Menden. Milde Temperaturen lassen Blumen sprießen – und Bienen fliegen, wenn sie eigentlich Winterruhe halten sollten. Doch das kann Folgen haben.

Vom Winter ist bislang nicht viel zu spüren in Menden. Bis auf eine kurze Kälteperiode Mitte Dezember gleichen die Temperaturen eher dem Frühling. Und das merken derzeit vor allem Imker – allen voran der Mendener Michael Blum. Warum die fehlende Winterruhe für die Bienen so gefährlich sein kann.

Milben verhalten sich wie Zecken

Zunächst die gute Nachricht für heimische Bienen-Freunde: „Den Bienen geht’s gut“, sagt Imker Michael Blum aus Halingen. Allerdings: Frostigere Temperaturen wären derzeit deutlich besser als die vergleichsweise milde Witterung mit Regen statt Schnee. Gänzlich neu ist der Wandel der Jahreszeiten im Zuge des Klimawandels allerdings nicht. „Dieses Jahr ist es aber schon recht extrem, ich hab sie schon recht fleißig fliegen sehen“, gibt Blum zu.

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Die Folge der fehlenden Winterruhe: Die Bienen können sich nicht erholen und pflanzen sich stattdessen weiter fort. Das begünstigt entsprechend auch die Entwicklung der sogenannten Varroamilbe. Der kleine Parasit entwickelt sich zunächst in der Brut eines Bienenstockes. „Die Bienen gehen so geschwächt ins Jahr“, erklärt Michael Blum. Das Problem: „Die Milben sind wie Zecken bei Hunden oder Katzen“, verdeutlicht der Imker. Sie setzen sich an den Bienen fest und ernähren sich vom Fettkörper der Insekten. Varroamilben seien das erste Mal in den 1970er-Jahren nach Deutschland eingeschleppt worden – und hätten sich seitdem in nahezu jedem Bienenvolk des Landes ausgebreitet.

Rekordjahr 2022

Allerdings heißt die vermehrte Aktivität der Bienen derzeit noch lange nicht, dass es auch bald den ersten Halinger Winterhonig gibt. „Dafür sind die Bienenvölker noch zu schwach“, sagt Blum und lacht. Den Nektar produzieren die Bienen erst ab einer konstanten Temperatur von 15 bis 16 Grad. Doch die frühe Blüte von Kirsche oder Raps bringt nicht nur das Immunsystem mancher Allergiker heutzutage gehörig durcheinander, sondern auch den Ablauf in den Bienenstöcken. „Der Raps ist jetzt schon gewaltig“, sagt Michael Blum. Früher habe es einen recht konstanten Ablauf im Laufe des Jahres gegeben, der sich vom Frühjahr bis in den Herbst zieht. „Erst kam die Obstblüte, dann die Kirschblüte und zum Schluss die Rapsblüte“, so der Imker. Nun überlappen sich diese Abläufe häufiger und sie beginnen sogar deutlich früher als üblich. Die Folge: Die Bienen werden aller Voraussicht nach gegen Ende des Jahres erheblich weniger Honig produzieren.

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Wie das Honig-Jahr 2023 ausfällt, lässt sich jetzt allerdings noch nicht abschätzen. Fest steht aber: Es wird wohl nicht an das Rekordjahr 2022 herankommen. „Letztes Jahr hat einfach vieles gepasst“, sagt der Imker. Besonders das Frühjahr 2022 sei „so gut wie lange nicht mehr“ gewesen. Ein Wermutstropfen bleibt – und das ist der Waldhonig. Mit dem Ende der Fichten in Menden gibt’s auch deutlich weniger Honig aus heimischen Wäldern.

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Ein Problem, das Mendener Imker inzwischen deutlich weniger Kopfzerbrechen bereitet sind die Bienen-Diebe. Vor allem während der Corona-Pandemie verzeichneten Blum und seine Kollegen immer wieder Bienenvölker, die plötzlich gestohlen wurden. Zuletzt waren die Kriminellen auf der Streuobstwiese der Stadtwerke in der Horlecke aktiv. „In der Hinsicht ist es inzwischen ziemlich ruhig“, freut sich Michael Blum.