Wasserfall. . Nach dem Verkauf von Fort Fun an die Looping-Gruppe hat sich viel verändert. Geschäftsführer Andreas Sievering sagt, wie es weitergeht.

  • Freizeitpark plant Ausweitung des Übernachtungsangebotes
  • In der Looping-Gruppe gehört das Abenteuerland zu den Top-Parks
  • Verlauf ist komplett über die Schreibtische in Bestwig abgewickelt worden

Seit April gehört das Abenteuerland Fort Fun in Wasserfall zur französischen Looping-Gruppe. Wir haben mit Fort Fun-Geschäftsführer Andreas Sievering darüber gesprochen, was sich seitdem verändert hat und wie sich der Park künftig entwickeln wird.

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Wie erleichtert waren Sie damals, als die Nachricht von der Übernahme durch Looping kam?

Andreas Sievering: Für mich persönlich kam die Nachricht ja nicht überraschend. Ich war seit den ersten Gesprächen im August 2016 in den Prozess mit eingebunden. Durch die Erfahrung der vergangenen Jahre ist der gesamte Verkaufsprozess zu hundert Prozent über meinen Schreibtisch in Bestwig gelaufen. Ich habe einen großen Data-Pool befüllt, damit sich die Looping-Gruppe ein exaktes Bild von unserem Park und seiner wirtschaftlichen Situation machen kann, um so am Ende einen vernünftigen Kaufpreis vereinbaren zu können.

Sie spielen auf den gescheiterten Verkauf des Parks im Jahr 2012 an Betrüger Matthäus Z. an. Diese Erfahrung hat man doch sicherlich immer noch im Hinterkopf, oder?

Ja, sicherlich. Im Prozess mit Looping hat man schon bemerkt, dass einmal, zweimal und auch dreimal mehr über die Papiere geschaut wurde. Die Situation war aber ohnehin eine ganz andere als im Jahr 2012. Diesmal haben zwei ähnlich strukturierte Konzerne auf Augenhöhe miteinander gesprochen und nicht, wie damals, ein Konzern mit einem Privatmann. Zuletzt ist der Name Ziegler zwangsläufig wieder häufiger gefallen. Generell ist das Thema Ziegler für uns hier oben aber durch.

Warum sind es immer wieder Franzosen, die sich für das Fort Fun interessieren?

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Es gibt ja nicht so viele Gruppen, die Freizeitparks betreiben. Der Großteil der deutschen Freizeitparks ist in privater Hand. In Deutschland gibt es jedoch noch weitere Parks in Konzernstruktur. Zum Beispiel gehören Heidepark und Legoland zur britischen Merlin-Gruppe und der Movie Park zu parques reunidos, einem spanischen Konzern.

Haben Sie sich bei der Compagnie des Alpes am Ende noch wohl gefühlt? Schließlich war die Verkaufsabsicht ja klar.

Wir waren bei der Compagnie des Alpes natürlich nicht unter den Top-Parks, was die Größe und die Umsatzzahlen angeht. Mit einem Park Asterix und einem Park Futuroscope kann das Fort Fun nicht mithalten. Wenn solche Parks mit durchschnittlich 1,8 Millionen Besuchern eine gute Saison haben, ist es eigentlich egal, was bei uns passiert. Andersherum können wir eine schlechte Saison des Park Asterix nie und nimmer auffangen. Natürlich hat sich die Compagnie des Alpes auf die Großen konzentriert. Ich hatte aber nie das Gefühl, dass man uns vernachlässigt hat - das zeigen ja auch die zuletzt getätigten Investitionen.

Und wo steht das Fort Fun nun bei der Looping-Gruppe?

Mit der Übernahme durch die neue Gruppe hat sich sehr viel geändert. Hier gehören wir nun zu den Top-4-Parks. Man merkt, dass man wichtiger wird - im positiven wie im negativen Sinne. Wir kriegen oft Besuch, es kommen oft Nachfragen und es werden 120 Prozent Leistung eingefordert. Das ist aber nachvollziehbar. Ich würde es ja genau so machen. Man merkt schon, dass man viel Potenzial in uns sieht.

Das heißt, entsprechend hoch ist der Druck und der Stress-Faktor?

Der Stress-Faktor ist bei mir persönlich seit August schon ziemlich hoch. Weil ja anfangs nicht klar war, ob ein Kaufvertrag tatsächlich zustande kommt, musste ich zwei Pläne gleichzeitig verfolgen. Hinzu kommt, dass ich bis Januar mit niemandem darüber sprechen durfte. Erst danach war das ganze Management-Team des Parks involviert. Und erst, als die Nachricht im April wirklich öffentlich wurde, durfte auch die Belegschaft informiert werden. Hier gab es leider keine andere Möglichkeit. Die Compagnie des Alpes ist als eine börsennotierte Aktiengesellschaft verpflichtet, erst die Aktionäre und dann die Mitarbeiter zu informieren, um eine Kursbeeinflussung zu verhindern. Ich glaube, ich habe mich 93 Mal bei meiner Belegschaft entschuldigt, aber mir waren wirklich die Hände gebunden.

Wissen Sie inzwischen schon, welches Budget dem Fort Fun zur Verfügung stehen wird?

