Menden. OBO-Chef Ulrich Bettermann wird 75 Jahre alt. Der Unternehmer aus Menden zeigt sich stolz. Kurz vor dem Geburtstag gelang ihm ein Abschuss.
Das größte Geschenk habe er sich wohl selbst gemacht, sagt Ulrich Bettermann. Im September lief dem OBO-Chef in seinem ungarischen Jagdrevier ein mächtiger 24-Ender vor die Flinte. Bettermann drückte ab – und traf. Der Hirsch war erlegt. Das Geweih brachte 16,3 Kilo auf die Waage. „Das ist Weltrekord. Ich durfte diesen Weltrekordhirschen schießen“, sagt Bettermann. Es ist ein Erfolg nach seinem Kaliber. Er hat die Firma des Großvaters zum Weltkonzern für Kabelkanäle, Verteilerdosen und Blitzschutz gemacht. Ulrich Bettermann wird am 14. Oktober 75 Jahre alt – und zeigt sich gewohnt meinungsfreudig.
Nur eine kleine Feier zum 75. Geburtstag von Ulrich Bettermann
Bei Bettermann wolle man wohl nicht auf der Abschussliste stehen (externer Link), urteilte das Manager-Magazin zum 70. Geburtstag. Die Wirtschaftswoche nannte ihn „Zampano des Sauerlandes“ (externer Link). Zuletzt nahmen ihn Naturschützer in die Mangel. Wirtschaftskritiker warfen und werfen ihm Geschäfte mit Despoten vor. Bettermann ficht das nicht an. In der Politik sucht er seine Ansprechpartner unabhängig von Parteien und Systemen. Neulich sagte er noch: „Ein rechter Sozialdemokrat ist mir lieber als ein linker CDUler.“
Der Mendener begibt sich gerne auf Augenhöhe mit den Großen und Mächtigen dieser Welt. Zum 60. Geburtstag kamen Schröder und Genschernach Menden: Den runden Geburtstag am Donnerstag will der Chef von 4500 Angestellten in 60 Ländern vergleichsweise klein feiern. „Ich bin in meinem Büro im Werk in der Schweiz“, sagt Bettermann. Kinder und Enkelkinder sind nach dem Tag am Schreibtisch, der baugleich in drei Werken steht, später zum Abendessen eingeladen. Zum kleinen Kreis gehört auch seine Assistentin. Denn Bettermann weiß echte Vertraute zu schätzen. Das sagen selbst die, die mit den Augen rollen, wenn der OBO-Senior das Wort erhebt. +++ Auch interessant: Ulrich Bettermann attackiert das ZDF nach Frontal-Beitrag zum Flugplatz +++
In der Summe werden es am Donnerstag wohl gut 25 Gäste sein. „Ich habe den 60. Geburtstag gefeiert und den 65. auch. Den 70. schon nicht mehr.“ Das wolle er auch zum 75. so halten.
Erleichterung über erlösende Diagnose nach langem Bangen
Ulrich Bettermann, der mit vollem Namen Ulrich Leo Bettermann heißt, zeigt sich gut aufgelegt. Er freue sich über gute Nachrichten vor dem Geburtstag. Nach einem Jahr mit Krebsverdacht, sei jetzt im Sommer die erlösende Nachricht gekommen, dass es nur falscher Alarm war. Das stelle eine Menge in den Schatten. Und dann habe er nach dem ungarischen Weltrekordler in seinem österreichischen Revier auch noch den stärksten Hirschen Österreichs geschossen.
