Kreis Unna/Fröndenberg. Der Kreis Unna sucht wegen Corona mit ungewöhnlicher Kampagne nach Unterstützung für das Gesundheitsamt – mit großem Erfolg. Schulungen starten.
Frisch, anders und vor allem unkompliziert: So hat der Kreis Unna für eine neue Stelle im Gesundheitsamt auch in den sozialen Medien geworben – mit Erfolg. Auf das Jobangebot „Covid-Heroes“ sind innerhalb kürzester Zeit 350 erfolgversprechende Bewerbungen eingegangen. Mehr noch: „Am Freitag wurden die ersten Gespräche geführt und die ersten 20 Menschen können bereits mit der Schulung starten“, sagt Kreis-Pressesprecher Volker Meier. Ein großer Erfolg, der bitternötig ist.
+++ Auch wichtig: So hoch sind die Inzidenzen aktuell in Fröndenberg und dem Märkischen Kreis +++
„Bislang konnten wir aus der eigenen Verwaltung, durch die Mithilfe der Bundeswehr und die Unterstützung aus einzelnen Kommunen immer wieder für Entlastung sorgen“, hatte Landrat Mario Löhr vor rund einer Woche gesagt, als der Aufruf startete. „Das hat großartig funktioniert und verdient großen Respekt vor der einzelnen Leistung, stößt aber nach zwei Jahren klar an seine Grenzen.“ Insbesondere die Arbeit der Kernverwaltung und die Erfüllung der Pflichtaufgaben sei dauerhaft gefährdet, weshalb man sich dazu entschieden habe, Hilfe von außen zu holen -- die „Covid-Heroes“.
+++ Corona, Quarantäne, Freitesten: Das sind die neusten Regeln im Kreis Unna +++
„Wir haben es vorher auf anderen Wegen versucht, ohne Erfolg“, erklärt Volker Meier. Als ein Kollege dann die Idee der „Covid-Heroes“ hatte, war er zunächst skeptisch, ob dieser Weg mit einer seriösen Verwaltung vereinbar sei. „Wir haben es dann aufgepeppter versucht und uns getraut. Und es hat erstklassig funktioniert. Das ist ein großer Erfolg.“
Rückverfolgung bereitet Probleme
„Es ist ein Riesenproblem“, schildert auch Volker Meier die Situation der Rückverfolgung. Die extrem steigenden Zahlen würden es der Behörde schwer machen, zeitnah alle Kontaktpersonen zu verfolgen und zu informieren. „Auch wenn wir den Prozess jetzt umstellen. Die Beratungszeit ist länger geworden“, sagt er. Denn neue Regeln treten in Kraft. Bei einem positiven Corona-Test ist ab sofort mehr Eigeninitiative nötig. Auch ohne Bescheid einer Behörde müssen sich Betroffene bei einem positiven PCR-Test isolieren und die Kontaktpersonen schnellstmöglich selbst informieren.
Konkret heißt das: Wer einen positiven PCR-Test hat, wird künftig in der Regel keinen Anruf mehr vom Gesundheitsamt bekommen. Zu hoch sind die Fallzahlen. Eine telefonische Kontaktpersonennachverfolgung ist nur noch in Ausnahmefällen möglich. Nach neuer Rechtslage ist das aber auch nicht mehr nötig. Beim Freitesten gelten ebenfalls neue Regeln, auch hier läuft nun vieles automatisch nach den Vorgaben der NRW-Corona-Test-und-Quarantäne-Verordnung.
+++ Auch lesenwert: Unverständnis über Corona-Spaziergänge in Fröndenberg +++
Dennoch: Die Arbeitsbelastung ist hoch, jede helfende Hand wird jetzt benötigt. Aktuell arbeiten 114 Menschen in der Abteilung – sie stammen aus dem Gesundheitsamt und anderen Bereichen der Verwaltung. Unterstützt werden sie mit zehn Personen aus der Bundeswehr und zwei Menschen von Robert Koch-Institut (RKI).
Kapazität nicht auf 0 herunterfahren
Um diese Personen zu entlasten und ihnen – vor allem – wieder die Möglichkeit geben zu können, ihren eigentlichen Tätigkeiten nachzugeben, will der Kreis mindestens 40 bis 60 Covid-Heroes einstellen, so Meier. Die Gespräche laufen. Der Aufruf habe für Interesse gesorgt, 350 erfolgversprechende Rückmeldungen seien eingegangen von Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen. Personen, die sich in Elternzeit befinden, Pensionäre oder auch Studierende – viele möchten das Gesundheitsamt unterstützen. Man habe die Zielgruppen erreicht, die angesprochen werden sollten. Kurzfristig hat der Kreis am Wochenende Sitzungssäle umbauen und zu Arbeitsplätzen machen lassen. „Es ist Montag fertig geworden“, so Meier.
+++ Auch interessant: Psychische Probleme nehmen während Corona zu +++
20 Personen starten direkt mit den ersten Schulungen. „Es geht um technische Grundlagen, Gesprächsführung und auch die rechtliche Situation, die sich ständig ändert“, so Meier. Sobald die Schulungen erledigt sind, kann es losgehen. Zunächst für zwei bis drei Monate. „Wir hoffen auf ein Sommerloch. Aber wir haben auch aus der Situation mit den Impfzentren gelernt und werden die Kapazität nicht mehr auf Null herunterfahren.“
+++ Wichtig: Das Krisenmanagement der Stadt Fröndenberg in der Krise +++