Lendringsen. Frank Winkelkötter arbeitet bei der Behindertenhilfe Menden. Jeden Tag fährt er aus Unna mit dem Rad zu Arbeit. Er radelte sogar schon nach Rom.
Frank Winkelkötter hat eigentlich sogar zwei Autos vor der Tür seines Hauses in Unna stehen. Doch genutzt werden diese kaum noch. Denn seit knapp anderthalb Jahren erledigt er so gut wie alles mit dem Fahrrad. Auch seinen Weg zur Arbeit, zur Behindertenhilfe nach Lendringsen, wo Winkelkötter bereits seit 26 Jahren aktiv ist. Regen, Schnee, Minusgrade oder praller Sonnenschein – das spielt quasi keine Rolle, der ambitionierte Radfahrer erledigt so gut wie alles mit dem Bike. Um Einkäufe zu erledigen, hat er nun auch ein Lastenfahrrad. Und mit dem normalen Bike ist Frank Winkelkötter sogar schon bis nach Rom geradelt.
Hallo Herr Winkelkötter, jetzt erzählen Sie doch mal, waren Sie schon immer so ein begeisterter Radfahrer?
Frank Winkelkötter: (lacht) Ich bin wirklich schon immer gerne Fahrrad gefahren. Aber eigentlich nur in meiner Freizeit, das Auto habe ich früher definitiv viel, viel häufiger genutzt als heute. Fahrradfahren macht mir einfach den Kopf frei, es schüttet regelrecht Glückshormone bei mir aus. Man kann wirklich sagen, Radfahren macht mich glücklich. Und bei den aktuellen Spritpreisen ist das natürlich ein doppelter Vorteil.
Das stimmt wohl. Wie kam es denn dazu, dass Sie nun so gut wie alles mit dem Rad erledigen?
Das geht auf die Corona-Pandemie zurück. Damals, im ersten Herbst der Pandemie, haben sich zwei Leute bei uns auf der Arbeit mit Corona infiziert. Und da war es noch so, dass alles Kontaktpersonen in eine sogenannte Arbeitsquarantäne mussten. Da ich sowieso ein Frischluft-Fan bin, habe ich dann mit dem Gesundheitsamt abgesprochen, ob ich nicht mit dem Rad zur Arbeit kommen kann. Das ging alles und dann dachte ich mir anfangs eigentlich, dass ich das nur 14 Tage, also für die Dauer der Arbeitsquarantäne beibehalten möchte. Doch nach den zwei Wochen habe ich gemerkt, wie gut mir das tut und dann bin ich irgendwie dabei geblieben.
Wie weit ist der Weg denn von ihrem Zuhause bis nach Lendringsen?
Ich wohne in Unna, arbeite aber schon seit 1996 bei der Behindertenhilfe in Menden, in der Wohngruppe in Lendringsen. Ein Weg sind so circa 21 Kilometer. Dafür brauche ich immer zwischen 75 und 85 Minuten. Aber ich komme sowohl auf der Arbeit als auch Zuhause super entspannt an. Außerdem liebe ich den Weg, den ich immer mit dem Rad fahre, der führt nämlich auch an der Hönne entlang.
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Das klingt aber wirklich schön und erholsam.
Ja, auf jeden Fall. Das ist einfach total qualitativ hochwertig für mich. Ich nehme immer den Feldweg und fahre dann in Dellwig auf den Ruhrtalradweg und dann geht’s nonstop an der Hönne entlang bis nach Lendringsen.
Und das Wetter ist Ihnen dabei total egal?
Ich habe eine wasserdichte Hose, Wanderschuhe und eine wasserdichte Jacke, nass werde ich also auch bei Regen so gut wie gar nicht. Und wenn doch, dann kann ich auch schnell auf der Arbeit unter die Dusche springen und mich umziehen. Doch das Wetter macht mir nichts, ich bin schließlich auch den gesamten Winter mit dem Rad zur Arbeit nach Lendringsen gefahren.
Wahnsinn. Aber Sie erledigen ja nicht nur Ihren Arbeitsweg mit dem Fahrrad, richtig?
