Menden. Pflegemutter Melanie aus Menden nimmt seit drei Jahren Kinder in Not in ihrem Haus auf. Was die Bereitschaftspflege für sie so besonders macht.

Die Stiftung Evangelische Jugendhilfe Menden betreut und berät seit über 20 Jahren im Märkischen Kreis Pflegekinder und ihre Familien. Seit 15 Jahren wird Kindern in Not in über 25 Bereitschaftspflegefamilien ein Zuhause auf Zeit gegeben. Schutz, Sicherheit und die Versorgung der Kinder stehen dabei im Mittelpunkt. Bereitschaftspflegefamilien übernehmen in Notfällen vorübergehend die Betreuung eines Kindes zwischen 0 und zwölf Jahren in ihrem Zuhause. Manchmal nur für ein paar Tage, manchmal für ein paar Wochen oder auch für Monate, bis sich die Situation für das Kind geklärt hat, leben Familien mit den zunächst noch völlig fremden Kindern zusammen. Der Bedarf an Bereitschaftspflegefamilien wächst – die Stiftung Evangelische Jugendhilfe Menden sucht deshalb weitere Familien. Die Pflegemutter Melanie aus Menden (sie möchte nur mit Vornamen in der Zeitung stehen), schildert die Erfahrungen, die sie bislang gemacht, warum sie sich für diese Aufgabe entschieden hat und was die Kinder aus der gemeinsamen Zeit mitnehmen.

Bereitschaftspflege: Pflegemutter wird durch bekannte Familie auf Aufgabe aufmerksam

Pflegemutter Melanie nimmt seit drei Jahren Kinder in ihrem Haus auf. Sie lebt mit ihrem Mann, ihren beiden Töchtern und mit den Kindern, die gerade im Rahmen der Bereitschaftspflege in der Familie untergebracht sind, zusammen. Durch eine ihr bekannte Familie ist sie auf diese besondere Aufgabe aufmerksam geworden. Zu diesem Zeitpunkt habe das durch die familiären Umstände jedoch noch nicht funktioniert. „Vor drei Jahren habe ich Kontakt zur Stiftung aufgenommen und habe gedacht, entweder jetzt oder nie. Und jetzt bin ich sehr froh darüber“, blickt sie zurück auf die Anfänge. Es seien die Alltagsmomente mit den Kindern, die man oft am Tag erlebt, die sie als besonders schön empfindet. „Wir machen einen Ausflug mit den Kindern und dann sehen wir die pure Freude in ihren Gesichtern“, beschreibt Melanie das Zusammenleben. „Die Kinder schenken uns Vertrauen. Es gibt so viele gute Momente!“ Sie empfinde das Familienleben durch die Bereitschaftspflege intensiver: „Man hat viel mehr Zeit für die Familie, für das ganze Drumherum. Wir schätzen unser Familienleben viel mehr.“

„Empathie und Geduld sind nötig“

Der Bedarf an Bereitschaftspflegefamilien steigt, weiß die Stiftung Evangelische Jugendhilfe Menden, die deshalb weitere Familien sucht.

Welche persönlichen Voraussetzungen sollte eine Bereitschaftspflegefamilie mitbringen?

Die Mendener Pflegemutter Melanie berichtet, dass man natürlich Freude an Kindern haben, an ihnen interessiert sein und viel Verständnis mitbringen sollte. „Empathie und Geduld sind nötig“, betont sie.

Wie werden Bereitschaftspflegefamilien bei ihrer Tätigkeit unterstützt?

Die Stiftung Evangelische Jugendhilfe bietet Hilfe und Beratung und bereitet Familien auf die Aufgabe vor. Es gibt viele Treffen, Feste und Fortbildungen. „Da lernt man andere Familien kennen und es fühlt sich wie eine große Familie an“, schildert Pflegemutter Melanie ihre Erfahrungen. Natürlich erhalte sie Unterstützung durch ihre Familie. „Dabei habe ich mich noch nie allein gefühlt, es war immer jemand da, wenn ich mal Hilfe brauchte.“

Bei Interesse und Fragen zum Thema Bereitschaftspflege kann man sich auf der Internetseite der Stiftung unter www.ev-jugendhilfe-menden.de informieren oder sich telefonisch an das Team der Bereitschaftspflege am Zentrum für Pflegekinderhilfe unter der Telefonnummer 02373/ 3951835 wenden.

In den ersten Tagen nach der Ankunft eines Kindes geht die Mendener Pflegefamilie sensibel auf die Kinder ein, schaut, was fehlt und versucht da zu sein. „Die meisten Kinder öffnen sich recht schnell, wenn sie sich verstanden fühlen“, hat die Familie erfahren. Und was nehmen die Kinder aus der Zeit in der Pflegefamilie mit? „Also ich glaube, die Kinder nehmen mit, dass sie so sein dürfen, wie sie sind. Das stärkt die Kinder und schafft Vertrauen“, beschreibt Pflegemutter Melanie die gemeinsamen Wochen oder Monate. Auch die „Normalität“ und Unbeschwertheit helfe den Kindern dabei, ihre Vorerfahrungen zu verarbeiten und einfach mehr Freude und Spaß zu haben. Viele Kinder seien seelisch belastet. „Sie nehmen sicherlich die vielen positiven Erfahrungen und Gefühle mit“, sagt sie.

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Kontakte bestehen zu ehemaligen Bereitschaftspflegekindern oftmals auch weiterhin

Oftmals besteht auch weiterhin Kontakt zu ehemaligen Bereitschaftspflegekindern – sie kommen zu Besuch oder zu gemeinsamen Unternehmungen. An ein Mädchen erinnert sich die Mendenerin besonders: „Es hatte den riesigen Wunsch in unserem gemeinsamen Urlaub zu schwimmen. Doch es regnete und wir gingen mit dem Mädchen trotzdem schwimmen und es war total glücklich. Dies beglückte uns alle.“

Nach den drei Jahren als Bereitschaftspflegefamilie würde sich die Pflegemutter immer wieder für die Bereitschaftspflegefamilie entscheiden. „Aber 25 Jahre früher“, sagt sie. „Das ärgert mich ein bisschen, dass ich das nicht schon früher gemacht habe.“