Menden. Ein Jahr nach dem Hochwasser sieht die Feuerwehr Menden gut für die Zukunft gerüstet. Manche Einsätze hinterlassen einen bleibenden Eindruck.

Die Mendener Feuerwehr war am 14. Juli 2021 mittendrin. Im Minutentakt trudelten neue Einsatzstellen am Meldekopf ein. Zwei Kameraden in Altena und Werdohl überlebten das Starkregen-Ereignis nicht. Das hat auch bei der Mendener Wehr Spuren hinterlassen.

Viel hilft nicht immer viel

Gegen 16 Uhr am Nachmittag beginnt es. Es schüttet buchstäblich wie aus Eimern über Menden. Binnen Minuten steigt der Hönnepegel so rasant an, dass Anwohner an der Balver Straße dabei zusehen können, wie ihr Garten unter Wasser verschwindet. Ein Trupp der Feuerwehr stellt in einem Garten mit Souterrain-Wohnung eine Tauchpumpe auf. Doch der Einsatz scheint fast vergeblich, unaufhörlich drückt das Wasser durch den Keller nach oben und durch den Garten.

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„Prinzipiell war das ein Ereignis, das so sehr lange nicht dagewesen ist“, sagt Feuerwehrsprecher Stefan Deitel. Die Lehren aus Hochwasserereignissen hat die Wehr jedoch nicht erst im vergangenen Jahr gezogen, sondern gut 14 Jahre zuvor. Damals, 2007, standen große Teile der Stadt unter Wasser. Dass es 2021 trotz eines höheren Pegelstandes als 2007 vergleichsweise glimpflich für Menden ausging, sei vor allem den Hochwasserschutzmaßnahmen geschuldet. „Generell sind wir im Rahmen unserer Möglichkeiten gut vorbereitet“, sagt Deitel. Allerdings lautet hier die Devise nicht: viel hilft viel. Denn einfach neue Tauchpumpen anzuschaffen, um möglichst viele Keller auszupumpen, mache keinen Sinn, solange das Personal dafür nicht da ist. Und bei der Menge an Einsatzstellen, die die Feuerwehr im vergangenen Jahr abarbeiten musste, sei es ohnehin nicht möglich an jedem Ort gleichzeitig zu sein. „Das ist natürlich kein Trost für diejenigen, die es erwischt hat“, gibt der Feuerwehr-Sprecher zu.

Südkreis stärker betroffen

Viel mehr helfe der Feuerwehr und den Mendenerinnen und Mendenern nun die neu geplante Überflutungsflächeim Ohl (WP berichtete). „Das begrüßen wir natürlich. Alles, was an Wasser nicht in die Stadt drückt, ist gut“, so Deitel. Das sei auch für die Wehr ein gutes Zeichen, obwohl ein solches Vorhaben nun mal einige Zeit dauere. „Aber der Prozess dafür ist immerhin im Gange“, freut sich Deitel.

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Parallel zu dem einen oder anderen Ausrüstungsteil hat die Feuerwehr zudem die Zusammenarbeit mit dem Technischen Hilfswerk (THW) ausgebaut. Denn dort gibt es nicht nur das nötige Know-How, sondern auch die Ausrüstung, um im Zweifel helfen zu können. Eine weitere Lehre aus dem Hochwasser vom 14. Juli 2021 ist zudem die Einsatzleitung. „Die werden wir künftig so schnell wie möglich bei uns aufbauen, um die Kameraden in Lüdenscheid zu entlasten und in Menden schneller reagieren zu können“, erklärt Stefan Deitel. Heißt: Notrufe laufen dann nicht über die Kreisleitstelle und werden weitergeleitet, sondern landen direkt bei den Mendener Kameradinnen und Kameraden.

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Im Vergleich zum südlichen Kreis habe Menden in der Vergangenheit zudem viel Glück gehabt. Bilder von Feuerwehrleuten, die von den Fluten mitgerissen werden, hat es in der Hönnestadt bisher nicht gegeben. „Das oberste Ziel für uns ist natürlich, alle wieder nach Hause zu bekommen“, betont der Feuerwehrsprecher. Bei psychischen Belastungen nach einem kräftezehrenden Einsatz steht die sogenannte Psychosoziale Unterstützung (PSU) bereit. „So etwas wird natürlich auch bei uns thematisiert. Wir sind schon lange davon weg, dass es bei der Feuerwehr alles harte Kerle sein müssen.“ Der Tenor: Kein Kamerad, keine Kameradin wird alleine gelassen.

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