Beim Budget gilt für uns momentan noch der Umfang, den auch die Compagnie des Alpes vorgesehen hatte. Der Verkauf hat sich zu lange hingezogen. Wir hatten eigentlich gehofft, dass die Abwicklung noch vor dem Saisonstart über die Bühne geht. Das haben wir leider nicht geschafft. Am Ende fehlte dann noch die Zustimmung der Wettbewerbsbehörde, die sich auch über vier Wochen hingezogen hat. Und Mitte Mai war es zu spät, die Budgets noch einmal großartig anzupassen.

So könnte die Jump-Arena aussehen. Inzwischen gibt es aber auch Ideen für ganz andere Attraktionen.
So könnte die Jump-Arena aussehen. Inzwischen gibt es aber auch Ideen für ganz andere Attraktionen. © Brian

Welche neuen Möglichkeiten tun sich durch die Looping-Übernahme denn auf?

Die Looping-Strategie ist stark identisch mit der Philosophie des Management-Teams von Fort Fun. Wir haben zuletzt sehr viel in die Infrastruktur unserer Anlage investiert und haben das über mehrere Jahre gestreckt. Jetzt haben wir die Möglichkeit, schneller zu sein. Die Looping-Gruppe sieht das Bewahren des Existierenden als einen der wichtigsten Faktoren und will mit kleinen, aber feinen Attraktionen das Angebot verbessern. Genau das wollen wir auch. Deswegen ist die Fortsetzung der Renovierungsarbeiten auch Bestandteil des Fünf-Jahres-Plans, den wir der Looping-Gruppe vorlegen. Vernachlässigt worden ist in den vergangenen Jahren der Bereich des Westernbahnhofs samt Brücke und der Tunnel der Wildwasserbahn. Wenn wir diese Bereiche nachgeholt haben, sind wir auf einem Level, wo man sagen kann, die Infrastruktur ist wirklich in Ordnung. Weiteren Renovierungsbedarf sehe ich in unserem Camp. Darin steckt meines Erachtens noch sehr viel Potenzial.

Das heißt, Sie wollen künftig noch mehr Übernachtungsangebote schaffen?

Genau! Die Nachfrage ist absolut da. Wir hätten über Pfingsten zum Beispiel 20 bis 30 Hütten mehr vermieten können, hatten aber keine Kapazitäten mehr. Das geplante Bungalow-Dorf in Andreasberg scheint ja eine Neverending-Story zu werden, auch, wenn ich die Hoffnung nicht aufgebe. Aber bis dort etwas gebaut wird, sind wir mindestens schon wieder fünf Jahre weiter. Die Frage ist immer, wie lange man auf so etwas warten kann. Deswegen denken wir in diesem Bereich jetzt auch weiter und wollen unsere eigenen Bungalows in einem ersten Schritt renovieren und den Standard heben. Danach müsste man dann mal schauen, ob man noch einmal etwas für diejenigen baut, die lieber den niedrigen Standard haben möchten - wie etwa Schulklassen oder Fußballvereine.

Wie sieht es denn mit dem Indoor-Bereich aus, auf den das Abenteuerland Fort Fun zuletzt seinen Fokus gelegt hat?

Den haben wir natürlich immer noch auf dem Zettel. Indoor ist und bleibt wichtig für uns - im Sommer wie im Winter. Ungewiss ist aber nach wie vor, ob es die geplante Jump-Arena geben wird. Es gibt inzwischen so viele neue Geschichten, die mindestens ebenso so spannend wären. Denkbar wäre zum Beispiel auch eine Laser-Tech-Halle, in der man mit einer Laserpistole unterwegs ist. Hier hat es eine enorme technische Entwicklung gegeben, die in ein paar Jahren auch bezahlbar sein wird. Ich denke da zum Beispiel an Augmented Reality. Ich halte die Jump-Arena zwar immer noch für eine gute Idee, aber es gibt parallel drei, vier, fünf Ideen, die ähnlich zu werten sind.

Und wie sieht es bei den aktuellen Besucherzahlen aus?

Die Saison läuft bislang super. Bei den Besucherzahlen und beim Umsatz liegen wir zehn Prozent über den Zahlen des Vorjahres. Und was das Budget angeht, liegen wir fünf Prozent besser als geplant. Luft nach oben haben wir sicherlich bei der Winteröffnung unserer L.A.B.S. Hier sind wir leicht hinter unseren Erwartungen zurückgeblieben, auch wenn die Kindergeburtstage sehr gut funktioniert haben. Wir haben gemerkt, dass wir an den Öffnungszeiten feilen müssen und haben festgestellt, dass die L.A.B.S. ein Jungs-Produkt sind. Es sind kaum Mädchen-Geburtstage gebucht worden. Hier müssen wir vielleicht noch an der Kommunikation arbeiten.

>>>>>Über Andreas Sievering

Andreas Sievering (43) ist in Essen geboren und wohnt mit seiner Frau und zwei Kindern in Olsberg-Elleringhausen.


  • Sein beruflicher Werdegang: 1998 bis 2004 Bootsbauer und Schreiner in Enkhuizen (Niederlande); parallel (ab 2000) duales Studium zum staatlich geprüften Hochbautechniker in Dresden und Hamburg; 2004 bis 2008 Technischer Leiter Alpincenter Bottrop; 2010 Ausbildung zum Innovation Manager in Zürich; 2008 bis 2013 Technischer Manager Fort Fun; seit 2013 General Manager bzw. Geschäftsführer Fort Fun.

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