Menden. Rund einen Monat vor der geplanten Wiedereröffnung des Mendener Kinos laufen die Renovierungen auf Hochtouren.
Von Außen lässt derzeit nicht viel darauf schließen, dass sich die Vorhänge in den Kinosälen bald wieder öffnen werden. Es ist ruhig geworden um das Mendener Kino in den vergangenen zwei Jahren. Nachdem Kinobetreiber Sebastian Boos das Lichtspielhaus im Herbst 2021 ersteigerte, laufen die Vorbereitungen auf die Wiedereröffnung. In rund vier Wochen soll es endlich soweit sein.
Zwei Jahre Stillstand in Mendener Kino
Die Kinoplakate im Schaufenster sind wie auch das Gebäude ansich etwas in die Jahre gekommen. James Bond wird da etwa für das Frühjahr 2020 angekündigt; ebenso das Top Gun Spinoff mit Tom Cruise. Aktuell ist das Programm schon lange nicht mehr. Aber das verwundert nicht, hatte das Mendener Kino schließlich zwei Jahre lang geschlossen. Doch das Warten soll für Filmfans in der Hönnestadt bald ein Ende haben, verspricht Kinobetreiber Sebastian Boos im Gespräch mit der Westfalenpost.
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Wo sich sonst Popcornberge auftürmen, Nachos, Salsa- oder Käsesauce und Softgetränke in den Regalen stehen, herrscht zwar noch Leere. Doch gewerkelt wird derzeit an gleich mehreren Stellen im Kino. Und so verwundert es nicht, dass der Chef auch selbst mit anpackt. Im Palast Studio, dem Saal in der ersten Etage, steht eine Grundreinigung auf dem Programm – so wie in allen übrigen Sälen ebenso. Zwei Jahre Stillstand haben bekanntermaßen ihre Spuren hinterlassen. Mit Industrie-Staubsaugern rückt Boos dem Oberflächenschimmel zu Leibe. Im Gegensatz zum großen Saal ist das kein Hindernis für eine Eröffnung am 3. März; passend zum Start von „The Batman“ mit Robert Pattinson in der Hauptrolle. Die Vorfreude ist dem Kino-Chef anzumerken. Boos ist mit dem Kino aufgewachsen, seine Mutter war lange Zeit für mehrere Lichtspielhäuser in der Region verantwortlich. „Mit 12 hab’ ich das erste Mal an der Kasse gesessen und Tickets verkauft“, erinnert sich Sebastian Boos. Inzwischen ist er in die Fußstapfen seiner Mutter getreten, will dem Mendener Kino wieder zu altem Glanz verhelfen.
Wie sehr der Zahn der Zeit sprichwörtlich am Kino genagt hat, erkennen Besucher im großen Saal. Mit verschiedenen Flicken sind dort Löcher in den Sitzen gestopft worden. „Ich hoffe, dass ich einzelne Stühle noch retten kann“, sagt Boos. Sein Blick wandert über die Sitzreihen und hoch in Richtung Kronleuchter. Die Begeisterung für Filme im Großformat ist ihm anzumerken. Dabei ist Kino inzwischen mehr als ein paar bewegte Bilder, die über die Leinwand flimmern. Boos geht’s künftig ums Erlebnis. Im großen Saal sollen dafür die beiden hinteren Reihen weichen; stattdessen kommen Wohlfühlsessel mit mehr Beinfreiheit rein. „Da kann man sich dann richtig reinfläzen“, sagt er und lacht.
Vorfreude bei Film-Fans steigt
Kompromiss für Gutscheinbesitzer
Mit der Zwangsversteigerung gab es auch einen Besitzerwechsel. Damit einher geht auch die Gültigkeit von noch bestehenden Gutscheinen. Diese Einnahmen hat der neue Kino-Besitzer nie erhalten. Daher können diese Gutscheine so nicht angenommen werden. Allerdings soll es in den ersten Wochen nach der Wiedereröffnung Tage geben, an denen Gutscheinbesitzer freien Eintritt erhalten sollen. „Ich verstehe, dass die Leute da sicher auch sauer sein werden“, sagt Sebastian Boos. Er wolle damit aber zumindest einen Kompromiss anbieten.
Parallel zur Renovierung und Reinigung ist der technische Umbau in vollem Gange. Ein Projektor mit Filmrolle steht zwar noch im Vorführraum des großen Saals, ist aber schon lange nicht mehr im Betrieb, obwohl noch eine alte Rolle eingespannt ist. Ein prüfender Blick des Fachmanns ergibt, dass es noch ein alter Werbespot eines Supermarktes ist. Über die enge, metallene Wendeltreppe geht’s hinauf in den zweiten Vorführraum. Christoph Röthlein verkabelt die alte, analoge Tontechnik. Denn neben einem digitalen Projektor setzt die Branche inzwischen auch auf digitale Technik bei Boxen und Verstärkern. Röthlein verbaut Endstufen für einen mittleren fünfstelligen Betrag. Theoretisch, sagt Sebastian Boos, könnten Filme komplett automatisch über die Leinwand flimmern. „Qualitätskontrolle ist aber das A und O.“ Nichts soll dem Zufall überlassen werden. Wie bei handelsüblichen Computern könnten sich kleine Fehler einschleichen, die dafür sorgen, dass das Bild doch einmal unscharf oder der Ton verzerrt ist. Ärgerlich für Zuschauer. Deshalb werde ein Mitarbeiter jeden Filmstart überwachen.
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Gut 250.000 Euro könnten unterm Strich in die Generalüberholung des Kinos fließen. Nach der technischen Aufwertung soll im Sommer dann der Innenumbau folgen – sofern es wieder läuft und die Besucher auch ins Kino strömen. Bis dahin fiebert Sebastian Boos, wie mutmaßlich zahlreiche Mendenerinnen und Mendener, aber erst einmal der Wiedereröffnung entgegen.