Menden. Die Stadt Menden plant eine riesige Überflutungsfläche im Ohl. Zunächst rücken Bagger an. Eine moderne Steuerung könnte enorme Vorteile bringen.
Es soll ein wesentlicher Schritt für den Hochwasserschutz in Menden werden: Auf 50.000 Quadratmetern Fläche im Ohl will die Stadtverwaltung eine neue Überflutungsfläche für die Hönne schaffen. Aber was genau ist dort eigentlich geplant?
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Wann stößt man auf Grundwasser – Tief entscheidet über den Wirkungsgrad
Erst einmal müssen Bagger anrollen. Denn das heute als Feld genutzte Grundstück wird zunächst tiefergelegt werden müssen. Wie weit es nach unten geht, ist noch nicht klar. Baudezernent Frank Wagenbach geht davon aus, dass man mindestens einen Meter gewinnen kann. „Unser Ziel ist aber mehr. Es hängt davon ab, wann wir auf Grundwasser stoßen.“ Je tiefer abgegraben werden kann, umso größer wäre der Nutzen für den Hochwasserschutz. Bei einem Meter wären das satte 50.000 Kubikmeter Stauraum, bei abgegrabenen zwei Metern, die man allerdings wohl nicht erreichen wird, wären es schon 100.000 Kubikmeter.
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„Wir werden das Hochwasser erheblich reduzieren können“, sagt Frank Wagenbach. Das dürfe aber nicht so verstanden werden, dass dann ab sofort eine Garantie gelte, dass es in Menden nie mehr Hochwasser gibt. Es sei viel mehr ein Zusammenspiel vieler Maßnahmen. Dazu zählt neben den Renaturierungsmaßnahmen auch eine ähnliche sogenannte Retentionsfläche, die in der Molle angelegt werden soll.
Intelligente Steuerung wäre noch ein weiterer Vorteil für die ganze Stadt
Im Idealfall soll die Flutfläche nicht nur einfach volllaufen, wenn die Hönne überschwappt. Frank Wagenbach und sein Team wünschen sich eine intelligente Steuerung. Das heißt, dass Zu- und Abfluss reguliert werden können. Nutze man die Steuerungsmöglichkeiten an verschiedenen Stellen in der Stadt, wäre das ein wirksames Instrument, um gerade die besonders gefährlichen Hochwasserspitzen abzufangen.
Was damit gemeint ist, versteht man mit Blick auf vergangene Hochwasser gut: Da bauten sich in den Zuflüssen geradezu Flutwellen auf. Aus Bieber und Oese kam besonders viel Wasser nach, während auch über die Hönne die größten Wassermassen hinunterrauschten. Wenn diese Wellen ungünstig zusammentreffen, dann führt das vor allem in der Stadt zu Flutspitzen. An den Oeseteichen gibt es bereits eine Möglichkeit, den Abfluss zu steuern. Auch der Mühlengraben kann (auf einer sehr kleinen Ebene) reguliert werden. Hätte man jetzt im Ohl eine weitere Möglichkeit, den Ablauf zu regulieren, dann wäre das laut Stadtverwaltung ein enormer Fortschritt. Auch der gezielte Ablauf brächte Vorteile mit sich.
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Kosten noch offen – Förderung von 80 Prozent aber zugesichert
Die Kosten für die Maßnahme stehen noch nicht fest. Allerdings werde die Bezirksregierung 80 Prozent des Anteils übernehmen und fördern. Nach den teils katastrophalen Folgen durch die Unwetter des vergangenen Jahres stehen Investitionen in den Hochwasserschutz aktuell weit ob auf der Ausgabenliste.
Oft, das sei kein Geheimnis, scheitere der Hochwasserschutz schlicht an den Besitzverhältnissen. Die Fläche habe die Stadtverwaltung schon lange im Auge gehabt und auch für gut befunden, erklären Wagenbach und Bürgermeister Dr. Roland Schröder. Allerdings habe man sich keine Hoffnungen gemacht, das Grundstück kaufen zu können. Wie berichtet hatte die Gräfliche Verwaltung Dücker-Plettenberg die Fläche überraschend an die Stadt verkauft. Auch eine direkt benachbarte etwas höher gelegene Fläche wechselt den Besitzer. Dort baut OBO sein neues Logistikzentrum – anders als ursprünglich geplant nicht im Biebertal.
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Und auch eine weitere Fläche direkt neben dem Grundstück könnte bald dem Hochwasserschutz dienen. Die Stadt untersucht aktuell, ob sie einen nicht-genutzten Teil des Rheinkalk-Geländes ebenfalls als Flutfläche herrichten kann.