Menden. Die größten Preissteigerungen, mit denen die Mendener Familie Mustermann 2022 rechnen muss, sind für Strom und Gas. Entwicklungen im Überblick.

Die Corona-Pandemie hat bei vielen Mendenern auch finanziell Löcher ins Budget gerissen. Manche sind arbeitslos geworden, viele mussten in Kurzarbeit. Und die Aussichten fürs nächste Jahr sind ungewiss. Bleiben zumindest die Menden-spezifischen Kosten für 2022 im Rahmen? Wir machen den Finanz-Check für die Mendener Familie Mustermann.

+++ Auf einen Blick: Das muss Familie Mustermann bezahlen +++

Die Familie

Die Mendener Durchschnittsfamilie wohnt in einem eigenen, im Jahr 2007 erbauten Haus. Das Grundstück ist 409 Quadratmeter groß; die Wohnfläche beträgt 130 Quadratmeter. Das Haus wird mit Gas beheizt. Die Mustermanns sind treue Stadtwerke-Kunden und beziehen nicht nur Wasser, sondern auch Gas und Strom über den Energieversorger. Zur Familie gehören vier Personen: die Eltern Heiko und Anke Mustermann, Sohn Peter, der eine Ausbildung in Hemer absolviert, und Tochter Silke, die eine Mendener Kindertagesstätte besucht. Auch Hund Bello – kein Kampfhund – gehört zur Familie Mustermann. Heiko fährt jeden Tag mit dem Auto zur Arbeit, Anke und Sohn Peter kommen mit dem Bus zur Arbeit beziehungsweise zur Ausbildungsstelle. Sie nutzen Monatskarten der MVG. In ihrer Freizeit sind die Mustermanns sportlich aktiv und besuchen gern Kultur-Veranstaltungen in Menden.

Grundsteuer

Für die Berechnung der Grundsteuer wird der Einheitswert eines Grundstückes, den das Finanzamt – in diesem Fall Iserlohn – festlegt, zu Grunde gelegt. In die Bewertung fließen Baujahr, Bauart, Größe der Wohn- und Nutzfläche sowie die Ausstattung ein. Dieser Einheitswert wird mit dem von der Gemeinde festgelegten Hebesatz multipliziert. Der Mendener Rat hat den Hebesatz für die Grundsteuer B seit 2016 unverändert auf 595 Prozent festgesetzt. „Die Steuerverwaltung kann der Familie Mustermann für das Jahr 2022 die erfreuliche Mitteilung machen, dass Steuererhöhungen für den Grundbesitz (Grundsteuer B) nicht anstehen“, fasst Sarah Linnhoff aus der Pressestelle der Stadt Menden zusammen.

+++ Welche Jahre besonders teuer und welche besonders preiswert waren für die Mustermanns +++

Die Mustermanns werden also weiterhin mit einem mittleren Einheitswert von 95 Euro veranschlagt, so dass 2022 die zu entrichtende Grundsteuer unverändert 565,25 Euro betragen wird, rechnet Alfons Träger vom städtischen Team Steuerverwaltung vor. Zu zahlen ist die Grundsteuer quartalsweise in vier gleichen Teilbeträgen jeweils zum 15. Februar, 15. Mai, 15. August und 15. November 2022.

Mit Blick auf die Grundsteuerreform, die 2025 kommen soll, bekommen Hauseigentümer mit dem aktuellen Bescheid auch ein Merkblatt der nordrhein-westfälischen Finanzverwaltung, erklärt Alfons Träger.

Abwasser

Bei den Mustermanns fallen pro Jahr 180 Kubikmeter Schmutzwasser an. Dafür zahlten sie 2021 insgesamt 453,60 Euro. 2022 steigen die Kosten von 2,52 Euro pro Kubikmeter auf 2,60 Euro. Die Familie zahlt 2022 also 468,00 Euro – 14,40 Euro mehr als im Vorjahr.

+++ Vor einem Jahr konnte Familie Mustermann sparen +++

Die Niederschlagswassergebühren steigen minimal. Hier werden pro Quadratmeter bebaute beziehungsweise versiegelte Fläche (bei Mustermanns sind es 100 Quadratmeter) 0,90 (Vorjahr: 0,89 Euro) fällig. Die Familie zahlt also einen Euro mehr, nämlich 90 Euro.

Müllabfuhr

Die Abfallgebühren werden minimal preiswerter. Für ihre 120-Liter-Tonne zahlten die Mustermanns bei 14-täglicher Leerung 306,60 Euro, 2022 sind es 306,48 Euro – ein Minus von 12 Cent.

Hundesteuer

Die Hundesteuer in Menden bleibt stabil.
Die Hundesteuer in Menden bleibt stabil. © dpa | Oliver Dietze

Die Hundesteuer bleibt 2021 stabil. Für Mustermanns Hund Bello beträgt der Jahressteuerbetrag unverändert 84 Euro. Die Hundesteuer ist am 15. Februar zu entrichten.

Kita

Heiko und Anke Mustermann verdienen zusammen 57.500 Euro. Tochter Silke geht wöchentlich 45 Stunden in eine Mendener Kindertagesstätte. Ihre Eltern bezahlen dafür weiterhin monatlich 264 Euro.

