Menden. Überraschende Entwicklung: Nach gut drei Jahren trennen sich die Wege der Wirtschaftsförderung Menden und Geschäftsführer Tim Behrendt.
Tim Behrendt wird die Wirtschaftsförderungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft WSG Menden künftig nicht mehr leiten. „Mögliche berufliche Neuausrichtungen haben zu der jetzt voraussichtlichen Trennung geführt. Aufsichtsrat und Gesellschafter haben dem einstimmig zustimmt“, erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende Peter Maywald (CDU) auf Anfrage unserer Zeitung. Weitere offizielle Informationen zu den Umständen des für viele völlig überraschenden Schrittes gab es am Freitag von keiner Seite. Tim Behrendt war am Freitag nicht erreichbar.
Mendenerin Sara Schmidt und Prokuristin übernehmen die Geschäftsleitung
Auf die Frage, wie die erfolgreiche Arbeit in Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing weitergehen soll, erklärte Maywald, dass die Geschäftsleitung an Sara Schmidt und übertragen wurde, eine weitere Mitarbeiterin habe Prokura erhalten. Die gebürtige Mendenerin Sara Schmidt kam im April dieses Jahres zur WSG. Sie war aus der Wirtschaftsförderung der Stadt Altena in ihre Heimatstadt gewechselt.
Wirtschaftswissenschaftlerin mit Erfahrung bei Vermarktung von Gewerbegebieten
Sara Schmidt ist Wirtschaftswissenschaftlerin und hat an der BiTS Iserlohn sowie der Technischen Universität Dortmund ihren Master of Science gemacht. Neben Berufserfahrung aus der mittelständischen Wirtschaft brachte sie Kenntnisse aus dem kommunalen Bereich mit nach Menden. So leitete sie von Anfang 2018 bis Ende 2022 die Geschicke der Wirtschaftsförderung in Altena, betrieb dort das Fördermittelmanagement, trug zur Innenstadtentwicklung bei, hatte eng mit dem dortigen Leader-Regionalmanagement zu tun und arbeitete an mehreren Projekten rund um Standortaspekte und das Thema Fachkräftegewinnung. Zudem war Schmidt Geschäftsführerin des Gewerbeparks Rosmart, der interkommunal gemeinsam von Altena, Lüdenscheid und Werdohl entwickelt und vermarktet wird. Diese Aufgaben entsprechen folglich denen, die auch in Menden mit der Entwicklung des Gewerbeparks Hämmer-Süd, der Mendener Innenstadt und des Ortskerns Lendringsen anstehen.
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Offenbar gravierende atmosphärische Störungen im WSG-Team
Zur Trennung der WSG von Behrendt mindestens beigetragen haben sollen nach Informationen der WP deutliche atmosphärische Störungen zwischen dem siebenköpfigen WSG-Team und dem Geschäftsführer. Diese Konflikte, hieß es, seien schließlich auch vom Aufsichtsgremium offenkundig als so gravierend bewertet worden, dass eine Fortsetzung der Arbeit Behrendts in der WSG als nicht mehr sinnvoll erschien. Und offenbar hat er auch selbst bereits anderweitige berufliche Ambitionen.
Das Aus kommt ausgerechnet nach einem der größten Erfolge
Diese Trennung nach gut drei Jahren kommt gleichwohl überraschend, zumal die WSG mit dem großen Fest „Menden dreht auf!“ mit rund 9000 Besucherinnen und Besuchern gerade erst einen großen Erfolg feiern konnte. Zum einen beim Publikum, aber auch bei für Menden wichtigen Landesministerien und Wirtschaftsverbänden. Unter Tim Behrendts Regie zog eine personell deutlich verstärkte WSG Menden aus dem Rathaus um ins repräsentativere ehemalige „Café Dreispitz“.
Nordwall, Hämmer, Innenstadt: Neue WSG gilt als Erfolgsmodell
Zentraler Ansprechpartner
Die Wirtschaftsförderung Menden ist zentraler Ansprechpartner für Mendener Unternehmen und Gewerbetreibende in Belangen der Ansiedlung und Entwicklung. Sie will Unternehmen ein Netzwerk, Dienstleistungen und Veranstaltungen rund um den Gewerbestandort Südwestfalen bieten, bei der Suche nach Gewerbeflächen, Gewerbeimmobilien oder Fördermitteln helfen. Gesellschafter sind die Stadt Menden, die Mendener Bank, die Märkische Bank, die Sparkasse, der Südwestfalen-IHK und der Initiativkreis Mendener Wirtschaft.
Das neue Team führte neue Informationskanäle für die heimische Wirtschaft ein, durchschlug den Gordischen Knoten am Nordwall und machte den Weg frei für den dort jetzt entstehenden Neubau. In Hämmer trieb die WSG die Vermarktung des Industriegebiets unter den vom Stadtrat vorgegebenen Qualitätskriterien an. Regelmäßig konnten namhafte Neuansiedlungen verkündet werden.
In der Mendener Innenstadt, die sie in sieben unterschiedliche Entwicklungszonen aufteilte und bearbeitete, konnte die WSG durch geschickte Nutzung von Förderprogrammen viele Leerstände mit neuem Leben füllen, ebenso in Lendringsen. Im September 2022 gewannen die Mendener sogar den „Award für Innovative Wirtschaftsförderungen“. Zugleich gab es immer wieder auch kritische Äußerungen, so seien etwa die Neuansiedlungen in der Innenstadt nicht nachhaltig genug. Interne Konflikte und Abwanderungsgedanken waren für Beobachter von außen aber nicht wahrnehmbar. Bis zum Freitag.