Bösperde. Die Stützmauer in Bösperde – die seit November 2021 gesperrt ist, weil sie umzukippen drohte – gilt bei Google als Historische Sehenswürdigkeit.

Bei Anwohnern in Bösperde sorgt sie für Verdruss, bei Google indes ist sie ein Ausflugstipp: Die Mauer an der Bahnhofstraße in Bösperde, die umzukippen droht, gilt laut dem Online-Kartendienst Google Maps mittlerweile als „Historische Sehenswürdigkeit“.

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Anwohnerin gibt ersten Hinweis

Im November 2021 hatte eine aufmerksame Anwohnerin Alarm geschlagen: Damals hatte sie entdeckt, dass die große Stützmauer an der Bahnhofstraße in Bösperde auf den Gehweg zu kippen drohte. Die städtische Straßenbau-Abteilung reagierte schnell und ließ den Bereich in Höhe des Hauses 68 gegenüber dem Blumengeschäft Paschedag am Straßenrand absperren. Denn die Experten der Abteilung stellten fest, dass die Mauer im schlimmsten Fall tatsächlich kippen könnte. Mit der Sperrung kam die Stadt ihrer Verkehrssicherungspflicht nach.

Die Mauer an der Bahnhofstraße in Bösperde, die umzustürzen drohte, gilt bei Google mittlerweile als
Die Mauer an der Bahnhofstraße in Bösperde, die umzustürzen drohte, gilt bei Google mittlerweile als "Historische Sehenswürdigkeit". © WP Menden | Corinna Schutzeichel

Seither ist allerdings nicht viel passiert. Mehrmals schon hatten sich Anwohner bei der WP-Redaktion gemeldet. Die Stadt hatte unter anderem darauf verwiesen, dass eingebundene Gutachter und Ingenieurbüros derzeit besonders viel zu tun hätten.

„Rund um die Uhr geöffnet“

In der Zwischenzeit hat offenbar ein Spaßvogel aus dem Ärgernis eine Sehenswürdigkeit gemacht – indem er oder sie die Kipp-Mauer bei Google entsprechend eintragen ließ. Das hat zur Folge, dass der Internet-Gigant die Kippmauer als „Historische Sehenswürdigkeit“ anzeigt, die „kinderfreundlich“ sei und „rund um die Uhr geöffnet“ habe.

Die Mauer an der Bahnhofstraße in Bösperde, die umzustürzen drohte, gilt bei Google mittlerweile als
Die Mauer an der Bahnhofstraße in Bösperde, die umzustürzen drohte, gilt bei Google mittlerweile als "Historische Sehenswürdigkeit". © WP Menden | Corinna Schutzeichel

Der Eintrag hat auch schon zwei Rezensionen – ein Nutzer hat vier Sterne vergeben, ein anderer fünf. Und es gibt natürlich – wie es sich für eine Sehenswürdigkeit gehört – auch mehrere Fotos, auf denen die Kipp-Mauer aus verschiedenen Perspektiven zu sehen ist.

Weitere Orte in Menden, die bei Google Maps als „Sehenswürdigkeit“ gelistet sind, sind beispielsweise die „Burgruine Rodenburg“, der Rentschreiberturm, der Poenigeturm sowie der Mendener Geschichtsbrunnen und die Geschichtssäule.

Wie aber wird aus einer alten, maroden Stützwand eine „Historische Sehenswürdigkeit“? Überprüft Google denn entsprechende Einträge von Nutzern vor einer Veröffentlichung nicht? Von einer Agentur, die an Google gerichtete Presseanfragen beantwortet, kommt auf Nachfrage der Hinweis, dass die Einträge in Google Maps selbstverständlich überprüft würden, damit nicht jeder irgendetwas eintragen könne.

+++ Zum Thema: Kipp-Mauer in Bösperde immer noch gesperrt +++

Alexander Bressel, Pressesprecher Google Deutschland, lässt sich zitieren mit den Worten: „Die Daten in Google Maps stammen aus einer Vielzahl von Quellen. Darunter kommerzielle Datenunternehmen, öffentlich zugängliche Quellen und in einigen Fällen von Partnern wie lokalen Verwaltungen.“

Funktion „Feedback geben“

Darüber hinaus verweist der Pressesprecher auf den Blog-Post „So kartieren wir die Welt“. Hier wird erläutert, dass „unsere Community von Local Guides und Google Maps-Nutzerinnen und -Nutzern“ über die Funktion „Feedback geben“ Korrekturen senden können. Weiter heißt es: „Unser Team prüft die Informationen und veröffentlicht sie, wenn sie mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mit den Straßen, Unternehmen und Adressen in der realen Welt übereinstimmen.“

Baubeschluss für die Neuerrichtung der Stützmauer

Ende Oktober des vergangenen Jahres fasste der Bauausschuss den Baubeschluss für die Neuerrichtung der kippenden Mauer. Noch allerdings ist von der neuen Stützmauer nichts zu sehen. Wäre ja irgendwie auch schade, wenn die alte Kipp-Mauer weg wäre – schließlich hätte Menden dann eine „Historische Sehenswürdigkeit“ weniger...