Fröndennberg/Unna. Eine Auseinandersetzung zweier Häftlinge im JVK Fröndenberg landete jetzt vor dem Amtsgericht. Warum der Angeklagte das Gericht um Hilfe bat.

Eine Auseinandersetzung zweier Häftlinge im Justizvollzugskrankenhaus (JVK) in Fröndenberg wurde nun vor dem Amtsgericht Unna aufgeklärt. Für den Angeklagten verlängert sich seine Haftzeit weiter. Er bat das Gericht eindringlich um Hilfe. +++ Erweiterung des Justizvollzugskrankenhauses Fröndenberg? +++

Mitinsassen attackiert

Der Vorfall geschah im Februar dieses Jahres im JVK Fröndenberg. Ein 23-Jähriger, der sonst eine Strafe von drei Jahren und acht Monaten unter anderem wegen Raubes und Körperverletzung in der JVA Gelsenkirchen absitzt, war zur Behandlung in Fröndenberg. Und geriet dabei immer wieder in Streit mit einem anderen Gefangenen. Bis das alles schließlich eskaliert sein soll und in einem Kopfstoß des 23-Jährigen gegen seinen Kontrahenten mündete. Der junge Mann war dadurch entsprechend aufgebracht. Als ihm dann auch noch von der Pflegerin ein Feuerzeug für das Rauchen einer Zigarette verwehrt wurde – beziehungsweise ihm gesagt wurde, dass er das erst bei der Essensausgabe bekomme könne –, ließ sich der Mann zu einer üblen Beleidigung hinreißen. Das hörte die Pflegerin durch die Gegensprechanlage aus der Zelle des Häftlings. +++ Fröndenberg: JVK-Häftling trinkt Ethanol und droht +++

Im Prozess vor dem Amtsgericht Unna beteuerte der Mann, diese Wort nicht konkret an die Frau gerichtet, sondern eher aus Frust unbestimmt vor sich hin geflucht zu haben. Den Kopfstoß gegen den anderen Gefangenen räumte er ohne Umschweife ein. Beiden gegenüber entschuldigte er sich in der Verhandlung. Der Zeuge erklärte aber auch, dass man die Sache schon kurz danach untereinander geklärt habe: „Ich habe kein Problem mit ihm.“ +++ Suizidprävention im JVK Fröndenberg auf „höchstem Level“? +++

Angeklagter flüchtet sich aufgrund seiner Traumata immer wieder in Drogen

Einiges wurde auch über die persönlichen Hintergründe des Angeklagten erläutert. Seine Verteidigerin, die ihn schon länger kenne, sagte: „Er ist eigentlich ein netter Mensch.“ Er habe aber schon in seiner Heimat Irak vieles Schreckliche erleben müssen: Unter anderem den Verlust eines Teils der Familie durch Gewalttaten. Und schon als Jugendlicher sei er gezwungen worden, als Soldat zu kämpfen. Die Rechtsanwältin: „Er hat es schwerer als andere.“ Hier in Deutschland flüchte er sich auch aufgrund dieser Traumata immer wieder in Drogen, gerate deshalb in seiner Asylbewerberunterkunft am Niederrhein immer wieder in Schwierigkeiten. So würden sich auch die neun Vorstrafen in den letzten fünf Jahren in Deutschland erklären. „Er braucht jemanden, der ihn an die Hand nimmt.“ Bei einer offenen Aufenthaltsfrage bekomme er aber keine langfristige Drogentherapie genehmigt. Und selbst für kleine Hilfsangebote in der JVA, so der 23-Jährige selber, heiße es immer: „Ich stehe auf der Warteliste.“ Flehend drückte er neben dem Bedauern der Taten aus: „Ich möchte so gerne eine Therapie machen und mein Leben ändern.“ +++ Im Fröndenberger JVK gibt es für alles passende Schlüssel +++

Haftzeit zu bestehender Strafe verlängert sich weiter

Zunächst aber verlängert sich eine Haftzeit zu der bestehenden Strafe weiter. Denn Amtsrichter Granseuer urteilte für Körperverletzung und Beleidigung auf fünf Monate Haft ohne Bewährung: „In der aktuellen Situation kann ich natürlich keine positive Sozialprognose stellen. Aber ich wünsche Ihnen wirklich ein passendes Therapieangebot.