Menden. Die Mendenerin Julia Hoffmann und ihr Freund haben ein ausgefallenes Hobby: Sie streicheln und füttern Wespen. Ob das ohne Stiche funktioniert?

Julia Hoffmann und Andreas Bengsch sind eigentlich ein ganz normales Paar. Doch sie teilen eine besondere und eher außergewöhnliche Leidenschaft: Wespen und Bienen sind ihre besten Freunde. Sie füttern die schwarz-gelben Insekten, streicheln sie sogar. Und das alles komplett ohne Ängste. Doch das war nicht immer so, erzählt Julia Hoffmann.

Julia Hoffmann und Andreas Bengsch streicheln und füttern Wespen. 
Julia Hoffmann und Andreas Bengsch streicheln und füttern Wespen.  © Hoffmann | privat

Die 32-jährige Mendenerin hatte früher tierische Angst vor Wespen und Bienen. „Ich war total schreckhaft, habe immer geschrien und bin weggelaufen“, sagt sie. Doch ihr Partner Andreas Bengsch, der von allen Andy genannt wird, hat es geschafft, ihr diese Angst zu nehmen. „Er hat mir beigebracht, ganz ruhig zu atmen und nicht so hektisch zu sein.“ Mit der Zeit, so erzählt die Mendenerin, wurde sie immer ruhiger und hatte immer weniger Angst. „Ich habe das Gefühl, dass die spüren, wenn man Angst hat“, vermutet sie. Tatsächlich komme es manchmal noch vor, dass sich Julia Hoffmann erschreckt oder wegläuft, doch das sei äußerst selten und die Schreckhaftigkeit hängt vor allem mit ihrer Erkrankung zusammen, erklärt sie. „Ich bin Epileptikerin.“

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Das Lieblingsgericht: Fleischwurst

Ihr Freund Andy hingegen hat überhaupt keine Angst. Wespen und Bienen zählen zu seinen besten Freunden. „Ich nenne ihn manchmal den Wespenflüsterer“, sagt seine Partnerin und lacht. Die Liebe zu den schwarz-gelben Tierchen entstand eigentlich nur durch Zufall. Beide saßen zum Frühstück auf dem Balkon und dann kamen ein paar Wespen angeflogen. „Die haben sich auf die Wurst gestürzt“, erzählt Andy und lacht. Bis dato wussten beide nicht, dass die Tiere überhaupt Fleisch essen. Aber das mögen sie definitiv noch lieber als süße Speisen, berichten sie. „Der Favorit ist auf jeden Fall Fleischwurst“, sagt Andy. Also stellten sie immer einen zusätzlichen Teller hin mit ein wenig stärkender Kost für die Wespen. „Das machen wir auch, wenn wir irgendwo Kaffee trinken sind oder Essen gehen.“

Julia Hoffmann und Andreas Bengsch. 
Julia Hoffmann und Andreas Bengsch.  © WP | Sophie Beckmann

Und nicht nur wenn sie selbst essen, gibt es eine Leckerei für die Wespen, sondern auch, wenn sie nicht daheim sind. „Ich füttere sie immer“, erzählt die 32-Jährige. Auf das Geländer vor ihrer Haustür legt sie immer verschiedene Speisen. Von Wurst über Obst bis hin zu Pfirsich-Sirup. „Salami essen die zum Beispiel gar nicht, aber den Pfirsich-Sirup, den lieben sie.“ Und, dass die Tierchen das Essen so schnell verschlingen, damit haben beide nie gerechnet. „Eine Scheibe Schinken essen die in einer halben Stunde auf.“

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Auch Wespen brauchen Streicheleinheiten

Andy Bengsch hat überhaupt keine Scheu und wagte daher einmal den Versuch, die Wespen zu streicheln. „Ich habe sowieso einen Draht zu Tieren und finde das total toll und interessant.“ Also tastete er sich mit den Finger an die Schale, in der rund zehn Wespen saßen und ihr Festmahl verzehrten, erzählt er. Zunächst seien sie zurückgeschreckt, doch dann versuchte er es nochmal, und siehe da: es ist nichts passiert. Die Insekten haben sich ohne Probleme streicheln lassen. „Wir sind ja schon ein bisschen verrückt“, sagen beide und lachen. Doch sie wollen einfach deutlich machen, dass man keine Angst haben muss. „Viele schlagen oder pusten nach den Wespen, das macht die natürlich aggressiv, eigentlich tun die ja nichts.“

Der „Wespenflüsterer“ ist beeindruckt von den schwarz-gelben Tierchen. „Vielleicht interpretiere ich da auch viel rein, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass sie uns dankbar sind“, berichtet er und erzählt von einer Situation, als das Paar am Wasser saß und einen Döner gegessen hat. „Da haben wir ein wenig von unserem Fleisch abgegeben und zum Schluss kam eine Wespe in mein Gesicht geflogen und stupste mich zwei Mal an, kam dann aber nie wieder, als würde sie sich bedanken wollen.“

Julia Hoffmann und ihr Partner lieben die Natur, seitdem auch sie ihre Angst überwunden hat, gehen sie regelmäßig spazieren und beobachten die unterschiedlichsten Tiere. Immer wieder probiert sie neue Speisen aus, die sie den Wespen und Bienen präsentiert und schaut, was ihnen am besten schmeckt. Ruhig bleiben, ruhig atmen und nicht hektisch werden, das ist das Rezept des Pärchens.