehnte fast alles vor die Linse. Im Jahr 1966 war das Geschäft eröffnet worden, zunächst noch mit dem klassischen Sortiment wie Kameras, Schmalfilmkameras und Projektoren. Später kamen das Labor im Schwarzen Bruch und der Fotoladen am Winziger Platz hinzu, das Portrait-Lädchen wurde zu einem reinen Fotostudio. Heute ist es das letzte verbliebene Geschäft der Kleinsorge OHG.

Historisch: Das Portrait-Lädchen in früheren Jahren.
Historisch: Das Portrait-Lädchen in früheren Jahren. © Privat

Für das Ende gibt es zwei wesentliche Gründe: Das Ehepaar Kleinsorge gibt sein Alter mit „durchschnittlich 71 Jahren“ an - damit ist es doch mal an der Zeit für den Ruhestand. Zum anderen: „Die Fotobranche hat keine Zukunft mehr, ein niedergehender Markt“, sagt Horst Kleinsorge mit ein bisschen Wehmut und einer Portion Realismus.

Er sagt auch: „Ich kann und will nicht klagen, denn ich habe alle Höhen und Tiefen meines Unternehmerlebens in den letzten fünf Jahrzehnten erfolgreich überstanden, was ich nicht zuletzt den qualifizierten, flexiblen, loyalen und sehr arbeitsfreudigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in unseren Unternehmen zu verdanken habe.“

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Es ist eine Ära, die an Heilig Abend endet und 1954 durch Horst Kleinsorges Eltern in Meschede begonnen hatte. Der damalige Junior und seine Ehefrau Ulla investierten viel: In den besten Zeiten betrieb das Unternehmen zehn Fotoläden im Sauerland, eine Galerie in Attendorn, das Porträtlädchen in Meschede und den Fotofinishing-Betrieb Im Schwarzen Bruch, den man in den Anfangsjahren noch Kopieranstalt nannte. Später folgte das Optimieren und Konsolidieren des Unternehmens - der Rückzug begann, nicht zuletzt mit dem Einzug der Digital- und vor allem Handykameras. „Früher waren die Menschen neugierig, ob ihre Fotos etwas geworden waren - heute sehen sie es sofort“, sagt Horst Kleinsorge.

Das Labor im Schwarzen Bruch: Hier wurden die Fotos entwickelt. 
Das Labor im Schwarzen Bruch: Hier wurden die Fotos entwickelt.  © Privat

„Unsere Mitarbeiterinnen sind schon seit langer Zeit über den Stand der Dinge informiert worden“, berichtet der Unternehmer. „Sie suchen bereits neue Betätigungsfelder, und das wird in Anbetracht des Fachkräftemangels nicht schwer werden, da sie sehr flexibel, hoch qualifiziert und belastbar sind - Frauen eben!“

Dankend abgelehnt

Zwei Mitarbeiterinnen in Teilzeit waren noch im Portrait-Lädchen beschäftigt. „Mein Angebot das Geschäft zu übernehmen haben beide dankend abgelehnt, vorausahnend, dass es sich in Zukunft nicht mehr lohnen wird“, sagt der Inhaber. Auch die Kinder der Kleinsorgen hat kein Interesse - sie haben andere berufliche Wege eingeschlagen.

Der Räumungsverkauf hat bereits begonnen und der Heilig Abend ist der letzte verkaufsoffene Tag. Einen Leerstand wird es nach Informationen dieser Zeitung nicht geben. Die Räume werden wieder vermietet - Näheres ist noch nicht bekannt.

Zur Entwicklung der Branche

Bis zum Ende der 90er-Jahre spielten Digitalkameras vor allem in der Hobbyfotografie keine große Rolle. Es war die Zeit, in der Filme belichtet, entwickelt und die Fotos abgezogen worden. Danach setzte sich die Digitalfotografie zunehmend beim Verbraucher durch. Befeuert wurde diese Entwicklung die Handykameras, die ab 2002 zunehmend damit ausgestattet waren. Am Ende stand die Umwälzung einer Branche.

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Dass Fotoläden eine Zukunft haben, wenn sie sich auf das veränderte Kaufverhalten der Kunden einstellen, glaubt hingegen Andre Sonntag, Inhaber des dann letzten Fotogeschäfts in Meschede an der Hennestraße. Dazu gehört nach seiner Einschätzung sowohl der Onlinehandel als auch das stationäre Geschäft vor Ort. „Weiter wünschen sich die Kunden eine kompetente Beratung sowie eine hohe Qualität der Produkte und Dienstleistungen und das zu einem fairen Preis“, so Sonntag. „Auch die Entwicklung neuer Geschäftsfelder, wie das Verleihen von Equipment und ein Angebot an Fotokursen für Einsteiger und Fortgeschrittene, bieten Chancen für den Fotofachhandel.“