Bösperde. Lena Wennersheide bietet in Menden PEKiP Kurse an. Nicht nur Mütter sind willkommen, sondern auch Väter, Omas oder Opas. Sie erklärt das Konzept.

Es klappert, knistert oder raschelt. Winzige Hände greifen nach den länglichen Gegenständen, die so ungewöhnliche, neue Geräusche machen. Was kann das nur sein? Vergnügtes Quietschen. Alles ist so neu und aufregend, wenn man ein Baby ist.

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Lena Wennersheide erinnert sich gut an die Zeit, als ihre beiden Töchter so klein waren. Damals hat sie am Prager–Eltern–Kind–Programm, kurz PEKiP, teilgenommen. Dabei geht es darum, bewusst Zeit mit seinem Kind zu verbringen und die Fähigkeiten und Bedürfnisse des Kindes wahrzunehmen. Es gibt jede Menge Spiel- und Bewegungsanregungen für das erste Lebensjahr und die Kleinsten können Kontakte zu Gleichaltrigen knüpfen. All das hat Lena Wennersheide so großen Spaß gemacht, dass es heute ihr Beruf ist. Nach einer Corona-Pause ist 40-Jährige nun zurück – in ihren eigenen Räumlichkeiten in Bösperde.

Entspannung für beide Seiten: Eltern sollen nicht zu kurz kommen

Eine große Fensterfront ziert das Mi&Ma (kurz für Minis und Maxis) an der Holzener Dorfstraße. Direkt hinter der Eingangstür verbirgt sich der helle Kursraum. Schuhe und Jacken ausziehen, alles sicher verstauen und dann kann es losgehen. Auf einer großen roten Matte können Eltern und ihre Kleinen Platz nehmen. Stühle gibt es hier nicht, alles spielt sich kindgerecht auf dem Boden ab. „Der Neustart ist aufregend“, sagt Lena Wennersheide. Sie hat bereits einige Anfragen, erste Kurse laufen, weitere sollen folgen. „Viele Mütter und Väter sind froh wieder rauszukommen. Mit Kind kann es zuhause auch mal zu viel oder zu eng werden“, sagt die Expertin. Das gelte nicht nur für die Eltern, sondern auch für die Kinder. In ihren Kursen ist es Lena Wennersheide deshalb wichtig, dass alle Seiten entspannt sind und zur Ruhe kommen.

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Lena Wennersheide hat jetzt auch ihre eigenen Räumlichkeiten an der Holzener Dorfstraße dafür.
Lena Wennersheide hat jetzt auch ihre eigenen Räumlichkeiten an der Holzener Dorfstraße dafür. © WP | Jennifer Wirth

Wenn alle Teilnehmer angekommen sind und es sich gemütlich gemacht haben, werden die Babys ausgezogen („Man muss gucken, wie es passt“), damit sie sich besser bewegen können. Der Kursraum ist entsprechend aufgeheizt. Lena Wennersheide gibt dann unterschiedliche Anregungen und Spielideen vor, die die Sinne der Babys ansprechen. Für die ganz Kleinen kann das beispielsweise das Bewegen eines Balles von rechts nach links sein, den das Kind mit den Augen verfolgen soll. Klingt banal, ist für ein Neugeborenes aber eine anstrengende Aufgabe. Für die größeren Kinder ab sechs Monaten baut die 40-Jährige Spielstationen auf, an denen sie sich ausprobieren können. Beispiel: Ein Kasten mit Flaschen, die mit unterschiedlichem Inhalt bestückt sind. In der einen ist Wasser, in der anderen Holz und in der nächsten Perlen. Jede sieht anders aus, klingt anders und hat ein anderes Gewicht. Physik eben. Spannend.

Hilfestellungen geben: Schau, du schaffst das

„Es geht auch darum, dass die Babys, obwohl sie so klein sind, Dinge allein schaffen können“, sagt Wennerheide. Beispielsweise eine Drehung. Das Kind schafft es fast, nur der letzte Rest fehlt. Wennersheide ermutigt es und zeigt eine Lösung auf. „Willst du es mal ausprobieren?“ Und es klappt. Es sei wunderschön, die Freude der Babys zu sehen, wenn sie etwas geschafft haben.

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Mi & Ma heißt das Lokal von Lena Wennersheide.
Mi & Ma heißt das Lokal von Lena Wennersheide. © WP | Jennifer Wirth

„Es gibt aber auch Kinder, die nicht wollen oder schüchtern sind“, erklärt sie. Auch das sei völlig in Ordnung. „Das ist kein Entertainment hier. Es geht immer um die Frage: Tut es meinem Kind gut oder nicht? Die Eltern sind die Experten für ihre Kinder.“ Jedes Kind sei anders, genauso wie seine Bedürfnisse. Wenn das Kind gerade schläft, gefüttert werden will oder einfach nur beobachten möchte, dann ist das eben so. „Eltern können die Zeit dann anders nutzen, sich austauschen oder Ideen mit nach Hause nehmen.“

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Kein reines Mama-Ding: Auch Väter, Omas oder Opas willkommen

Jedes Tempo ist okay, Druck von außen hat im Kurs keinen Platz. Die Anregungen stehen im Mittelpunkt, der Austausch ist wichtig und Lena Wennerheide gibt auch hilfreiche Tipps für den Alltag. „Es gibt keine Zeitabfolge wie bei Turnübungen. Ich reagiere auf die Stimmung und habe immer einen groben Plan.“ Gemeinsam gesungen wird auch, es gibt Routinen. Mit dabei sind übrigens nicht nur Mamas. Auch Papas sind herzlich willkommen und machen bereits mit. „In meinem zweiten Kurs habe ich gerade sogar mehr Väter als Mütter“, sagt sie. Generell ist es egal, ob Mama, Papa, Oma oder Opa den Kurs besuchen: „Es muss eine Bindungsperson sein.“

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Die Welt verstehen und den Körper kennenlernen – dabei will die Expertin den Babys helfen. „Kinder brauchen kein PEKiP, um sich zu entwickeln“, sagt sie. Aber bewusst gemeinsam Zeit ohne Ablenkung zu verbringen, sei schön und wichtig zugleich – für Kind und die Bezugsperson.

PEKiP eignet sich für Kinder im ersten Lebensjahr. Der Kurs findet einmal die Woche für 90 Minuten statt. Ein Block á 10 Termine kostet 120 Euro. In Zukunft möchte Lena Wennersheide auch künstlerische Entspannung für Erwachsene anbieten. Für Kinder ab einem Jahr soll es Spielgruppen geben – eine künstlerische/kreative Spielgruppe sowie eine Entdecker-Spielgruppe. „Das ist aber noch Zukunftsmusik“, sagt sie. Weitere Infos zu dem Programm unter https://miundma.de