Menden. Seit einem Jahr gibt‘s in der Zukunftswerkstadt digitale Nachhilfe für Senioren. Welche Vorbehalte es gibt - und wie das Projekt läuft.
Enkeltrick, Whatsapp oder einfach ein Video-Anruf. Was für viele jüngere Menschen kein Problem darstellt, führt bei Senioren mitunter zu Abschreckung vor digitalen Medien. Um ihnen einen Überblick im Digitalisierungsdschungel zu verschaffen, gibt‘s mittlerweile regelmäßige Treffen in der Zukunftswerkstadt. Wie die bisher gelaufen sind - und welche Erkenntnisse das Team um Christiane Meißner und die Mendigital bisher gewinnen konnten.
Digitalisierung im Alltag angekommen
Seit Mitte Dezember 2022 wird das Thema Digitalisierung in Menden Stück für Stück greifbarer. Zunächst mit der Eröffnung der Zukunftswerkstadt im Rahmen des Smart City Projektes. Später dann mit den ersten politischen Vorstößen. Ein LoRaWAN-Netzwerk wird derzeit aufgebaut, noch in diesem Frühjahr könnten digitale Pegelmessungen Alltag werden. Und dabei bleibt es nicht. Menden hat, da ist sich Mendigital-Geschäftsführer Robin Eisbach sicher, einen großen Sprung nach vorne gemacht.
Damit bei diesem Sprung nicht ein Teil der Gesellschaft auf der Strecke bleibt, gibt‘s in der Zukunftswerkstadt von Anfang an auch entsprechende Kurse - gerade für Senioren. Mittlerweile haben die sich als feste Veranstaltungen etabliert und werden auch nachgefragt. Das weiß auch Christiane Meißner. Sie ist Teil der Internet-Lotsen, die Seniorinnen und Senioren durch das Netz und seine Tücken führen. „Es ist eine Anlaufstelle mit niederschwelliger Hilfe“, sagt Meißner. Oftmals geht‘s dabei um Grundlagenschulung. Klingt banal, aber es sind „die Basics“, die oftmals eine Herausforderung sind. Wenn der Enkel Funktionen bereits drei Mal erklärt hat, dann wachse die Hemmschwelle, doch nochmals nachzufragen bei Unsicherheiten. Die offene Sprechstunde, das nächste Mal am 5. März, 10 bis 12 Uhr, biete da Abhilfe. Bis zu 20 Besucher sind vor Ort, weitere schalten sich digital dazu. „Es ist auf jeden Fall mehr geworden“, sagt Christiane Meißner im Vergleich zu den Anfängen in der Zukunftswerkstadt.
Hilfe bei den „Basics“
Los geht‘s in der Regel mit „Basics“. Whatsapp-Videos verschicken; Gefahren von Kettenbrief-Nachrichten oder das Scannen von QR-Codes. „Das häufigste Problem ist allerdings: Wie gehe ich mit meinen Passwörtern um?“, erklärt Robin Eisbach. In jedem Fall versuchen Internet-Lotsen und Mendigital weiterzuhelfen. Wenn das gerade nicht klappt, dann helfen sich die Seniorinnen und Senioren auch gerne selbst. Frei nach dem Motto: Einfach mal ausprobieren. Klappen die Klicks dann, sei es „umso schöner, die Dankbarkeit zu spüren“, sagen Eisbach und Meißner.
Eine Hilfe war unter anderem die generationenübergreifende Begleitung der Lern-Tandems. Senioren haben sich dabei mit Studenten zusammengetan. In kleinen Schulungen können digital Unerfahrene so von sogenannten Digital Natives lernen. Die Uni Vechta begleitet das Projekt. Eine Erkenntnis sticht dabei heraus: Die bisweilen überbordende Aufklärung etwa beim Enkeltrick führt auf der anderen Seite zu Abschreckung vor digitalen Geräten. Zu groß ist oftmals die Angst, möglicherweise auch unbeabsichtigt oder mit einem falschen Klick auf eine Betrugsmasche hereinzufallen. „Dinge einfach ausprobieren, ist oft schwierig“, weiß Christiane Meißner. Eine weitere Erkenntnis gibt‘s derweil für ehrenamtliches Engagement im Allgemeinen. „Die Studenten finden es gut, so etwas temporär zu machen“, sagt die Internet-Lotsin. Heißt: Projektbezogenes Engagement statt dauerhafte ehenamtliche Verpflichtung liegt im Trend.