„Mich treibt um, dass ich mich daran freue, was ich geschaffen habe“, sagt der Jubilar. 1982 übernahm er das von Großvater Franz Bettermann gegründete Unternehmen für Elektrotechnik als Alleingesellschafter. Das Erbe des Großvaters war auf mehrere Angehörige verteilt. Die Familie habe sich auf dem Geld ausruhen wollen, kritisiert Bettermann. Er zahlte Onkel und Vettern aus, nahm einen dreistelligen Millionenbetrag auf. „Da haben sie gesagt, damit ist er pleite“, erinnert sich der heutige Jubilar. „Ich hatte mir vorgenommen, mit 70 hast du es den Banken zurückgezahlt. Mit 68 ist es mir gelungen.“
Unternehmer Ulrich Bettermann - mit den Mächtigen der Welt
Die Zukunft des Unternehmens in liechtensteinischen Stiftungen gesichert
Auch wenn kaum jemand anzweifeln würde, dass Ulrich Bettermann der Chef im Haus ist, ist das zumindest formal nicht mehr richtig. Offiziell leitet er nur noch den Verwaltungsrat von OBO. Das tägliche Geschäft managen Geschäftsführer. „Die Geschäftsführung freut sich, wenn ich hier bin. Ich leite die Sitzungen als Verwaltungsratspräsident. Die genießen das, von dem Alten den einen oder anderen Tipp zu bekommen.“
Den Fortbestand des Unternehmens sieht Bettermann über Stiftungen in Liechtenstein gesichert. Drei Stiftungen regeln den operativen Bereich, die Immobilien weltweit und die Schweizer Unternehmenssparte. Der Kniff sichert, dass der Konzern nicht klassisch vererbt wird und nicht von Generation zu Generation immer mehr Menschen das Sagen haben. „Aus diesen Stiftungen bekommen die Kinder und Enkelkinder Geld“, erklärt Bettermann. „Ich wollte nicht erleben, dass man sich als Gesellschafter untereinander streitet.“ Gleichzeitig spart das Konstrukt Erbschaftssteuer, weil der Konzern stets im Eigentum der Stiftung bleibt. Bettermann. Es sei ein großer Schritt gewesen, den nicht jeder Unternehmenschef gehen wolle: „Mir gehört nichts mehr. Ich bin nur noch angestellter Manager. Ich muss mich an die Stiftungssatzung halten.“ Aber ein kompletter Rückzug, Ruhestand, sich auf dem Geld auszuruhen, das ist für Bettermann kein Thema. +++ Treffen mit dem Terminator: Schwarzenegger und Bettermann +++
Bettermann hat vier Kinder. Sohn Christoph sitzt im Rollstuhl, nachdem er nach der Geburt zu wenig Sauerstoff bekommen hatte. Bettermann hat ihn heute in die Geschäfte eingebunden. Christoph darf auf keinem Foto fehlen. Für den Sohn opferte er seine Ehe. Dem Manager-Magazin sagt er: „Meine Ex-Frau wollte ihn ins Heim geben. Nur über meine Leiche, habe ich gesagt. Drei Jahre später haben wir uns scheiden lassen. Ich war zehn Jahre alleinerziehender Vater.“
Eine Freundschaft zu Altkanzler Gerhard Schröder
Wenn’s um Politik geht, da hält Ulrich Bettermann mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg. Die Gaspreise beschäftigen ihn. Während des Gesprächs mit der Redaktion kommt just die Meldung, dass der CDU-Vorstand gesammelt zurücktreten werde. Er halte das für den „richtigen Weg in die richtige Richtung“, sagt Bettermann. An die CDU appelliert er, mehr auf die Bürger zu hören. Laschet alleine wolle er nach der Wahlklatsche für die CDU nicht als Buhmann dastehen lassen. Schäuble und Bouffier müssten sich fragen lassen, warum sie „Laschet durchgedrückt haben“.
Ein Ulrich Bettermann klärt solche Fragen am liebsten mit den Protagonisten selbst. Zum Geburtstag wird sicher auch Alt-Kanzler Gerhard Schröder gratulieren. Von ihm hält Bettermann nicht nur als Freund sehr viel. Schröder habe als Sozialdemokrat die Unternehmenssteuer gesenkt. „Man muss auch mal mit weniger Steuern auskommen“, sagt Bettermann.
