Menden. Große Resonanz auf den Hilfe-Aufruf von Mendener Kita-Elternvertretern. Sammlung in Kindergärten läuft parallel. Annahme noch bis Freitagabend.

Die Hinweisschilder zur „Sammelstelle Menden“ sind in den Farben der Ukraine gehalten, und die Schilder sind dringend nötig: Ein Aufruf des Mendener Jugendamts-Elternbeirats zu Sachspenden für die Menschen in der kriegsgeschüttelten Ukraine in den Sozialen Medien hat am Dienstagnachmittag für den ersten großen Andrang auf dem Parkplatz vor dem Tor der Maschinenbürstenfabrik an der Sudetenstraße auf der Platte Heide gesorgt. Geschäftsführer Daniel Büttinghaus, der als Beiratsmitglied seine Halle spontan angeboten hatte, zeigt sich völlig überrascht: „Mit so vielen Leuten hätte ich nicht gerechnet!“ Dennoch soll die Spendenaktion hier noch bis einschließlich Freitag täglich von 9 bis 18 Uhr weitergehen. Parallel dazu laufen laut Daniel Büttinghaus noch Sammlungen in Mendener Kindergärten.

Spender hoffen, dass ihre Sachen dort ankommen, wo sie gebraucht werden

Zahlreiche Menschen bringen in Säcken, Kartons und Taschen, was in einer Kriegsregion gebraucht wird: Warme Kleidung für Kinder und Erwachsene, Decken und Handtücher, aber auch Babynahrung oder Mineralwasser-Pakete laden die Menschen hier ab. Michael Klette und Ursula Borgs haben dazu noch Batterien und einen Schlafsack eingepackt und mitgebracht – aus Hemer: „Wir haben über WhatsApp von Bekannten von dieser Aktion erfahren und spontan beschlossen, hier zu helfen“, sagt Ursula Borgs. Als allererstes dachten auch sie dabei an Winterkleidung: „Die haben in der Ukraine ja andere Temperaturen als wir gerade.“ Die beiden befreundeten Hemeraner hoffen jetzt nur noch, dass ihre Sachen da ankommen, wo sie auch wirklich gebraucht werden.

Buggy hochwillkommen: Gesammelt wird auch für Kinderheim im Kriegsgebiet

Schlangestehen zur Abgabe von Hilfsgütern: Nicht nur Mendener spenden auf der Platte Heide für die kriegsgeschüttelte Ukraine, die Aktion hat sich auch bis nach Hemer herumgesprochen.
Schlangestehen zur Abgabe von Hilfsgütern: Nicht nur Mendener spenden auf der Platte Heide für die kriegsgeschüttelte Ukraine, die Aktion hat sich auch bis nach Hemer herumgesprochen. © Unbekannt | Yasser Aboshaeer

In diesem Moment reicht eine Frau Daniel Büttinghaus einen verpackten Buggy rüber: „Sehr schön, danke!“, freut sich der Unternehmer. „Wir wollen auch ein Kinderheim versorgen, da wird der Wagen ganz bestimmt gebraucht.“

Apropos Kinder: Vieles hier wird in Mini-Größen angeliefert, wohl auch, weil es die Kita-Elternvertreter waren, die zum Spenden aufgerufen haben. Die Mendenerin Tanja Smolenski zum Beispiel hat Sachen für Jungen und Mädchen mitgebracht, auch winzige Schuhe. „Wenn ich mir vorstelle, ich müsste mit meinen beiden Mäusen von jetzt auf gleich fliehen, was kann man da schon groß mitnehmen?“, fragt sie sich. Und setzt leise hinzu: „Das ist doch wirklich dramatisch.“

Helfer: Bitte keine Damenbekleidung mehr spenden

Am Abend des ersten Annahmetags heißt es auf der Facebookseite des Jugendamts-Elternbeirats JAEB Menden: „Wir sind absolut überwältigt von der Spendenbereitschaft. Aber: Bitte spendet keine Damenbekleidung mehr, wir laufen über!“Die Annahme der Spenden auf dem Betriebsgelände der Maschinenbürstenfabrik an der Sudetenstraße 11 läuft noch bis einschließlich Freitag durchgehend von 9 bis 18 Uhr, nur der Auftakt am Dienstag war um 14 Uhr. Der Jugendamts-Elternbeirat ist die offizielle Vertretung der Mendener Kita-Eltern – auch im Stadtrats-Ausschuss für Kinder- und Jugendhilfe.

Susanne Springer liefert ihrerseits Sachen ab – und sieht dabei, wie Daniel Büttinghaus und eine Helferin alle Hände voll zu tun haben. Da beschließt sie kurzerhand: „Morgen komme ich wieder und helfe mit.“ Sie wird herzlich willkommen sein.

Immerhin: Für die Abende hat Daniel Büttinghaus zum Sortieren nach Artikeln für Damen, Herren und Kinder schon jetzt mehrere Helferinnen und Helfer einbestellt. Am Ende, berichtet der Mendener, sollen die gut sortierten Sachspenden nach Schwerte und Dortmund gehen. Dort wollen zwei Privatleute, die aus der Ukraine stammen und in ihrem Heimatland bestens vernetzt sein sollen, dafür Sorge tragen, dass auch tatsächlich alles dort ankommt, wo es am dringendsten gebraucht wird.

Konvoi mit fünf vollbepackten Lastwagen soll bald in die Ukraine aufbrechen

In den ukrainischen Nationalfarben Blau und Gelb gehalten: die Hinweisschilder auf die Sammelstelle an der Sudetenstraße 11.
In den ukrainischen Nationalfarben Blau und Gelb gehalten: die Hinweisschilder auf die Sammelstelle an der Sudetenstraße 11. © Unbekannt | Yasser Aboshaeer

Fünf Lastwagen soll dieser Hilfskonvoi dann umfassen – doch allein das, was heute hier an der Sudetenstraße angeliefert wurde, müsste schon für zwei Lkw-Ladungen reichen. Und was, wenn es noch viel mehr wird? „Na und?“, gibt Büttinghaus schmunzelnd zurück, „dann fahren die eben öfter!“

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Das Gros der abgegebenen Sachen ist Second-Hand-Kleidung, allerdings auffallend gut erhaltene. Physiotherapeutin Agnes Pazdzior aus Menden, die viel mit Kindern arbeitet, hat unterdessen ganz bewusst eingekauft, was ihrer Erfahrung nach besonders dringend benötigt wird: „Die Familien brauchen jetzt auch Babynahrung, Windeln, Babymilch, Feuchttücher und Verbandszeug.“ Morgen will sie voll bepackt erneut herkommen.

Nach dem Grund für ihr Engagement gefragt, antwortet sie sehr bestimmt: „Wissen Sie, wir sind schon ewig hier, unsere erwachsenen Kinder sind schon hier geboren. Aber unsere Wurzeln liegen in Polen, und die Ukraine grenzt an uns. Als Kind habe ich die Sowjetunion noch erleben müssen. Das will keiner mehr.“