Menden. Zwei Jahre war das Corso-Kino in Menden geschlossen. Nun gibt’s in der Hönnestadt aber wieder Blockbuster auf großer Leinwand.
Hektisch wuselt Sebastian Boos durch das Foyer. Dem Chef des Mendener Corso-Kinos ist eine gewisse Nervosität anzumerken. In den letzten Minuten vor der Wiedereröffnung druckt Boos noch Preislisten für Popcorn und Co. Auf die ersten Besucher wartet derweil eine kleine Überraschung.
Neuer Name, neue Farbe
Eine halbe Stunde noch. Dann öffnen die Pforten des Mendener Kinos nach zwei Jahren Zwangspause wieder. Kathrin Haufler hat die Popcornmaschine schon angeworfen. Auf der Theke vor ihr sind bereits kleine und mittlere Tüten drapiert. Haufler ist eine von wenigen früheren Mitarbeitern, die Sebastian Boos wieder gewinnen konnte. Im März 2020, erinnert sich Haufler, habe sie ihren bisher letzten Arbeitstag im Kino gehabt. Danach wurde es still um das Mendener Lichtspielhaus. Interne Querelen und schließlich eine Zwangsversteigerung sorgten für die zwischenzeitliche Schließung. Fünf Helfer greifen Boos am Donnerstagnachmittag unter die Arme. „Das sind aber noch immer zehn zu wenig“, scherzt er.
Zum Start präsentiert sich das Kino buchstäblich in neuen Farben. Heller, freundlicher, weniger gedrungen wirkt es im Foyer und der Empore zum Palast-Theater. Das ist Absicht. „Für den Wiedererkennungswert“, sagt der Kino-Chef.
Zwei Säle sind geöffnet. Das große Saal im Erdgeschoss wird weiterhin renoviert. Der Kronleuchter baumelt nicht mehr unter der Decke, sondern liegt zwischen den Kinosesseln. Was zunächst wie ein Unfall aussieht, hat aber System. Denn mitsamt neuer Verkabelung soll das gläserne Ungetüm später wieder hinaufgezogen werden. Den Charme eines fast schon historisch anmutenden Theatersaals will Sebastian Boos beibehalten. Er zeigt auf die dunklen Ecken unter der Empore. Überall habe er bereits neue Boxen installiert. Besucher sollen sich nicht nur wohl fühlen, sondern auch das bestmögliche Kinoerlebnis haben. Der Teufel steckt für Boos – wie in allen anderen Bereichen – im Detail. Das zeigt er auch im Palast Studio. Zwei Tage lang habe er den Saal gereinigt. Die Sessel wirken wie neu. Und auch Bürgermeister Dr. Roland Schröder zähle demnach zu einem regelmäßigen Besucher. Einen Hinweis hat Boos bei der Renovierung dabei auch berücksichtigt: Die Lüftung im Studio hat er anpassen lassen, sie soll Besuchern nicht mehr direkt ins Gesicht pusten.
Freier Eintritt für die ersten Besucher
Mittlerweile ist es 15.45 Uhr. Eröffnung. Fiona (13) und Amy (14) sind die ersten. Mit dem Fahrrad sind sie zur Twiete geradelt. „Ihr dürft umsonst ins Kino“, begrüßt sie der Chef. Die beiden schauen sich ein wenig ungläubig an. „Ich war schon vor der Schließung immer gerne hier“, sagt Amy. Auch Fiona freut sich. „Man kann hier entspannt mit dem Fahrrad hinfahren.“ Beim Film darf natürlich auch das Popcorn nicht fehlen.
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Bei dem einen oder anderen Passanten bleibt die Eröffnung nicht unbemerkt. Eine Frau stapft vorbei und kann es kaum glaube: „Haben Sie wieder geöffnet? Darf ich auch nur Popcorn kaufen? Meine Tochter liegt mir schon seit Tagen in den Ohren“, sagt sie. Kein Problem. Kathrin Haufler schaufelt eine mittlere Tüte voll. Auch die Aidshilfe MK schaut kurz vorbei. Peter Müller erkundigt sich schon mal, ob man im Herbst für eine Vorführung einen Saal in Beschlag nehmen könne, die Präventionsarbeit sei in den vergangenen Monaten coronabedingt nicht so möglich gewesen wie geplant. „Gerne“, sagt Boos.
Der Andrang in den Sälen selbst bleibt am Donnerstagnachmittag zunächst überschaubar. Kein Wunder. Das Wetter macht dem Kino einen Strich durch die Rechnung. Strahlender Sonnenschein lockt die Mendenerinnen und Mendener eher nach draußen. Davon lässt sich der Kino-Chef die Laune aber nicht vermiesen. Im Gegenteil. Er ist froh, dass es nach wochenlangen Sanierungsarbeiten jetzt einfach wieder los geht.