Menden. Nach der Flut: Ist es falsch, dass die Stadt Menden selbst im Überflutungsbereich der Hönne baut? Ein Projekt scheiterte bereits an Bedenken.
War es ein Fehler, städtische Gebäude in die Überflutungsbereiche der Hönne zu setzen? Aktuell laufen am Hönne-Gymnasium sogar die Arbeiten für einen Neubau, der das Gymnasium erweitern soll. Nach Informationen der Stadtverwaltung soll auch dieser wieder nicht gegen Hochwasser zu versichern sein (auch wenn gerade noch eine Prüfung läuft). Alternativen für die Gebäude seien nicht immer leicht zu finden.
Letztlich sei es eine politische Entscheidung gewesen, am Gymnasium einen weiteren Gebäudetrakt zu bauen, sagt Martin Niehage, Leiter des städtischen Immobilienbetriebs ISM. „Die Alternative wäre dauerhaft eine Dependance-Lösung. Das war aber politisch nicht gewollt.“ Immerhin: Die Schäden am Neubau sind so gering, dass die Arbeiten bereits weitergehen können.
ISM-Leiter: Hochwasserschutz im Gesamten hat sich für Menden ausgezahlt
Das Gymnasium ist nach der Fusion von Heilig-Geist-Gymnasium und Walram-Gymnasium am Standort des Walramram-Gymnasiums schlichtweg zu groß für die Gebäude. Deshalb sind aktuell die Klassen fünf und sechs im Gebäude der früheren Rodenbergschule an der Wilhelmstraße untergebracht. Für die Lehrer ist das mit dem Nachteil verbunden, dass sie pendeln müssen. Auch die Schüler sind getrennt von der restlichen Infrastruktur der Schule untergebracht.
Aus Niehages Sicht ist der Anbau trotz der Lage im Flutgebiet baulich machbar, so wie es schon andere Bauten in dem Bereich gewesen seien. Beim Hochwasserschutz habe sich vor allem ausgezahlt, dass die Stadt nach dem fatalen Hochwasser von 2007 insgesamt vorgesorgt habe. Das habe trotz eines höheren Hönnestandes die Auswirkungen auf die Stadt und Gebäude verringert. Schutzwände wie an der VHS brachten eher weniger. +++ Auch interessant: Wut und Frust entlang der Hönne +++
Überflutungsgefahr war Thema bei Planung der neuen Mensa
Tatsächlich war ein drohendes Hochwasser immer wieder Thema. So sei zum Beispiel vor der Fusion auch klar in der Politik über das Risiko diskutiert worden, sagt der Schulausschussvorsitzende Peter Maywald (CDU) auf Nachfrage. Es sei zum Beispiel ausdrücklich über Hochwasserschutz für die Mensa gesprochen worden. Nur unter dieser Bedingung habe es damals überhaupt den Beschluss gegeben. Die Mensa liegt im Hauptgebäude des Gymnasiums im Kellergeschoss. Sie blieb von der Flut weitestgehend verschont – eine Voraussetzung dafür, dass die Schule nach den Ferien wie geplant öffnen kann.
Ein besonders sensibler Punkt, das zeigte sich jetzt beim Hochwasser, sind die Heizungsanlagen, die sowohl beim Gymnasium als auch bei VHS und Musikschule in den Kellerbereichen liegen. In allen Fällen rechnet der zuständige Eigenbetrieb ISM mit einem Totalschaden. Die Anlagen müssen aufwändig ersetzt werden. Eine Verlagerung in höhere Stockwerke wie für Privathäuser vorgeschlagen ist wegen der komplexen Anlagen kaum möglich.
Digitaler Campus scheiterte auch am Hochwasserschutz
Tatsächlich brachten auch schon Bedenken wegen des Hochwasserschutzes schon ein größeres Projekt zum Kippen. So wurde der geplante Campus auf Gut Rödinghausen – nicht nur, aber auch – wegen des Hochwasserschutzes verworfen. Eine geplante Brücke über die Hönne wurde als unüberwindbares gesehen. Auch der Parkplatz hätte mitten auf einer Überflutungsfläche gelegen. Dieses Risiko hatte die Politik nicht eingehen wollen. +++ Sperrung der Brücke wieder aufgehoben +++