Ostbüren. In Ostbüren hat Familie Pochylski eine spontane Spendensammlung für die Ukraine ins Leben gerufen. Der erste Lkw rollt bereits Richtung Grenze.
Eine Welle der Hilfsbereitschaft rollt in Richtung Ukraine. In Ostbüren hat die spontane Spendensammlung bei Familie Pochylski komplett die Garage gefüllt. Nun kam der erste Lkw, der sich auf den Weg in Richtung Grenzgebiet macht.
Die schrecklichen Ereignisse nur wenige Stunden östlich von uns, der Angriff Russlands auf die Ukraine hat viele Menschen betroffen gemacht. Wie überall gibt es aber auch in Fröndenberg viele, die tätig werden, die helfen wollen. Familie Pochylski aus Ostbüren gehört auch dazu. Über die sozialen Medien, vor allem die Chatgruppen der Dorfgemeinschaft, startete Marta Pochylski am vergangenen Wochenende den Aufruf: Wer Spenden möchte, kann nützliche Sachen bei ihr Zuhause abgeben. Was sich wie ein Lauffeuer verbreitete, weit über Ostbüren hinaus, und schließlich zu dem Ergebnis führte, dass die große Doppelgarage der Familie am Mittwochmorgen quasi bis auf den letzten Quadratmeter gefüllt ist. Kartons, Kisten und Taschen voll mit Kleidung, haltbaren Lebensmitteln, Schlafsäcken, Hygieneartikel, Spielzeug. Aber auch Paletten voll mit Verbrauchsware wie Toilettenpapier und Papiertücher, gespendet von heimischen Unternehmen. +++ Auch lesenswert: Fröndenberg: Schlangen vor Bäckerei im ukrainischen Snowsk +++
Spenden für die Ukraine: Ostbüren sammelt weiter
Nirmal und Stefan Spratte bringen dann noch einen vollen Anhänger und einen ebensolchen Kofferraum mit. Sie wohnen gar nicht weit entfernt von Familie Pochylski. „Aber wir kannten uns persönlich noch gar nicht“, lacht Nirmal Spratte. So schafft diese spontane Hilfsaktion auch neue Kontakte und Zusammengehörigkeitsgefühl. Jede weitere Spende, die auch am Mittwochvormittag noch vorbeigebracht wird, rührt die Helfer sichtlich. Marta Pochylski, so erzählt sie, stammt aus Polen, ein Teil ihrer Familie lebt dort noch. „Die haben auch schon ukrainische Flüchtlinge zuhause aufgenommen. Und sie haben Angst, dass der Krieg auch noch zu ihnen herüberkommt.“ Viele Menschen haben für die Sammlung nicht mehr Benötigtes aus ihrem Kleiderschrank aussortiert, andere aber auch mit einigem Geld Neues gekauft für die Menschen in der Ukraine.
Der erste Lkw aus Ostbüren ist am Mittwoch abgefahren, aber Familie Pochylski und mit ihnen ganz Ostbüren wollen gerne weiter sammeln (Kontakt in der Infobox). Was man nun zusätzlich auch noch gebrauchen könne, erklärt Nirmal Spratte: Babynahrung und haltbare Lebensmittel, Windeln, aber auch Medikamente. „Und zwar frei verkäufliche, Schmerzmittel zum Beispiel oder für den Magen.“ Immer wieder sei bisher unter den Spenden sehr sommerliche Kleidung dabei, die könne man im Moment aber wenig gebrauchen, sagt Spratte weiter. +++ Lesen Sie auch: Bericht aus Fröndenberger Partnerstadt: „Die Ukraine brennt“ +++
Arbeitgeber unterstützt Hilfsaktion für die Ukraine
Zum Abholen all der Spenden kommt Lars Fischer in Ostbüren vorgefahren. Er lebt in Letmathe und arbeitet für einen großen Paketdienst. Der Arbeitgeber unterstützt die Hilfsaktion, Fischer kann den Transport der Hilfsgüter mit dem Lkw übernehmen. Die Fahrt geht nach Gelsenkirchen, wo eine große Sammelstelle eingerichtet ist und der Transport dann weiter nach Osten startet. „Ich würde auch sofort selber bis in die Ukraine fahren“, sagt Lars Fischer, halb lachend, aber auch durchaus ernst gemeint.
Paten gesucht
Familie Pochylski würde sich weiter über Spenden für die Menschen in der Ukraine freuen und nimmt sie gerne entgegen. Ihre Adresse in Ostbüren: Obsthof 63.Der Fröndenberger Patenschaftskreis sucht Paten für Flüchtlinge, die vermutlich bald aus der Ukraine hier ankommen werden. Am kommenden Samstag, 5. März, ist wieder das „Café der Begegnung" im Allee-Café in Fröndenberg, geöffnet von 10 bis 12 Uhr, wo man sich informieren und austauschen kann.
Wie alle hier brennt er für diese spontane Hilfsaktion, auch wenn er keinen der Beteiligten in Ostbüren vorher kannte. Die Kommunikation ist sofort unkompliziert, alle stellen sich nur mit Vornamen vor. Der Kontakt zu Lars Fischer kam über einen Arbeitskollegen aus dem Fröndenberger Vorort zustande.
Unverschuldet in Not geraten
Fischer erinnert sich an den vergangenen Sommer, als er im heimischen Letmathe von dem verheerenden Hochwasser betroffen war. „Damals hätte ich auch Hilfe gebrauchen können, es kam aber niemand. Mit den Folgen im Haus habe ich heute noch zu tun.“ Umso mehr wollen alle jetzt etwas für die ebenfalls unverschuldet in Not geratenen Menschen in der Ukraine tun. Und dann kommt an diesem Mittwochvormittag auch schon das nächste Auto vorgefahren. „Kisten zum Verpacken haben wir leider nicht“, entschuldigt sich die Frau. Aber Marta Pochylski zaubert schnell Mülltüten und Klebeband aus der Garage herbei. Und dann gibt es heißen Kaffee für alle Helfer.
In den verschiedenen Chatgruppen glühen derweil noch sprichwörtlich die Drähte. Die Aktion hat auch weit über das Dorf Wellen geschlagen. Nirmal Spratte hat auch Arbeitskollegen aus Unna motiviert, wie sie erzählt. Kurz vor Abfahrt des Lkw dann die Entscheidung: Man fährt noch über Hamm. Bekannte melden, dass man hier auch noch einige Hilfsgüter abholen kann. Und Platz im Fahrzeug ist dafür noch vorhanden.