Menden/Schweden. Mit einem Kilogramm Nüssen, Nutella und Hamburgersoße im Gepäck fährt Fabian Ulferts von Menden über Dänemark und Schweden ans Nordkap. Halbzeit.

Fabian Ulferts aus Menden befindet sich gerade auf einer der intensivsten Reisen, die er je gemacht hat. Der 33-jährige Abenteurer und Extremsportler fährt im Winter mit dem Fahrrad von Menden ans Nordkap. Bis nach Schweden hat er es schon geschafft – doch die Bedingungen werden immer schwieriger. „Mit Spaß hat das nichts mehr zu tun. Ich will überleben und ankommen.“

Seit rund einem Monat ist Fabian Ulferts mit dem Rad unterwegs. Von Menden ging es über Deutschland und Dänemark nach Schweden. Je nördlicher es wird, desto rauer die Bedingungen. Jetzt ist Halbzeit – und der Mendener hat Zuflucht bei einem Auswanderer aus Menden gefunden. Bei seinem Freund und dem Ex-Mendener Malte ruht sich Fabian Ulferts aus, um für den Rest der Reise fit zu sein. Malte hat der Hönnestadt vor rund vier Jahren den Rücken gekehrt. Seit zwei Jahren besitzt er in Offerdal einen Bauernhof, den er stückweise ausbaut, um unabhängig zu sein. Denn das ist in diesem Teil von Schweden sehr wichtig. „Das ist die am dünnsten besiedelste Region Europas. Hier fährst du teilweise 100 Kilometer und es kommt kein einziges Haus“, sagt Fabian Ulferts. Der nächste Supermarkt sei rund 60 Kilometer entfernt.

Die Route.
Die Route. © Jennifer Wirth | Diana Leboch

Kältewelle ist ein Problem – alte Route zu gefährlich

Die kleine Auszeit bei seinem Kumpel genießt Fabian Ulferts in vollen Zügen. „Mir geht es hier sehr gut. Wir kümmern uns gemeinsam um die Tiere, gehen wandern und Scooter fahren“, sagt Fabian Ulferts. Untergekommen ist er in dem Ferienhaus des Auswanderers. Kein Vergleich zum Schlafen unter freiem Himmel – was aktuell kaum möglich wäre. „Auf dem Weg zu Malte habe ich bei mehr als minus 10 Grad draußen geschlafen. Das war kein Problem“, sagt der Extremsportler. Doch jetzt herrscht eine Kältewelle. Es sind rund minus 20 Grad. Das hat auch Auswirkungen auf die weitere Route ans Nordkap.

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„Aufgeben ist keine Schande. Wenn beispielsweise die Ausrüstung nicht mehr ausreicht oder ich mental nicht stark genug bin, versuche ich es halt noch einmal. Aber ich werde alles geben“, sagt Fabian Ulferts. Vor ihm liegen jetzt noch rund 1400 Kilometer. Aber die anfänglichen 100 Kilometer pro Tag mit dem Rad schafft er bei der Kälte nicht mehr. Trotz der Spikes an den Rädern. Jetzt hat sich Fabian Ulferts 75 Kilometer als Tagesziel gesetzt – und statt der hübschen beschneiten Waldwege, will er nun die Hauptstraßen nutzen. Die Waldwege seien zu gefährlich. „Wenn da etwas passiert, kann mir keiner helfen und ich werde nicht gefunden“, sagt Fabian Ulferts. Weitere vier Wochen hat er für den Weg angesetzt. Jede Stunde muss er für einige Minuten absteigen und schieben, „ansonsten frieren mir die Füße ein“.

Fabian Ulferts mit seinem Kumpel Malte.
Fabian Ulferts mit seinem Kumpel Malte. © WP | Fabian Ulferts

Unterwegs mit Snickers, Nudeln und Hamburgersoße

Besonders wichtig ist jetzt die richtige Planung. Denn Fabian Ulferts ist mit nur 25 Kilogramm Gepäck am Rad unterwegs. In den abgelegenen Landstrichen ist genug Nahrung überlebenswichtig. Am besten wäre da natürlich Astronautennahrung – viele Kalorien, wenig Gewicht. „Das ist aber zu teuer und ich bekomme das hier nicht“, sagt er. Stattdessen hat er Snickers, ein Kilogramm Nudeln, Butter, Nutella, Müsli, Sahne und Brot dabei. Und Hamburgersoße. Die schmecke gut und gebe Kraft. Sein Tipp gegen die Kälte: Er hat ein Kilogramm Nüsse dabei, die er abends im Schlafsack isst, damit sein Körper diese nachts verarbeiten kann. Außerdem befüllt er eine Flasche mit heißem Wasser und legt diese mit in den Schlafsack. Das habe zwei Vorteile: warme Füße und nachts Wasser zum Trinken.

Fabian Ulferts will es ans Nordkap schaffen. Es geht jetzt wieder aufs Rad. Weiterhin gilt sein Sicherheitsnetz: Er meldet sich jeden Morgen bei Freund Malte. Dieser checkt die Temperaturen und kennt die Route von Fabian.

Wir berichten weiter über Fabian Ulferts Reise ans Nordkap, dem nördlichsten vom Festland aus erreichbaren Punkt Europas.