Menden. Sie war Jahrzehnte in der CDU, war Bürgermeister- und Landtagskandidatin: Doch die AfD-Debatte lässt Katrin Jäger jetzt gehen.
Als die langjährige Christdemokratin Katrin Jäger aus Lendringsen am Sonntag das ZDF-Sommerinterview mit dem Bundesvorsitzenden Friedrich Merz verfolgte, glaubte sie kaum, was sie da hörte: „Ich habe Friedrich Merz noch vor ein paar Wochen dafür gefeiert, dass er die Brandmauer zur AfD für unumstößlich erklärt hat“, sagte Jäger auf Anfrage der WP. Doch jetzt sollte man im Fall der Wahl eines AfD-Bürgermeisters oder Landrates laut Merz „in den Kommunalparlamenten dann auch nach Wegen suchen, wie man gemeinsam die Stadt, das Land, den Landkreis gestaltet“. Katrin Jäger setzte ihr Austrittsschreiben auf, nach einer jahrzehntelangen und durchaus prominenten Mitgliedschaft: „Ich bin zutiefst enttäuscht.“
„Überzeugte Christdemokratin“: Beigeordnete und Kandidatin in Iserlohn und Menden
Bis zu ihrer Hochzeit vor wenigen Wochen hieß sie noch Katrin Brenner. Die Christdemokratin war bis 2017 Erste Beigeordnete der Nachbarstadt Iserlohn. Dort hatte sie 2015 – für die CDU – um das Bürgermeisteramt kandidiert und war in der Stichwahl nur hauchdünn unterlegen. 2016 musste sie dann dem heutigen Mendener CDU-Stadtverbandsvorsitzenden Benjamin Friedrich den Vortritt lassen, als es um die Mendener Nominierung zur Landtags-Kandidatur im heimischen Wahlkreis ging. Zwischenzeitlich kehrte sie aus Iserlohn auch in ihre angestammte Lendringser Ortsunion zurück. Seit 2022 ist Katrin Jäger Geschäftsführerin der Stadtwerke Altena, nachdem sie zuvor in der Führungsetage von Remondis tätig war, einem der weltweit größten Unternehmen der Kreislauf- und Wasserwirtschaft mit zahlreichen Spezialgeschäftsfeldern.
Kritik an etablierten Parteien: „Befassen sich nur noch mit sich selbst“
„Aus Überzeugung“ sei sie in jungen Jahren in die Union eingetreten und habe sich seither für die soziale Marktwirtschaft eingesetzt, schildert Jäger, die Mutter von zwei Söhnen ist: „Ich wäre daher in Iserlohn auch eine ausgewiesene CDU-Bürgermeisterin und für den heimischen Wahlkreis eine in der Wolle gefärbte CDU-Landtagspolitikerin gewesen.“ Doch mittlerweile finde sie es „unerträglich, dass sich die Parteien ausschließlich mit sich selbst befassen“, und davon nimmt sie auch SPD und Grüne nicht aus: „Die prügeln jetzt wiederum auf Merz ein, statt sich in ihrer Ampel endlich um die Probleme dieses Landes zu kümmern. Und die AfD muss nur unterm Baum liegen bleiben, denen fallen die reifen Früchte ganz von allein in den Mund.“
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Zurückrudern von Merz lässt den Austrittsbeschluss nicht mehr wanken
Dass Friedrich Merz mittlerweile zurückgerudert ist und Kooperationen mit der AfD nicht gemeint haben will, bringt Katrin Jäger von ihrem Austritt nicht mehr ab: „In einem solchen Amt muss man sich so ausdrücken können, dass man richtig verstanden wird. Sonst stärkt man diese braune Brut nur immer noch mehr.“ Genau das, befürchtet Jäger, werde jetzt wieder passieren.
Jägers Antwort: Rechtsradikale Bürgermeister müssen zum Scheitern gebracht werden
Auch mit den jüngsten Äußerungen ihres ehemaligen Kontrahenten Benjamin Friedrich (die WP berichtete) sei sie nicht einverstanden. „Wenn er nur sagt, dass in Menden ja niemals ein AfD-Bürgermeister gewählt würde, dann bedeutet das mit Merz eben auch: Falls doch, müsste der Laden halt am Laufen gehalten werden.“ Das sehe sie komplett anders: „Ein rechtsradikaler Bürgermeister muss von Demokraten zum Scheitern gebracht werden.“
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Matthias Eggers MdL: „Die Ablehnung konsequent nach außen betonen“
Ähnlich deutlich hatte sich am Montag bereits der Mendener CDU-Landtagsabgeordnete Matthias Eggers geäußert, der auch Mitglied des Stadtrates in Menden ist. Die Ablehnung der AfD müsse „konsequent nach außen betont werden“. Wenn der Eindruck entstünde, dass ein gewählter AfD-Bürgermeister in der Mitte der Gesellschaft stehe, sei das fatal. Klare Kante sei hier alternativlos: „Und wenn diese Partei in einem Landkreis, in einer Stadt oder Gemeinde, im kleinsten Kaff der Republik auch durch demokratisch legitimierte Wahl einen Amtsträger stellt, dann ist es nicht Aufgabe der CDU, diesen bei der Ausübung seines Amtes zu unterstützen. Sondern vielmehr, alle demokratisch möglichen Mittel zu nutzen, sodass dieser Amtsträger sein Amt möglichst schnell wieder verlassen muss.“