Menden. Theo Hubertus erblickt am 22. Dezember 2022 das Licht der Welt in Menden-Lürbke. Seine Mama entscheidet sich im siebten Monat für eine Hausgeburt.
Michelle und Mike-Christopher Kalina aus Lürbke sind vor allem eins: stolz. Denn ihr Sohn Theo Hubertus ist nicht nur ein gesunder, kleiner Sonnenschein, sondern auch Mendens Weihnachtswunder. Er ist das einzige Baby, das im vergangenen Jahr in Menden auf die Welt kam. Eine Hausgeburt überm Hubertusheim am 22. Dezember 2022. Und als würde das Theo Hubertus nicht ohnehin schon für immer mit Menden verbinden, ist aus einem anfänglichen Scherz der Familie Ernst geworden: Hubertus, der Zweitname von Theo. „Wir dachten, wenn wir schon hier wohnen und das Hubertusheim bewirten, dann können wir ihn auch so nennen“, sagt Michelle Kalina und grinst. Das Dorf sei hellauf begeistert gewesen. Theo Hubertus ist damit ein „echter Lürbker Jung“.
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Von all dem Wirbel um seine Person bekommt Theo Hubertus noch gar nichts mit. Zufrieden kuschelt er sich an seine Mama und schmatzt. Gleich wird es wieder Zeit für eine Mahlzeit. Bis dahin muss der Schnuller genügen. Mit seinen kleinen Händen schnappt er sich das Schnullerband und nuckelt entspannt weiter. Michelle Kalina schaut ihren Nachwuchs voller Liebe an. Theo Hubertus ist ihr viertes Kind, doch seine Geburt war ein völlig neues Erlebnis für die Mendenerin. „Ich habe mich im siebten Monat zu einer Hausgeburt entschieden“, erzählt sie und wiegt den kleinen Jungen im Arm hin und her.
Angst vor einer Geburt im Auto
Ihre anderen Kinder Leonard (8), Mathilda (6) und Paul (3) hat sie in Arnsberg geboren. Alle drei kamen nach dem Sprung der Fruchtblase sehr schnell auf die Welt. Die Sturzgeburten waren immer von einem Gefühl der Unsicherheit begleitet: Schaffe ich es noch rechtzeitig ins Krankenhaus oder muss ich mein Kind im Auto bekommen? Denn die Geburtsstation des St.-Vincenz-Krankenhauses in Menden gibt es seit März 2017 nicht mehr. „In Iserlohn habe ich mich nicht wohlgefühlt“, sagt die Mendenerin. Die am besten zu erreichende Alternative: Arnsberg.
Doch für Theos Geburt entschließt sich Michelle Kalina für einen anderen Weg – die Hausgeburt. Grund dafür sei nicht nur der lange Fahrtweg gewesen. Auch die Corona-Beschränkungen im Krankenhaus hätten sie dazu bewogen. „Ich wollte im Krankenhaus nicht so viel allein sein“, sagt die Mutter. Denn die Auflagen sind nach wie vor hoch – nur während der Geburt darf eine Person dabei sein. Michelle Kalina wollte aber ihre Familie um sich haben – und das hat nun auch wunderbar geklappt.
Zwei Hebammen unterstützen die Hausgeburt
Nach einer ausgiebigen Recherche und einigen Telefonaten findet Michelle Kalina zwei Hebammen aus Balve und Iserlohn, die ihren Wunsch unterstützen. Ein großes Glück, denn nicht viele Hebammen bieten Hausgeburten an. Wichtig dabei: Einige Grundvoraussetzungen – wie eine komplikationsfreie Schwangerschaft – müssen erfüllt sein. Sind Mama und Kind gesund, steht der Hausgeburt nichts im Weg. Allerdings muss auf Schmerzmittel verzichtet werden, erzählt Michelle Kalina.
Dann geht es an die Vorbereitungen: Malerplane unter den Bettbezug, in Alufolie gewickelte Handtücher in den Ofen. „Damit sie schön warm sind, wenn das Baby kommt“, erzählt Kalina und streichelt Theo Hubertus über den Kopf. „Ich durfte alles selbst entscheiden“, sagt die Mendenerin. Sie habe ihren Körper und dessen Bedürfnisse ganz neu wahrgenommen. „Die Hebammen waren super nett und lieb. Sie waren zurückhaltend, aber immer da, wenn ich sie brauchte. Das war eine ganz andere Atmosphäre als im Krankenhaus.“ Niemand habe ihr vorgegeben, wie die Geburt ablaufen muss. „Meine Mama sagt, dass die Geburt das schönste Erlebnis überhaupt war.“
Als die Fruchtblase platzt, bleibt Michelle Kalina entspannt. Zunächst hat sie keine Wehen und bereitet für die Kinder Frühstück zu. Sie bewegt sich weiter durch die Wohnung, bis sie sich schließlich für das vorbereitete Bett entscheidet. Immer an ihrer Seite: Mama, Schwester, Ehemann – und die Hebammen, die auch die Herztöne des Kindes checken. Um 5.37 Uhr ist es so weit: Theo Hubertus erblickt das Licht der Welt – und macht damit nicht nur seine Eltern glücklich, sondern eine ganze Stadt.