Menden. Bis zu drei Stunden warten Mendener am Dienstag vor dem Impfbus. Der Kreis könnte das mobile Angebot mit einem weiteren Bus ausbauen.
Es ist das 72. Mal, dass der Impfbus in einer Stadt im Märkischen Kreis Halt macht – und sicher eine der besucherstärksten Stationen. Bis zu drei Stunden stehen sich Mendenerinnen und Mendener am Dienstagmorgen die Beine in den Bauch, um ihre Erst-, Zweit- oder Boosterimpfung zu bekommen. Für das Impfpersonal bedeutet der Andrang Überstunden.
Schlange bis zu Weltbild und Sinn
Dienstagmorgen, kurz vor 10 Uhr. Gut 250 Menschen reihen sich in einer Schlange vom Platz vor dem alten Rathaus durch die Kirchstraße bis hin zu Weltbild und Sinn auf. Der Andrang zum Impfangebot des Märkischen Kreises ist riesig. Die ersten Impfwilligen waren Berichten zufolge bereits um 6.30 Uhr vor Ort, um einen Piks zu ergattern.
Angesichts steigender Infektionszahlen, im Märkischen Kreis liegt die Sieben-Tage-Inzidenz inzwischen bei 135,5 (Stand: Dienstag, 16. November), und drohender Einschränkungen wollen sich auch in Menden deutlich mehr Menschen vorbereiten. Und dafür nehmen sie auch deutliche Wartezeiten in Kauf. Bernd Benscheidt vom Märkischen Kreis koordiniert den Impfbus, war schon etliche Male in Menden. Einen Ansturm wie am Dienstag hat aber auch er noch nicht erlebt. Ein älterer Herr, der seine Frau samt Rollator im Schlepptau hat, fragt, wie lange es wohl dauere. „Wenn Sie sich jetzt anstellen, müssen Sie mit drei Stunden Wartezeit rechnen“, sagt Benscheidt. Dass der Ansturm auf das Impfangebot des Kreises zunimmt, habe sich zuletzt auch in Lüdenscheid abgezeichnet. Auch dort hätten zwischenzeitlich rund 200 Menschen angestanden.
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Der überwiegende Teil ist wegen einer Booster-Impfung vor Ort. Dieses Angebot hatte der Kreis zuletzt ausgeweitet. „Ich hoffe aber auch, viele Erstimpfungen zu ergattern. Das ist für die Gesamtgesellschaft jetzt wichtig“, sagt Benscheidt. Die Angst, in der Schlange zu stehen und plötzlich ohne Impfdosen dazustehen, sei selbst bei dem Andrang unbegründet. „Das haben wir alles im Griff“, betont Bernd Benscheidt. Und auch die Kälte, die nach über einstündiger Wartezeit langsam durch Mantel und Pullover kriecht, tut dem Andrang keinen Abbruch. Kurzerhand suchen die Wartenden Bäckereien und Imbisse auf. Die Kaffeemaschine bei einem SB-Bäcker läuft seit dem Morgen auf Hochtouren.
Und in all der Hektik und des Wartens geschehen mitunter kleine Wunder, wie eine gerührte WP-Leserin berichtet. Sie habe mit ihrer 86-jährigen Mutter, die im Rollstuhl sitzt, angestanden. „Nach etwas mehr als einer Stunde – wir waren schon am alten Rathaus angelangt –, kam auf einmal eine Frau auf uns zu, die sagte, sie habe uns von ihrem Fenster aus schon so lange warten sehen und fänd’ es so gemein, dass niemand meine Mutter vorlässt, und da hat sie sich überlegt, dass meiner Mutter ein heißer Tee, eine Wärmflasche und eine Decke sicher gut täten.“
Zweiter Impfbus in Planung
Und der Märkische Kreis will sein Angebot künftig wieder ausbauen. „Ein Impfzentrum wie in Iserlohn oder Lüdenscheid wird es aber nicht mehr geben. Wir streben niederschwellige dezentrale Angebote an“, erklärt Kreissprecherin Ursula Erkens dazu auf Anfrage. Dabei soll es sich nach WP-Informationen um einen zweiten Impfbus handeln, der im Kreisgebiet eingesetzt werden soll. Gespräche mit der Märkischen Verkehrsgesellschaft (MVG) laufen. Allerdings gibt es kreisintern Bedenken zur personellen Ausstattung. Schon jetzt häufen sich im Kreisgesundheitsamt die Kontaktnachverfolgungen, vor allem unter Schülerinnen und Schülern explodieren die Zahlen förmlich. Einen weiteren Impfbus zu bestücken, sei dem Vernehmen nach eine Herausforderung. Dass die Bundeswehr wieder unterstützend hilft, ist laut Erkens aktuell aber kein Thema im Krisenstab. „Der Krisenstab beobachtet die Situation.“