Menden. Die Stadt Menden besitzt einen großen Bauernhof. Die Zukunft von Gut Riekenbrauck ist unklar. Aber die Wirtschaftsförderung hat klare Pläne.
Die Schaufel lehnt wie gerade abgestellt am Kuhstall. In dem Sessel daneben haben wohl schon ganze Bauerngenerationen gesessen. Kühe gibt’s nur noch auf dem Bild an der Wand. Gut Riekenbrauck steht seit einigen Monaten leer. Die Landwirtsfamilie ist ausgezogen. Der Bauernhof gehört jetzt der Stadt Menden.
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Es ist, als wäre die Zeit stehengeblieben. „Stopp, wertvoller Rinderbestand“, steht am Kuhstall. „Betreten verboten.“ Die Inschrift über der Tür des alten Gutsgebäudes erzählt einen kleinen Ausriss aus der Geschichte von Gut Riekenbrauck. Der Hof wurde 1878 gebaut, für die Familien Riekenbrauck und Miltropp – „Gott mit uns.“
Güllegrube und Kuhstall sind weiter einsatzfähig
Hier könnte jederzeit wieder Leben einkehren. Die Güllegrube wäre einsatzfähig. Der Kuhstall auch. Es müsste nur mal durchgekehrt werden. Auf dem Boden liegt noch der Dung. Auch im Wohnhaus steht noch Einrichtung, darunter die alte Waage mit den Gewichten. „Ohne Bauern keine Zukunft“, steht auf dem Aufkleber an der Wand. Der Hof ist ein Stück ländlicher Idylle, keine wahre Schönheit.
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Während sich die Bagger auf der alten Zufahrtsstraße immer weiter nähern, liegt der Hof da wie ein kleines gallisches Dörfchen. Rundherum entsteht das Gewerbegebiet Hämmer II. Die Flächen, auf denen früher Mais und Getreide angebaut wurde, werden gerade erschlossen. Der Hof, der zusammen mit den Flächen im Paket von der Stadt Menden gekauft wurde, allerdings ist von der Entwicklung vorerst ausgenommen.
Hofflächen versprechen reichlich Einnahmen für die Stadt Menden
Weil ein Bürgermeister in der Regel keine Schweine hält, fällt eine Nutzung durch die Stadt weg. Man könnte ein Schulungszentrum hier bauen. Oder vielleicht das neue Gründerzentrum. Der städtische Wirtschaftsförderer Tim Behrendt hält das aber für wenig sinnvoll. „Wir haben hier keine wertvolle Gebäudestruktur. Das sind Funktionsgebäude.“
Tim Behrendt will die Hofflächen lieber für das neue Gewerbegebiet nutzen. „Alles andere als die Erweiterung des Gewerbegebiets wäre wirtschaftlich Irrsinn“, sagt Behrendt. „Wir haben hier mit die wertvollsten Gewerbeflächen, die wir in Menden haben, nämlich Industrieflächen“ Von 75 Euro, die je Quadratmeter Gewerbefläche an Kaufpreis fällig werden, einmal abgesehen, gehe es vor allem um die Einnahmen aus der Gewerbesteuer. „Mit dieser Fläche kann man ohne Weiteres eine Million Euro im Jahr zusätzlich erzielen. Das ist ein wesentlicher Teil im Haushalt der Stadt Menden.“
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Weitere archäologische Funde im Boden vermutet
Aktuell ist der Abriss noch keine beschlossene Sache. Die Politik muss erst noch zustimmen. Es gibt aber kaum Signale, dass jemand am Hof festhalten würde. Tim Behrendt wirbt damit, dass nicht alles auf dem Schrott landet. Für den großen, recht modernen Kuhstall und sein massives Stahlgerüst sind bereits Interessenten gefunden, die den Stall abreißen und anderswo wieder aufbauen wollen.
Wenn der Beschluss zum Abriss fällt: Dann kann wohl noch nicht sofort gebaut werden. Denn die Riekenbraucks waren nicht die ersten Nutzer, die Spuren auf dem Gelände hinterließen. Wie auf den bereits untersuchten Flächen für das Gewerbegebiet werden weitere steinzeitliche Funde auf der Hoffläche vermutet. Archäologen müssten zunächst das Gelände untersuchen.