Balve. In Balve sind immer mehr Hunde angemeldet. Woran das liegt und worauf es bei der Erziehung des besten Freundes des Menschen ankommt.

Durch ein kleines metallenes Tor geht es raus aufs Grün, dunkle Wolken formen sich vor den Toren Langenholthausens. Nur einen Steinwurf vom Ortseingang entfernt haben die Hundefreunde Balve ihr Vereinsheim. Es ist Trainingstag für die Mitglieder mitsamt ihren Vierbeinern. Seit der Corona-Pandemie ist auch bei ihnen ein gewisser Zulauf zu verzeichnen, viele Menschen haben sich einen Hund zugelegt. Auf was es bei der Erziehung ankommt und wie sich die Vierbeiner in der Stadtverwaltung bemerkbar machen.

Passende Charaktereigenschaften

Holger Labahn, Lena Mitscke und Christiane Kloos warten bereits vor dem Vereinsheim. Es ist kühl geworden, statt Erfrischungsgetränken gibt’s Kaffee. „Hundetraining ist ein Outdoorsport“, sagt Vereinssprecherin Lena Mitschke. Wetterfeste Kleidung sowie Schuhe und ein sprichwörtlich dickes Fell brauchen Herrchen und Frauchen, wenn es um die Erziehung ihrer Vierbeiner geht. Und die, sagt der zweite Vorsitzende Holger Labahn, ist auch wichtig. Sich einfach einen Hund zulegen, möglicherweise aus einer Laune heraus und ohne über Rasse oder Charaktereigenschaften nachzudenken, sei auf jeden Fall der falsche Weg. „Man muss sich genau überlegen: Welcher Hund passt zu mir und meinem Tagesablauf“, ergänzt Christiane Kloos.

Dass Corona für deutlich mehr Hunde in Balver Haushalten gesorgt hat, haben auch die Hundefreunde in Langenholthausen zu spüren bekommen.
Dass Corona für deutlich mehr Hunde in Balver Haushalten gesorgt hat, haben auch die Hundefreunde in Langenholthausen zu spüren bekommen. © Westfalenpost | Tobias Schuermann

Und doch ist die Zahl der Hunde in Balve in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie sei das spürbar gewesen, sagt Kämmerer Hans-Jürgen Karthaus im Gespräch mit der Westfalenpost. Noch vor fünf Jahren spülte die Hundesteuer in der Hönnestadt rund 77.000 Euro in die Stadtkasse. Für das kommende Haushaltsjahr rechnet Karthaus mit 88.700 Euro. 72 Euro werden für einen Hund in Balver Haushalten 2023 fällig; 90 Euro, sobald es zwei Hunde je Haushalt sind. Für sogenannte gefährliche Hunde, etwa American Pit Bull Terrier, American Staffordshire Terrier oder Staffordshire Bullterrier, werden jährlich gar 504 Euro fällig; sind zwei oder mehr Hunde dieser Arten in einem Haushalt, kostet das 756 Euro je Tier. „Ich hab das auch in einer Ratssitzung bereits gesagt: Vor Corona haben die Einnahmen aus der Hundesteuer bei rund 80.000 Euro stagniert. Seit 2020 steigen diese Einnahmen“, erklärt Karthaus.

Wer sich einen Hund zulegt und möglicherweise noch nicht so recht weiß, worauf es ankommt, der findet bei den Hundefreunden Balve einen Anlaufpunkt. Christiane Kloos ist für das Welpentraining im Verein zuständig. Dass sich Menschen vorab über Tücken und Voraussetzungen informieren, sei allerdings selten. „99 Prozent der Erziehung eines Hundes hängt vom Menschen ab“, erklärt Kloos. Die Tiere würden Anweisungen schnell verstehen, „man muss vor allem mit den Menschen arbeiten“.

Hund zur Ruhe bringen

Das wird auch beim Blick über die Wiese des Vereins deutlich. Rund zehn Herrchen und Frauchen stehen um Holger Labahn herum. Er gibt die Übung vor. Nach und nach müssen Herrchen und Frauchen mit ihrem Hund um die anderen herumlaufen. Die Leine kurz gehalten, Blickkontakt und keine Ablenkung. Ist die Übung erfolgreich, gibt’s ein Leckerchen. Zur Belohnung. Doch auch dabei müssen die Vereinsmitglieder flott sein. Die Aufmerksamkeitsspanne der Hunde hält lediglich ein bis zwei Sekunden an. Wird positives Veralten nicht blitzschnell belohnt, ist die Übung hinfällig. „Deswegen haben viele ihre Leckerchen direkt griffbereit“, erklärt Lena Mitschke. Die Trainer haben einen genauen Blick für diese Kleinigkeiten. „Das ist auch für uns anstrengend“, so Mitschke. Denn die maximal 45-minütigen Trainingseinheiten „sollten komplett dem Tier gehören“. Heißt: Kein schnelles Zigarettchen oder spontane Blicke aufs Handy. All das lenke die Hunde ab.

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Schlussendlich sollen die wöchentlichen Trainings helfen, „den Hund zur Ruhe zu bringen“. Und das nicht nur mit einem stumpfen Ballwerfen, sondern mit einer sinnvollen Beschäftigung. Die Tiere einfach nur zu verausgaben, in dem Mann stundenlang ein Stöckchen durch die Gegend schmeißt, schadet den Vierbeinern sogar. „Stress gibt’s auch bei Hunden“, betont Mitschke.

Mittlerweile ist das Training auf der Wiese beendet. Herrchen, Frauchen und Vierbeiner wirken glücklich. Für die einen oder anderen gibt es noch eine Extrarunde über die Hindernisse. Die nächste Trainingsgruppe kündigt sich bereits an.