Menden. Beim ADFC-Fahrradklima-Test 2022 hat Menden nicht sonderlich gut abgeschnitten. Die Stadt liegt dennoch nur knapp unterm Durchschnitt.

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) hat deutsche Städte und Gemeinde auf ihre Fahrradfreundlichkeit getestet. Während die Kreisstadt Lüdenscheid deutschlandweit am schlechtesten abschnitt, erhält Menden die Schulnote ausreichend. Wo die Knackpunkte liegen und was bereits gut ist, zeigt die aktuelle Auswertung.

Mieträder, sichere Wege und Abstellmöglichkeiten: Konkrete Wünsche der Menschen

Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Umfrage zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom Fahrradclub ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr durchgeführt. Rund 245.000 Radfahrerinnen und Radfahrer haben im Herbst 2022 abgestimmt, 1.114 Städte kamen in die Wertung. Darunter auch Menden (Note 4,1) und Balve (3,9). Die Ergebnisse des Tests zeigen: Wo viel für das Fahrrad getan wird, wird auch das Fahrradklima besser. Die Förderung von Radverkehrsmaßnahmen wird wahrgenommen und honoriert. Finden Radfahrende breite Radwege, gute Angebote an Mieträdern und genug sichere Abstellmöglichkeiten vor, sind sie zufriedener und bewerten ihre Kommunen besser.

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Insgesamt ist aber Luft nach oben – die Teilnehmenden bewerteten das Radfahrklima in Deutschland als ausreichend mit der Note 3,96. Vielerorts entspricht die Infrastruktur noch nicht den Wünschen und Erwartungen der Radfahrenden. So finden 80 Prozent die Radwege zu schmal, 72 Prozent sind mit den Falschpark-Kontrollen auf Radwegen unzufrieden und 70 Prozent der Befragten fühlen sich beim Radfahren nicht sicher. Wie sieht das konkret in Menden aus?

Menden verschlechtert sich in einigen Bereichen

Menden ist der Ortsgrößenklasse 50.000 bis 100.000 Einwohner zugeordnet. Gewinner sind hier Nordhorn (Note 2,8) auf Platz 1, gefolgt von Bocholt (3,1) und Tübingen (3,1) auf Platz 2 und 3. Menden bekommt von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine 4,1 und liegt von bundesweit 113 in der Kategorie getesteten Orten auf Rang 67 (landesweit von 46 Orten auf Platz 26). Das entspricht einer leichten Verschlechterung gegenüber 2020 (Note 4,0). Aber warum?

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Mitgemacht haben in Menden 121 Menschen. Im Vergleich zu ähnlichen Orten bewerten die Teilnehmer die Breite der Radwege, deren Oberfläche und die Medienberichte darüber positiv. Negativ bewertet wird hingegen, dass es keine öffentlich zugänglichen (Leih-)Fahrräder (Note 5,5) gibt und der Winterdienst auf Radwegen (Note 4,7). Betrachtet man die Einzelbewertungen ohne sie mit anderen Orten zu vergleichen, dann heben die Teilnehmer besonders positiv die Erreichbarkeit des Stadtzentrums hervor (Note 3,2) und die Wegweisung für Radfahrer (Note 3,3). Schlecht finden sie, wie die Fahrradmitnahme im Öffentlichen Nahverkehr funktioniert (Preis und Leistung). Hierfür gibt es eine 4,9. Auch eher schlecht bewertet haben die Teilnehmer dabei die Möglichkeiten, die Pendler haben, um ihr Rad sicher, wettergeschützt und komfortabel am nächstgelegenen Bahnhof abzustellen (Note 5,1).

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Auch die Entwicklung der einzelnen Städte wird durch den Test abgebildet. Auffallend: Eine Verbesserung gibt es in keinem Bereich. In den meisten Bereichen, wie bei der Führung an Baustellen (Note 4,7) oder bei der Reinigung der Radwege (4,2) ist es gleichbleibend. Verschlechtert haben sich laut der Auswertung das Vorgehen gegen Falschparker auf Radwegen, die Sicherheit von Rädern (Diebstahl von Note 3,1 auf jetzt 4,2) oder auch die Akzeptanz von Radfahrern als Verkehrsteilnehmer (Note 3,9), die den Teilnehmenden wiederum am wichtigsten ist.

Kleinstadt Wettringen zeigt, wie es richtig geht

Wie es anders geht, zeigt die Gewinner-Kommune Wettringen: Die Kleinstadt holt nicht nur den ersten Platz in ihrer Größenklasse und die beste aller Gesamtwertungen (2,0), sondern auch den Sonderpreis „Radfahren im ländlichen Raum“. Das schafft Wettringen etwa mit guten und komfortablen Radwegen bis in die Nachbarorte. Solche Verbindungen zwischen den Orten sind wichtig, um die nächstgelegene Schule, den Arzt oder Bäcker sicher und komfortabel zu erreichen. Weil im ländlichen Raum die Wege oft länger sind, steigen immer mehr Menschen aufs Pedelec – der Anteil der Teilnehmenden mit E-Fahrrädern liegt in Orten unter 20.000 Einwohnern bei 42 Prozent.

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ADFC-Bundesvorsitzende Rebecca Peters sagt: „Der ADFC-Fahrradklima-Test ist ein echtes Stimmungsbarometer. Er zeigt den Kommunen im Detail, wie ihre Maßnahmen bei den Menschen ankommen, wo sie bereits gute Arbeit geleistet haben und wo noch Nachbesserungsbedarf besteht. Leider ist für eine attraktive Radinfrastruktur in Deutschland noch viel zu tun.“

Weitere Infos:

Der ADFC-Fahrradklima-Test feiert sein zehnjähriges Jubiläum. Rund 245.000 Menschen – so viele wie noch nie zuvor – stimmten bei der Umfrage zur Zufriedenheit von Radfahrerinnen und Radfahrern ab. Damit fundierte Ergebnisse erzielt werden können, müssen je nach Stadtgröße mindestens 50, 75 oder 100 Abstimmungsergebnisse vorliegen. Die Umfrage ist offen für alle, richtet sich jedoch speziell an die Radfahrenden und ist deshalb nicht repräsentativ für die Bevölkerung.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing zeichnet die 25 fahrradfreundlichsten Städte Deutschlands aus. Nummer eins bei den Metropolen ist Bremen vor Frankfurt und Hannover. Münster holt sich den ersten Platz bei den Städten über 200.000 Einwohner zurück. Der Sonderpreis fürs Radfahren im ländlichen Raum geht an Wettringen in NRW.