Menden. Verkehrsexperten geben grünes Licht für das geplante Sportzentrum am Gisbert-Kranz-Platz. Doch am Verkehrsgutachten gibt es auch Kritik.

Das geplante Sportzentrum am Gisbert-Kranz-Platz ist für die Straßen in unmittelbarer Nähe – und auch rund um Real- und Gesamtschule – keine große verkehrliche Belastung. Im Mobilitätsausschuss kritisieren einige Mitglieder allerdings die Hochrechnungen des Gutachters.

Knackpunkt Windthorststraße

Im April 2022 ist der Verkehr rund um den Gisbert-Kranz-Platz gezählt worden. Die Ergebnisse präsentierte Dr. Lothar Bonzio nun im Mobilitätsausschuss. Doch die Zählung versieht der Fachmann mit einer Fußnote. „Wir sind noch nicht ganz frei vom Corona-Einfluss.“ Und genau deshalb sind die Hochrechnungen mit Corona-Aufschlägen versehen. Zudem sei auch der ÖPNV seit Beginn der Corona-Pandemie für viele Menschen unattraktiver geworden. Unterm Strich bezeichnet Bonzio die Verkehrserschließung allerdings als „angemessen“.

Bis zu 600 Fahrzeuge verzeichnete das Unternehmen in der Spitze. Zwischen 7 und 8 Uhr morgens. Mit Blick auf Gesamt- und Realschule für den Verkehrsplaner aber kein Wunder. Dennoch: „Das ist eine Besonderheit, weil sich die Spitzen sonst oft in den Nachmittagsstunden zeigen“, sagt Bonzio mit Blick auf andere Verkehrsgutachten. Zu größeren Schwierigkeiten soll es demnach durch das geplante Sportzentrum aber trotzdem nicht kommen – bis auf eine kleine Ausnahme (WP berichtete). Dafür legte der Experte gut 600 Besucher täglich am Sportzentrum zugrunde, aufgeteilt auf Vereins- und Schulsport sowie allgemeine Besucher bei Öffnungen des Hallenbades. Insgesamt sollen sich – rein rechnerisch – 342 Fahrzeuge zusätzlich durch das Sportzentrum auf die Straßen rund um den Gisbert-Kranz-Platz verteilen. „Das künftige Aufkommen kann verkehrsgerecht abgewickelt werden“, so Bonzios Fazit.

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An der Kreuzung Gisbert-Kranz-Straße/Windthorststraße komme es aber durch die derzeit geltenden Vorfahrtsregelungen gerade in den Morgenstunden zu Problemen. Rund 40 Sekunden Wartezeit müssten Autofahrer dort rechnerisch einplanen. „Hohe Wartezeiten bedeuten an solchen Knotenpunkten oft auch ein Sicherheitsrisiko“, betont Lothar Bonzio. Das könne im Zweifel sogar zu einer Unfallhäufungsstelle führen. Gleichwohl sei der Prozess hin zu einer Häufungsstelle meist ein schleichender. Sein Vorschlag: eine neue Vorfahrtsregelung. Statt der bisherigen Rechts-vor-links-Auslegung sollte die Stadt dort mit einer Beschilderung gegensteuern.

Neuregelung in der Kritik

Doch genau hier setzt die Kritik einiger Ausschussmitglieder an. „Die Rechts-vor-Links-Regelung haben wir extra wegen der Schulen vorgenommen, um dort Geschwindigkeit rauszunehmen“, sagt Wolfgang Exler (CDU). Eine Änderung sehe er skeptisch, da das Autofahrer anregen könnte, schneller zu fahren. „Wir sollten es so lassen, wie es ist“, so Exler weiter. Unterstützung bekommt der Christdemokrat dabei auch vonseiten der Grünen. „Das Problem sind die Elterntaxis in den Morgenstunden. Eine Änderung würde das Problem massiv verschlimmern“, so Markus Kisler. Doch der Experte hält dagegen: „Mit einer Beschilderung werden sich die Probleme relativieren“, betont Lothar Bonzio. Kisler fehlt in der Verkehrsanalyse zudem die Westerburgstraße. Allerdings würden die Auswirkungen hier zu gering ausfallen. „Man kann das natürlich auf jede Straße herunterbrechen. Doch dann sprechen wir über Einzelereignisse.“ Heißt: Ein bis zwei Fahrzeuge je Stunde zusätzlich, die durch die Straße fahren, seien nicht wahrnehmbar. „Das ändert nichts an der Gesamtbewertung“, so Bonzio.

Für Dr. Sven Langbein (SPD) werden bei der Diskussion allerdings Themen miteinander vermischt. „Es ist verkehrlich tragbar und die Berechnungen haben eine gewisse Grundlage. Man kann aber natürlich gegen alles argumentieren.“ Und auch Frank Oberkampf (FDP) vertraut dem Experten, „statt einer subjektiven Meinung“. Das Gutachten wird nun Teil des Bebauungsplanverfahrens für das Sportzentrum am Gisbert-Kranz-Platz. Für Baudezernent Frank Wagenbach zudem „eine fundierte Grundlage“.