Menden. Die Spritpreise sind auf einem Rekordhoch. Von dem Vorschlag, einen Tankrabatt einzuführen, hält der Mendener Tankstellenpächter nichts.
Der Spritpreis liegt an Tankstellen nach wie vor bei weit über zwei Euro. Mehrere Länder, darunter auch Polen, die Niederlande sowie Frankreich, haben damit begonnen, eine temporär begrenzte Senkung der Mehrwertsteuer auf Kraftstoffe einzuführen. Diesen Vorschlag lehnte Bundesfinanzminister Christian Lindner allerdings strikt ab. Stattdessen brachte er bereits vor einigen Tagen einen sogenannten Tankrabatt ins Spiel. Nicht nur SPD und Grüne sowie Verbraucherschützer und der Tankstellenverband ZTG kritisieren diesen Vorschlag, auch der Mendener Tankwart und Pächter der Esso Tankstelle an der Iserlohner Landstraße in Menden, Christof Keuchen, findet für diesen Vorschlag direkt klare Worte: „Das wäre der größte Schwachsinn, wie soll das denn funktionieren“, sagt Keuchen im Gespräch mit der Westfalenpost.
Pro Tag bediene er zwischen 600 und 900 Kunden, große Tankstellen, so der Mendener, haben täglich mehr als 1000 Kunden. „Was wäre das für eine logistische Aufgabe, das alles jedes Mal abzuziehen, das geht gar nicht.“ Zudem zahlen bei ihm an der Iserlohner Landstraße mehr als 60 Prozent mit Karte. „Wie soll das dann klappen, dafür braucht man erst einmal eine Software und das dauert Monate.“ Für Christof Keuchen sei diese Idee nicht umsetzbar.
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550 Millionen Euro an Kosten für den Staat
FDP-Chef und Bundesfinanzminister Christian Lindner hatte den zeitlich befristeten staatlichen Tank-Zuschuss am vergangenen Wochenende ins Spiel gebracht. Er selbst hält einen Tankrabatt für richtig, weil dieser schneller umzusetzen sei als eine Steuersenkung. Die Mittel könnten aus dem Bundeshaushalt bereitgestellt werden. Eine Reduzierung um zehn Cent pro Liter Diesel und Benzin würde den Staat jeden Monat etwa 550 Millionen Euro kosten. Die Abrechnung liefe über die Tankstellenbetreiber oder die Mineralölkonzerne. Diese Hilfe wäre befristet, käme aber schnell und ohne große Bürokratie. Es sei allerdings bisher nur ein Vorschlag und noch kein Regierungsbeschluss.
Der Mendener Tankstellenbetreiber sieht das anders: „Der vernünftigste Weg wäre, die Mehrwertsteuer zu senken.“ Denn sobald der Sprit an einer der Tanksäulen durchgelaufen sei, werde dieser auch abgebucht und alles vorher mit gewissen Rabatten abzuziehen sei ein viel zu großer Aufwand. „Außerdem hat jede Tankstelle auch ein anderes Kartensystem, das dann den Kassierern zuzumuten, das im Fall der Fälle selbst auszurechen, kann man ja wohl nicht verlangen. Ich habe wirklich den Kopf geschüttelt und dachte erst, das wäre ein Scherz“, erzählt Keuchen, als er von Lindners Vorschlag hörte.
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Mendener Kunden bleiben trotz hoher Spritpreise gelassen
Immerhin bleibt die Wut bei seinen Kunden nach wie vor aus. Viele versuchen, die explodierenden Spritpreise ein wenig mit Humor zu nehmen, das lockere die Stimmung ein auf. Doch es gibt auch immer wieder Probleme. Es kam schon vor, dass Tankkarten aufgrund von Überlastung nicht funktionierten. Ebenso musste zuletzt ein Lkw-Fahrer eine Stunde an der Tankstelle warten, weil auch er den Diesel, der durch die Spedition mittels einer Bankkarte gezahlt wird, nicht zahlen konnte. „Und wenn der Sprit einmal im Tank ist, ist er drin, das ist dann für uns ein Riesenproblem.“ Dennoch bleibt Keuchen zuversichtlich und hofft, dass sich die allgemeine Lage und auch die Preise von Benzin, Diesel und Co. schnellstens wieder „normalisieren“.