Menden. Mit Schlägen, Tritten und einem Baseballschläger malträtieren zwei junge Männer (19, 21) einen Bekannten. Das ist der Grund für den Überfall.
Zweiter Verhandlungstag im Prozess um zwei Brüder, die einen jungen Mendener an der Galbreite-Unterführung attackiert und zusammengeschlagen haben sollen. Neben zwei Geständnissen gibt es allerdings auch jede Menge neue Fragen.
Knüppel, Tritte, Schläge
Was sich gegen Ende des Prozessauftaktes andeutete, ist nun erst einmal gewiss: beide Angeklagten legen ein umfassendes Geständnis ab, räumen den Überfall ein. Der Streitgrund klingt hingegen nahezu banal, wenn man auf die Folgen des Vorfalls blickt. Im Kern geht es um ein gestohlenes Handy. „Dass es so eskaliert, war aber nicht geplant“, gibt der ältere der beiden Brüder (21) zu. Über einen gemeinsamen Bekannten des Opfers habe er davon erfahren, dass der junge Mendener das mutmaßlich gestohlene Handy zum Verkauf angeboten haben soll. Vermutlich – so die Erklärung des Angeklagten – habe das Opfer das im Drogenrausch herausposaunt.
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Was für den 21-Jährigen demnach besonders überzeugend erschien: Der gemeinsame Bekannte wusste um die Umstände, unter denen das Handy abhanden kam. „Er wusste ja nicht, wo und wie das weg gekommen ist“, erklärt der Angeklagte. Einige Monate später, so die Schilderung, habe sich der 21-Jährige dann dazu entschieden, seinen früheren Kumpel an der Galbreite zur Rede zu stellen. Als Unterstützung habe er dann noch seinen Bruder (19) hinzugerufen. Doch die Unterhaltung führt dann erst einmal nur der jüngere Bruder. „Ich war schon ein bisschen besoffen und konnte nicht mehr richtig reden.“ Zwei Flaschen Jägermeister hatte er vor dem Treffen am 28. Dezember 2021 bereits intus. Als die Diskussion zwischen dem jüngeren Bruder und dem Opfer langsam, aber sicher aus dem Ruder läuft und auch lauter wird an der Unterführung, schreitet dann auch der 21-Jährige ein. Mit einem Baseballschläger bewaffnet drischt er einmal auf seinen früheren Kumpel ein. Der geht sofort zu Boden. Es folgen Schläge und Tritte. Der jüngere Bruder hält das Opfer in Schach, „weil er immer noch eine Gartenschere in der Hand gehalten hat“.
Doch bei einer Nachfrage sträubt sich der Angeklagte vehement: zur Herkunft des Baseballschlägers. „Ich leugne die Tat nicht. Ich war es ja, aber ich möchte nicht noch jemanden mit da reinziehen“, betont der Angeklagte mehrfach. Doch genau das ist für Amtsrichter Martin Jung der springende Punkt: „Ob der Baseballschläger von vornherein da war oder zufällig, ist schon ein entscheidender Unterschied.“ Nach der Tat wirft der 21-Jährige den Baseballschläger dann weg, wie er selbst sagt. Die Tatwaffe wird allerdings nie gefunden. Wohl auch, weil sie in einem nahe gelegenen Bachlauf landet, in dem die Ermittler nicht nachschauen. Doch die Tat an sich hinterlässt bleibenden Eindruck beim Angeklagten. „Ich kam selber nicht drauf klar. Ich wollte einfach nur mein Handy haben.“
Kokain und 6000 Euro in bar
Doch für den älteren der beiden Brüder geht es nicht nur um den Angriff an der Galbreite, sondern auch um eine Autofahrt ohne Führerschein. Zwei Tage vor der Attacke hält die Polizei den 21-Jährigen im Hönnetal an: ohne Lappen, aber mit knapp 6000 Euro in bar – und unter Kokaineinfluss, wie ein späterer Drogentest ergibt. Für den Mendener allerdings nichts Ungewöhnliches. „Das kann man ja sparen“, gibt er zu Protokoll. „Offensichtlich habe ich die Verdienstmöglichkeiten eines Lageristen unterschätzt“, erwidert Amtsrichter Martin Jung. Von einer Escort-Dame, die im Auftrag des Angeklagten gearbeitet haben soll, will der Mendener hingegen nichts wissen.
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Der jüngere Bruder (19) legt ebenfalls ein umfassendes Geständnis ab und entschuldigt sich beim Opfer, das ihm im Gerichtssaal genau gegenüber sitzt. Eigentlich wollte der 19-Jährige an diesem Abend nur mit Freunden etwas essen gehen – entsprechend überrascht sei er vom Anruf seines Bruders gewesen. Doch er folgte dem Ruf zur Galbreite und bestätigt in großen Teilen die bisherigen Erkenntnisse. „Wir haben ihn ständig gefragt: ,Hast du das Handy? Wo ist das Handy?’“ Das alles sei sehr schnell passiert. „Die ein bis zwei Minuten haben sich nicht so angefühlt“, erklärt er. Der richtige Weg sei durchaus eine Anzeige nach dem mutmaßlichen Diebstahl gewesen. „Aber hier war schon eine ganze Portion Selbstjustiz dabei...“, sagt Richter Jung. Im Verlauf seiner Aussage gibt der jüngere Bruder schließlich auch den Ort preis, an dem der Baseballschläger gelagert wurde: im Kofferraum eines Freundes. Beide hätten aber mit der Tat nichts zu tun gehabt. „Der Baseballschläger war immer da.“
Der Prozess wird fortgesetzt. Beim nächsten Verhandlungstages soll dann nochmals die Ex-Freundin des älteren Bruder aussagen.