Menden. UEFA stoppt Pläne für Rudelgucken auf der Wilhelmshöhe. Fans suchen Alternativen und finden sie möglicherweise in Kneipen.
Alle Hoffnungen ruhen auf dem BVB. Nachdem Bayer Leverkusen den Titel in der Europa League nach einem 0:3 gegen Atalanta Bergamo verpasst hat, fiebern die Fans nun dem Finale in der Champions League entgegen. Dort trifft Borussia Dortmund am Samstag, 1. Juni, auf Real Madrid. Nicht nur, weil mit Edin Terzic ein Mendener den BVB trainiert, ist das Interesse auch in der Hönnestadt riesig. Der BVB weiß hier viele Fans hinter sich.
Unmittelbar nach dem Finaleinzug der Schwarz-Gelben wurde in den sozialen Medien darüber diskutiert, ob und wo es ein Public Viewing geben soll. Wilfried Kickermann vom phono-forum kündigte an, die Eventagentur arbeite an einem Plan für die Wilhelmshöhe. Schon am 28. Mai 1997 hatte das phono-forum ein Public Viewing veranstaltet, als der BVB im Finale mit 3:1 gegen Juventus Turin gewann – damals noch in der Schützenhalle Lendringsen. „Jubelschreie über BVB-Sieg: Nachts war der Teufel los“ titelte die WP tags darauf. Fotos mit jubelnden BVB-Fans waren zu sehen.
In diesem Jahr wird es ähnliche Bilder in solch großem Rahmen nicht geben. „Mittwochabend um 20.15 Uhr kam die E-Mail der UEFA, dass wir keine Genehmigung erhalten“, ist Kickermann enttäuscht, dass Regularien „eine gute Idee zunichtemachen“. Tatsächlich hat sich die Welt in 27 Jahren offensichtlich entscheidend verändert. „1997 brauchten wir keine Genehmigung, kein Sicherheitskonzept, keine Security. Die Stimmung in der Halle war bombig, es ist nichts kaputtgegangen“, erinnert sich der erfahrene Veranstalter. 1000 Fans feierten damals in Lendringsen den BVB.
Jetzt war ein wahrer E-Mail-Marathon nötig. „Wir hatten selten einen so großen Aufwand“, berichtet Kickermann über Kontakte mit dem ZDF als übertragendem Fernsehsender, dem BVB und natürlich der UEFA. Während Zuständigkeiten geklärt wurden, machten die Kickermänner Nägel mit Köpfen. „Es stand alles. Wir hätten nur noch den grünen Knopf drücken müssen“, sagt Wilfried Kickermann.
Sponsoring statt Eintrittsgelder: Unterstützer standen bereit
Sponsoren hätten die Veranstaltung unterstützt, sodass die Fans noch nicht mal Eintritt hätten zahlen müssen. „Wir haben lediglich mit 3,50 Euro Mindestverzehr kalkuliert“, erklärt Wilfried Kickermann. Hätte, hätte, Fahrradkette: Die UEFA mit Sitz in Zürich durchkreuzte alle Pläne mit ihrer E-Mail am Mittwochabend. In der erklärte der europäische Fußball-Verband, es gebe lediglich drei Ausnahmegenehmigungen in der Stadt Dortmund. Dort soll bekanntlich in den Westfalenhallen, auf dem Festplatz Fredenbaum und auf dem Hansaplatz Rudelgucken möglich sein. „Das zeigt doch, wie groß der Bedarf ist, so etwas anzubieten“, vermisst Kickermann bei der UEFA die nötige Fannähe.
Mutmaßungen, es könne um Geld gehen, widerspricht Kickermann: „Hätte die UEFA gesagt, dass wir ihr zum Beispiel einen Euro pro Besucher zahlen müssen, hätten wir das gemacht. Aber es wurde keine Möglichkeit aufgezeigt, wie eine Veranstaltung durchgeführt werden könnte.“
Auswirkungen auf kleine Übertragungen noch unklar
Unklar ist, welche Auswirkungen die Absage auf kleinere Übertragungsangebote hat. Dürfen Kneipen das Spiel zeigen – möglicherweise auch in Biergärten? Eine Anfrage an die UEFA führt zwar zu einer Antwort am Freitag, doch Klarheit bringt die nicht.. „Die öffentliche Übertragung des Finales der UEFA-Klubwettbewerbe ist ausschließlich den kommerziellen Partnern (Sponsoren und Sendern) vorbehalten und daher können wir leider keine offizielle Lizenz dafür erteilen“, heißt es lediglich. Das ist keine Antwort auf die gestellte Frage, denn natürlich sollte keine zusätzlich Übertragung erfolgen, sondern die des ZDF auf großer Leinwand geteilt werden.
Auf der Homepage des Verbandes gibt es Hinweise zu Public Viewings, die sich allerdings auf die Europameisterschaft 2024 in Deutschland beziehen. Demnach ist für Veranstaltungen bis maximal 300 Besuchern keine Lizenz nötig, wenn zudem „keine kommerzielle Aktivierung“ stattfindet. Sprich: Es dürfen weder Sponsoring-Aktivitäten stattfinden, noch Eintrittsgelder kassiert werden. Der Eventagentur phono-forum hilft dieser kleine Spielraum in jedem Fall nicht.
Auch interessant
„Zum Glück sind wir auf solche Veranstaltungen nicht angewiesen“, verweist Wilfried Kickermann darauf, dass seine Agentur vor allem auf die Standbeine Comedy und Konzerte setzt. Die Möglichkeit zum Public Viewing ergab sich eher unverhofft durch die Erfolge des BVB. Fans, die auf die Wilhelmshöhe gesetzt haben, müssen sich nun nach Alternativen umschauen.