Menden. Das Firmengelände an der Sudetenstraße hat sich inzwischen zu einer kleinen Zeltstadt entwickelt. Die Organisatoren sind überwältigt.
Was als kleiner Aufruf für Kindergärten startete, hat sich inzwischen zu einer der größten Hilfssammlungen der Stadtgeschichte entwickelt. Die Lager von Daniel Büttinghaus an der Sudetenstraße sind so voll, dass die eigentliche Produktion seit einer Woche stillsteht. Nun geht’s um die Transporte in Richtung Polen und ukrainische Grenze.
Unternehmen packen mit an
Der erste 40-Tonner ist bereits auf dem Weg in die Ukraine. Und es wird nicht der letzte Großtransport aus Menden an die Grenze sein. Seit gut einer Woche klingelt das Handy von Daniel Büttinghaus nahezu im Minutentakt. Er ist einer von mehreren Mendener Unternehmern, die für die Sammlung verantwortlich zeichnen. Auf dem Hof seiner Maschinenbürstenfabrik an der Sudetenstraße lagern jetzt mehrere Tonnen Kleidung, Hygieneartikel, Babynahrung, Spielzeug. An die eigene Produktion sei derzeit nicht zu denken. „Die steht still“, sagt Daniel Büttinghaus. Doch wirklich traurig klingt er dabei nicht. Im Gegenteil: Die Hilfsbereitschaft habe jegliche Erwartungen bei weitem übertroffen. Emotional seien die Erlebnisse derzeit noch nicht einzuordnen.
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Kein Wunder. Nachdem mehrere Tonnen Hilfsgüter auf dem Gelände lagern, geht es nun darum, den Transport zu koordinieren. Hier können die Organisatoren ebenso auf lokale Unterstützung zählen. Am vergangenen Samstag sollte der Haupttransport der Waren vom Firmengelände zu Sammellagern in Schwerte fahren. Andere Transporte sollten direkt in die Ukraine gehen. Allerdings ist das Lager in Schwerte voll, die Westfalenhallen in Dortmund, die ebenfalls im Gespräch waren, haben auch komplett geschlossen. Kurzfristige Lagerkapazitäten haben LAM-Showtechnik und die Firma Dornbracht in Iserlohn inzwischen zur Verfügung gestellt.
Doch auch das räumt den Hof an der Sudetenstraße nicht gänzlich leer. Unter zehn Zelten haben die Helferinnen und Helfer Hilfsgüter zusammengestellt. „Die sind zum Teil so angepasst, dass die 40-Tonner sofort beladen werden können“, erklärt Büttinghaus. Bis zu 60 Mendenerinnen und Mendener sortierten zeitweise Kleidung. Logistik-Riese DHL schickte bereits einen Lkw auf die Reise. Auch die Wirtschaftsförderung vermittelte. Mehrere Mendener Unternehmen haben zudem für die Tankfüllungen der Transporter und Lkw zusammengelegt; mancher Chef setzte sich sogar selbst ans Steuer und fuhr an die ukrainische Grenze.
Eine Garage reicht nicht aus
Dass es inzwischen darum geht, gleich mehrere 40-Tonner auf den Weg zu bringen, hätte sich der Familienvater und Unternehmer zu Beginn nicht vorstellen können. Eigentlich hatte alles als Aufruf des Jugendamtselternbeirates (JAEB) für einen Kindergarten begonnen; als Lagerstätte sollte eine zehn mal zehn Meter große Garage dienen. „Nach 25 Minuten war aber klar, dass Kindergarten und Jugendamtselternbeirat das nicht stemmen können“, sagt Büttinghaus. Gemeinsam mit anderen Mendener Unternehmern hat er die Aktion kurzerhand übernommen. „Da war auch schnell klar, dass das nicht mit kleinen Transportern funktioniert.“
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Die DJK Sümmern und die Feuerwehr stellten die Zelte bereit, unter denen Hilfsgüter provisorisch lagern. „Was vor Ort gebraucht wird, ändert sich momentan stündlich“, sagt Büttinghaus. Vordringlich geht es um Hygieneartikel, Medikamente oder haltbare Lebensmittel sowie Babynahrung. Die Sammlung an der Sudetenstraße läuft noch am heutigen Mittwoch und am Donnerstag, jeweils in der Zeit von 15 bis 18 Uhr. An diesen beiden Tagen werden ausschließlich folgende Dinge angenommen: Lebensmittel, Konserven, Getränke und Süßigkeiten für Kinder, „damit sie auch mal wieder lächeln können“, sagt Büttinghaus. Zudem sei Babynahrung und Babypflege, Hygieneartikel, Medikamente, Verbandsmaterial, Batterien, Taschenlampen und Powerbanks gefragt. Mit Blick auf die kommenden Tage sollen die Temperaturen in der Grenzregion weit unter 0 Grad fallen. Daher bitten die Organisatoren speziell um Spenden von Isomatten, Taschenwärmer, Schlafsäcken oder elektrischen Heizgeräten.
Noch immer klingelt sein Handy im Minutentakt, den Überblick hat Büttinghaus dabei ein bisschen verloren, wie er sagt. Es werde wohl ein paar Wochen dauern, bis sich die Erlebnisse verarbeiten lassen.