Menden. Schon wieder sind heimischen Imkern Bienenvölker gestohlen worden. Das Vorgehen der Täter hat System – aber die Polizei tappt im Dunkeln.

Eine Serie von Bienen-Diebstählen setzt sich auch 2021 fort. Heimische Imker schlagen nach einem erneuten Zwischenfall auf der Streuobstwiese der Stadtwerke in der Horlecke Alarm und bitten um Hilfe im Kampf gegen die „Bienen-Mafia“.

Die Täter haben an der Streuobstwiese der Stadtwerke zugeschlagen.
Die Täter haben an der Streuobstwiese der Stadtwerke zugeschlagen. © Unbekannt | Tobias Schürmann

Etwas zynisch und ungläubig stehen Michael Zminkowski und seine Kollegen an der Streuobstwiese in der Horlecke. Zwei Bienenvölker haben Unbekannte hier am vergangenen Wochenende, vermutlich am Samstagabend, gestohlen. Was sich zunächst nicht groß anhört, hat laut Imkern und Polizei aber System. Denn seit Januar 2020 sind im Raum Menden, Hemer, Iserlohn 27 Bienenvölker gestohlen worden. Michael Zminkowski und Michael Blum sprechen von einer organisierten Gruppe, die gezielt durch den Nordkreis zieht und die besten und größten Zuchtvölker heraussucht. Dabei nutzten die Täter zumindest in einem Fall gefälschte Nummernschilder an Kombis oder Kleintransportern.

Täter sind gut organisiert

In der Horlecke, direkt an den Bahngleisen gelegen, ist es vergleichsweise ruhig. Oberhalb der Streuobstwiese rauschen die Autos über die B515, an der Zuwegung summen schon die Bienen von Michael Zminkowski. Rund 60.000 tummeln sich im Hochsommer an und in jeder der Holzkisten. Und inzwischen geht die Angst um bei den heimischen Imkern, nirgends scheinen die Bienenvölker sicher zu sein.

Auch deshalb sollen die Tierchen zeitnah umquartiert werden. Eigentlich sollte es das erste Erntejahr für Zminkowski werden. „Mein Opa hatte auch schon Bienen. Und nach einem VHS-Kurs hab’ ich dann auch angefangen“, erzählt er. Nach einem Jahr Aufbauarbeit sind seine Tiere nun stark genug, um auch eine entsprechende Menge Honig zu produzieren. Bis zu 25 Kilogramm pro Saison und Bienenvolk sind laut den Experten möglich. Bei Preisen von etwa 150 Euro je gesundem Volk, 150 Euro für die Holzkisten sowie dem Ernteausfall summiert sich der Schaden inzwischen auf mehrere tausend Euro.

Vor diesem Hintergrund ist für den Vorsitzenden des Mendener Imkervereins, Michael Blum, klar, wer die Täter sind: „Es sind andere Imker." Und die sind gut organisiert, schlagen meist in der Dämmerung oder nachts zu – und machen auch vor Zäunen keinen Halt wie bei der Imkerei Folgnandt in den Schwitter Feldern im Mai 2020. „Wir haben diese Fälle immer mal wieder. Die Täter haben Fachwissen“, erklärt dazu Polizeisprecher Marcel Dilling. Seit Januar 2020 verzeichnete die Kreispolizei zwei Anzeigen in Hemer, eine in Iserlohn und eine in Menden. „In einzelnen Fällen gab es Hinweise, diese haben sich aber alle zerschlagen. Wir ermitteln gegen Unbekannt“, sagt Dilling.

Die Imker im Nordkreis appellieren daher nun an die Mendenerinnen und Mendener, bei Spaziergängen die Augen offenzuhalten und die Imker auch mal direkt anzusprechen. „Die Imker sind auch alles Nachbarn. Bienenvölker in Halingen gehören in der Regel Halingern, Völker in Lendringsen eben auch Lendringsern“, sagt Michael Zminkowski. Gleichzeitig lobt der Imkerverein eine Belohnung von 1000 Euro aus.

Bei den Stadtwerken, denen die Streuobstwiese gehört, zeigt man sich besorgt ob der Entwicklung. Der Diebstahl ist der erste Zwischenfall auf Stadtwerke-Gelände in jüngster Zeit, erklärt Xenia Kehnen. „Deshalb sind wir auch sehr zurückhaltend mit der Kommunikation über den Ort der Streuobstwiese.“ Gleichwohl habe man sich bereits Gedanken um eine mögliche Einzäunung des Gebietes gemacht, um die Tiere künftig besser zu schützen und auch den Imkern eine Lösung anzubieten.

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