Trump, Gorbatschow, Orban und Co. – auf Augenhöhe mit den Mächtigen
Als Mitgründer des Weltwirtschaftsforums traf er Trump, machte international Schlagzeilen als er mit seinem Flieger Kreml-Kritiker Michail Chodorkowski aus russischer Gefangenschaft ausfliegen ließ. In Menden scheiterte Bettermann mit einem von ihm forcierten Abwahlverfahren gegen den Mendener Bürgermeister Volker Fleige (früher SPD), später war wieder Frieden. Bettermann schreibt sich auf die Fahnen, den ungarischen Präsidenten davon überzeugt zu haben, den Euro nicht einzuführen. „Viktor Orbán, mit dem ich befreundet bin, hat auf mich gehört.“ +++ Auch interessant: OBO investiert in Ungarn 60 Millionen Euro +++
Man muss Ulrich Bettermann gar nicht darauf ansprechen. Er redet selbst offensiv über die Kritik an Geschäften in Ländern, die nicht gerade als demokratische Vorzeigestaaten gelten. „Es wird immer gesagt, in Ungarn, da ist keine Pressefreiheit. Das stimmt nicht. Ich kenne etliche Journalisten. Die können schreiben, was sie wollen.“ Wenn Bettermann so etwas sagt, dann folgt die Empörung auf dem Fuße. Das aber hat ihn noch von keinem Geschäft abgehalten. +++ Wegen der Bahnschranken: Bettermann fordert Stilllegung der Hönnetalbahn +++
Unternehmer Ulrich Bettermann - mit den Mächtigen der Welt
Bettermann: Leben in der Schweiz, in Ungarn und in Menden
Bettermann lobt die Senkung der Körperschaftssteuer in Ungarn von 18 auf 9 Prozent. Er habe eine Flasche Rotwein darauf verwettet, dass die Steuer nicht schnell wieder angehoben werde – und gewonnen. Der Grund sei nachvollziehbar: „Für neun Prozent machen viele nicht mehr Schwarzgeschäfte.“
Wo ist Ulrich Bettermann zuhause? Ulrich Bettermann hat einen ungarischen Personalausweis. Er ist seit 30 Jahren offiziell Schweizer Bürger. Er bezeichnet sich aber auch als Mendener. „Ich arbeite hier, auch in Wolfenschießen in der Schweiz und in Bugyi in Ungarn. In Österreich genieße ich die gute Luft.“
Eine Steuerflucht sei das nicht, betont Bettermann. Das wird ihm oft, gerade in Menden vorgeworfen. „Ich zahle aber meine Steuern hier in Deutschland. Obwohl ich das nicht müsste.“ Auch in Ungarn und der Schweiz verlange der Fiskus, dass er seiner Steuerpflicht nachkomme. +++ Bettermann: Holding nach Ungarn wenn Scholz Kanzler wird? +++
Mit 75 Jahren als Pilot noch am Steuerknüppel im eigenen Flieger
75 Jahre – das Alter hin oder her. Ulrich Bettermann hat sich gerade ein neues Auto gekauft. Er schwärmt von dem Flitzer. Den Oldtimer „Mercedes Heckflosse“ von 1962 habe er sich aufbereiten lassen. „Da fahre ich dann auch mal mit.“ Auch in seiner Privatmaschine sitzt Ulrich Leo Bettermann noch selbst am Steuerknüppel. Den nächsten Flug vor dem Geburtstag die Schweiz werde er selbst als Pilot absolvieren.+++ Bettermann bezeichnet Alt-Bürgermeister als Totengräber +++
Eine minimale Enttäuschung am Rande: Die Trophäe des Weltrekord-Hirschen darf er nicht behalten. Das Geweih kommt ins ungarische Nationalmuseum. So wollen es die Gesetze. „Leider kann ich ihn mir selbst nicht an die Wand hängen“, sagt Bettermann. Ihm bleibt eine Gipstrophäe als Nachbildung. Und der Stolz auf die neue Nummer eins auf der Abschussliste.