Genau. Mittlerweile mache ich fast alles mit dem Fahrrad. Ich habe seit einiger Zeit auch ein E-Bike und jetzt relativ neu über das Dienstrad-Leasing auch ein Lastenfahrrad. Das ist echt praktisch, weil da super viel reinpasst. Da kann ich ohne Probleme Einkäufe erledigen und meiner Routine nachgehen. Denn ich gehe nach der Arbeit oft in die Sauna und die Saunatasche ist schon ziemlich groß, aber mit dem Lastenfahrrad funktioniert das echt super.
Das haben Sie sonst mit dem Auto gemacht?
Richtig. Ich konnte mir das Lastenrad im vergangenen September über die Firma leasen. Die sind nämlich echt teuer, teils kosten die mehrere tausend Euro. Im Winter hätte ich nach der Nachtbereitschaft eigentlich immer das Auto genommen, um in die Sauna zu fahren, aber seitdem ich das neue Rad habe, geht’s eben auch so und das macht mir echt viel Spaß.
Sind Ihre Arbeitskollegen denn auch schon zu solch ambitionierten Radfans geworden?
(lacht) Im vergangenen Frühjahr gab es bei uns zum ersten Mal das Angebot, dass man sich ein Dienstrad leasen konnte. Und das war echt für viele ein total interessantes Angebot, allein sechs Mitarbeiter aus meiner Gruppe haben das gemacht und eine richtige Fahrradbegeisterung entwickelt.
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Sie haben als Team Behindertenhilfe Menden auch beim Stadtradeln teilgenommen.
Das hat echt total viel Spaß gemacht. Und wir haben wirklich gut abgeschnitten. Ich dachte mir einfach, als ich von der Veranstaltung hörte, dass ich ein Team gründe. Und dann haben wir in der Kategorie Betriebe und Unternehmen sogar den ersten Platz gemacht, das war echt toll.
Das glaube ich. Und Sie fahren mit dem Rad ja sogar in Urlaube.
Genau. Ich mache immer sogenannte Fahrradreisen, darüber berichte ich im Moment sogar hier an der Volkshochschule. Meine weiteste Reise war bis nach Rom. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich erst mit dem Zug bis nach Innsbruck gefahren bin, aber von da bin ich dann durchgeradelt und das war wirklich kaum zu glauben, als ich dann in Rom auf dem Petersplatz stand.
Klingt wahnsinnig toll, aber auch sehr anstrengend, bereiten Sie sich da denn irgendwie drauf vor?
Nein, eigentlich tatsächlich nicht. Ich fahre ja jeden Tag Fahrrad und das war auch nicht meine erste Reise. Ich bin mit dem Rad auch schon am Rhein entlang gefahren, von Bonn bis nach Freiburg, dann habe ich im Allgäu eine Alpenüberquerung gemacht und bin auch schon vom Rhein zur Donau, also einmal quer durch Deutschland gefahren. Nach Norderney ging es auch schon und eine Fahrradtour einmal durch Irland habe ich auch schon gemacht, das war allerdings mit einer Freundin zusammen.
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Sonst machen Sie alle Reisen alleine?
Ja, meistens schon. Das mache ich aber auch am liebsten so. So kann ich mir alles selbst einteilen und so machen und planen, wie es für mich am besten passt. Ich fotografiere zum Beispiel auch super viel und gerne und ich glaube, wenn ich dann immer wieder anhalte, um Fotos zu machen, würde das andere irgendwann nerven.
Und was steht in diesem Jahr noch auf Ihrer Liste?
Ursprünglich wollte ich eigentlich mit dem Fahrrad bis nach Israel fahren, aber das ist im Moment aufgrund der aktuellen Situation erst einmal vom Tisch. Ich überlege, ob ich vielleicht Schottland mal in Angriff nehme. Aber erst mal abwarten.
Aber jetzt sind Sie doch mal ehrlich, brauchen Sie dann überhaupt noch Ihre Autos? Oder haben Sie mal daran gedacht, die zu verkaufen?
Natürlich nutze ich beide Autos nicht häufig, aber verkaufen würde ich sie trotzdem nicht. Es gibt auch heute immer noch die ein oder andere Situation, in der ich auf ein Auto angewiesen bin, es ist schon gut eins zu haben. Ich fahre ja auch Motorrad, das mache ich zwar selten, aber ab und zu mache ich dann auch mal eine Motorrad-Tour. Aber es ist schon richtig: meistens entscheide ich mich fürs Fahrrad.