Hallenbad

Die Eintrittskarten fürs Mendener Hallenbad werden nicht teurer.
Die Eintrittskarten fürs Mendener Hallenbad werden nicht teurer. © dpa | Matthias Balk

Die Mustermanns kaufen sich regelmäßig 12er-Familien-Karten fürs Hallenbad. Die Karte kostet 2022 unverändert 80 Euro. „Zurzeit sind keine Preiserhöhungen geplant“, heißt es vom Hallenbad-Team.

Volkshochschule

Die Familie Mustermann nutzt regelmäßig die Angebote der heimischen Volkshochschule und bucht jedes Jahr mehrere Kurse. Die gute Nachricht für die Mustermanns: „Unsere Preise sind im Großen und Ganzen stabil geblieben“, sagt Alexandra Rother, bei der VHS zuständig für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. So kann Heiko Mustermann seinen Yoga-Kurs weiterhin für 86 Euro an zwölf Tagen (jeweils zwei Unterrichtsstunden) besuchen. Der Kurs seiner Frau „Kreative Ideen aus Holz“ (sechs Abende, 71,50 Euro) wird nicht mehr angeboten. Sie entscheidet sich deshalb für einen Holzbildhauerei-Kurs. Dafür muss sie zwar etwas mehr, nämlich 89 Euro, bezahlen, hat dafür aber zehn Kursabende. Tochter Mustermann bucht noch mal den Kurs Inline-Skating – wie im Vorjahr für 20 Euro. „Wir planen trotz Corona“, erklärt Alexandra Rother. „In unseren Kursen gilt 2G, bei Kursen mit Abschluss 3G.“

Bücherei

Für die Bücherei bezahlt Familie Mustermann mit dem Mendener Familienpass im Jahr unverändert 11 Euro Benutzungsgebühr. Ohne Familienpass würden 22 Euro fällig.

Theater

Eine Eintrittskarte für das beliebte Kindertheater in der Bücherei kostet auch 2022 drei Euro.

Anke Mustermann besucht die Aufführungen in der Theater-Vormietereihe auf der Wilhelmshöhe. Für ihr Abo der Preisklasse 1 zahlt sie weiterhin 80 Euro. Zumindest theoretisch, denn wegen der Pandemie ist derzeit unklar, ob es die Theater-Vormietereihe in der bisherigen Form 2022/23 überhaupt geben kann. Fest steht indes, dass sich – falls sich der Vorhang heben kann – der Abo-Preis nach jetzigem Stand nicht ändert, erklärt Andreas Nolte, Leiter des Kulturbüros.

+++ Mehr Nachrichten aus Menden +++

In der aktuellen Saison 2021/22 konnte wegen der Pandemie kein Abo angeboten werden, stattdessen gab es Karten für einzelne Vorstellungen zu kaufen. „Das ist ein bisschen ein Blick in die Glaskugel, weil wir im Moment nicht wissen, ob es coronabedingt Restriktionen geben wird“, sagt Andreas Nolte für die Saison 2022/23.

Frischwasser

Familie Mustermann verbraucht im Jahr 125 Kubikmeter Frischwasser. Die Kosten dafür bleiben auch 2021 unverändert und liegen bei 410,81 Euro pro Jahr, wie Stadtwerke-Sprecher Josef Guthoff erklärt: „Der Wasserpreis ist seit 2014 stabil.“

Strom

Die Familie Mustermann verbraucht jährlich 3500 Kilowattstunden. 2021 musste die Familie hierfür 1171,43 Euro zahlen. Hier kommt eine deutliche Kostensteigerung auf die Familie zu. Im Grundversorgungstarif für Bestandskunden müssen die Vier 1268,43 zahlen, also ein Plus von jährlich 97 Euro.

Erdgas

Die vierköpfige Familie verbraucht jährlich 20.000 kWh für Heizung und Warmwasser und haben dafür im Grundversorgungstarif 1366,08 Euro gezahlt. Dieser Posten wird ebenfalls deutlich teurer, nämlich 1688,09 Euro im Grundversorgungstarif für Bestandskunden – das ist ein Plus von 322,01 Euro.

Sport

Mustermanns sind sportlich und Mitglied im Sportverein. Hier bleibt der Beitrag stabil.

Bustickets

Mutter Anke und Sohn Peter fahren mit Bussen der Märkischen Verkehrsgesellschaft (MVG) zur Arbeit beziehungsweise zur Ausbildungsstelle. Mutter Ankes Arbeitsstelle liegt in Menden. Anke Mustermann musste Anfang 2021 noch 63,30 Euro für ihr Monatsticket Abo (Preisstufe 1M) zahlen. Nun zahlt sie 64,50 Euro, rechnet MVG-Pressesprecherin Marika Gomolka vor. Das macht aufs Jahr gerechnet ein Plus von 14,40 Euro. Sohn Peter fährt mit dem Bus jeden Tag zur Ausbildungsstelle nach Hemer. Er musste vor einem Jahr für das „AzubiAbo Westfalen“ monatlich 60 Euro bezahlen, er zahlt nun 63 Euro – also 36 Euro mehr pro Jahr. Zusammen zahlen die beiden 50,40 Euro mehr.

Fazit

Die beiden größten Preistreiber sind nicht Menden-gemacht. Auch wenn es die heimischen Stadtwerke sind, die für Strom und Erdgas die Preise für 2022 kräftig erhöhen, setzt sich hier nur der bundesweite Trend steigender Energiekosten fort. Im Freizeit-Bereich bleiben die Kosten praktisch gleich, lediglich das Busfahren wird für die Mustermanns gut 50 Euro pro Jahr teurer.